Wer ein Opfer von Einbruch geworden ist, weiß dass das keine Bagatelle ist. Dass ein wildfremder Krimineller im eigenem geschützten Bereich zugange war, ist eine sehr belastende Erfahrung. Jetzt die Frage: Warum gibt es eigentlich keine Kampagnen mit solchen Slogans wie „metoo“ oder „aufschrei“ um auf diese Problematik aufmerksam zu machen? Die Antwort ist: Es fehlt der Feind. Auf Delikten wie Einbruch oder Diebstahl kann man keine sexistische Gut-Böse-Dichotomie aufbauen wie bei sexueller Belästigung: Hier die armen Opfer -die Frauen – dort die miesen Täter: Die Männer. Es geht bei solchen Kampagnen darum, gegen Männer zu hetzen, ein Feindbild aufzubauen.
Kommen wir also zum Thema sexuelle Belästigung:

Das ist nicht etwa eine Bagatelle weißer, westlicher Wohlstandsweibchen, deren größtes Problem im Leben ein quersitzender Furz ist, das ist #keineKleinigkeit: Delikte, die gemeldet wurden
Im Jahr 1939 verurteilte ein deutsches Gericht einen Juden zu einer Haftstrafe. Sein Vergehen: Er hatte ein arische Frau angeblickt. Dem Gericht zufolge, hatte der Blick »eindeutig eine erotische Grundlage und konnte nur den Zweck gehabt haben, das Mädchen, an dem der Angeklagte interessiert war, zu einer Annäherung zu verleiten« (SFBM? Seite 473)

Wenn jemand erklärt, dass Flüchtlinge eine Gefahr für Frauen SIND, steht er als rassistischer Scheißhaufen da. Dieselbe Aussage über Männer generell und man darf sich für eine aufgeklärte, emanzipierte Zeitgenossin halten. Mann beachte, dass die Initiative „keine Kleinigkeit“ diese Hetze, die offenbar nicht unter das neue Anti-Hassrede-Gesetz fällt, unterschrieben hat (blaues Symbol mit dem K).
Ein paar Jahrzehnte später machen sich mutige Frauen und Männer auf, um solche Delikte wieder anzuklagen und gründen dazu die Initiative „Keine Kleinigkeit„. Denn wir leben in einer Kultur, in der Frauen, sobald sie vor die Tür gehen, ständigen Übergriffen ausgesetzt sind. Von Männern. Die Vergehen sind vielfältig und für Frauen die reinste Tortur. So werden sie Opfer von „unangemessenen Blicken“, „Hinterherpfeifen“ oder „ungefragten Kommentaren über ihr Äußeres“ – womit Komplimente gemeint sind. Was das „Hinterherpfeifen“ angeht, so hat sich bei mir mal ein Mädchen darüber beschwert, dass ihr noch nie ein Kerl hinterhergepfiffen hätte, gefolgt von der Frage: „Was ist bloß los mit euch Männern?!“.
Diese Frage, gestellt in einer Gesellschaft, in der nicht erfrorene Obdachlose (nur Männer) sondern schlechte Dirndl- oder „Jung und Schön“-Komplimente eine nationale Debatte auslösen, zeigt etwas auf: nämlich das ein- und dasselbe Verhalten mal positive und mal negative Resonanz auslösen kann. Eine Annäherung mit einem „Hallo“ kann mal willkommen sein, mal nicht. Da hängt viel von ab. Zum Beispiel welche Laune wir haben oder ob derjenige, der sich so nähert, einen sympathischen Eindruck macht oder nicht.

Das ist nicht harmlos sondern ganz schlimm, denn: „Männern gehört der öffentliche Raum, Frauen dürfen sich lediglich in diesem Raum bewegen.“ und: „Diese ständige Angst vor Übergriffen führt zu einer strukturellen Verdrängung aus dem öffentlichen Raum.“
Jetzt wollen Feministinnen ein Willkür-System durchsetzen: Als Belästigung soll das gelten, was man – eher: Frau – als Belästigung „empfindet“. Damit greift die Initiative ein uraltes Narrativ des Feminismus auf: „Sexuelle Belästigung ist das, was Du als solche empfindest.“ Das bedeutet, dass ein- und dieselbe Handlung, oder ein- und dieselbe Rede mal in Ordnung ist, mal als Übergriff zählt, je nachdem, wie es die Adressatin auffasst. Das bedeutet totalitäre Willkür: als Delikt gilt nicht mehr eine objektiv festgelegte und nachvollziehbar beschriebene Handlung, sondern das, was eben das willkürliche Entscheiden der „ermächtigten“ Person so festlegt. Erst vor kurzem hatten wir einen ähnlichen Prozess bei der Verschärfung des Sexualstrafrechts, welches nun Lappalien als Vergewaltigung einordnet. Es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis der nächste maassche Justizminister auftaucht, der in blindem Aktionismus und großer Betroffenheit über die von „Keine Kleinigkeit“ dokumentierten „Dunkelziffer“ eine Verschärfung vornimmt. Bei unserem Nachbarn Frankreich ist es bereits passiert.
Eine solche Willkürherrschaft scheint berechtigt, da hier die paranoide Deutung zum Tragen kommt: Blicke sind da nicht einfach nur Blicke, sondern stehen stellvertretend für etwas Übergeordnetes: Einem monströsen System. Hier ist es die „Rape-Culture“, von der alle Männer profitieren und von der alle Frauen unterdrückt werden, und in der sexuelle Belästigung, die auch über Blicke stattfindet, nur einer der vielen Aspekte ist. Deswegen ist so ein Blick oder gar ein Kompliment „keine Kleinigkeit“, sondern erfüllt den Zweck, die Frauen „aus dem öffentlichen Bereich zu drängen“. Auch hinter scheinbaren Bagatellen steckt ein großes System, das „Patriarchat“ mit einer bösartigen, Frauen unterdrückenden Struktur, sind also mitnichten „Kleinigkeiten“.
Sind sie aber doch! Es sind Kleinigkeiten und die Macher dieser Initiative nähren den Mythos von der schwachen Frau. Eine erwachsene Frau hat – wie der Mann auch – solche unangenehmen Erfahrungen auszuhalten. Ich sage es deutlich: Es muss erlaubt sein, dass ich eine erwachsene Frau anspreche und direkt frage, ob sie mit mir schlafen will (damit meine ich die Straße oder Club, nicht den Arbeitsplatz, das wäre noch mal ein eigenes Thema, das viel Fingerspitzengefühl verlangt). Von einer erwachsenen Frau kann man erwarten, dass sie über eine erwachsene Sexualität verfügt und auch mit der männlichen Sexualität umgehen kann. Tatsächlich trifft das auf die meisten Frauen auch zu – sie sind keine achtjährigen Schulmädchen, für welche sie von Feministen gehalten werden (die aber nichts desto trotz fordern, Frauen per Quote in anspruchsvolle Chefpositionen zu hieven oder für den Dienst an der Waffe auszubilden). Frauen werden von Feministinnen für übersensible Schneeflocken gehalten, die von der geringsten Irritation zerstört werden. Der Spectator bezeichnet dies als Panikmache und führt zu der Kampagne „metoo“ aus: „Es wird der Eindruck erweckt, als sei es die Hölle, eine Frau im 21. Jahrhundert zu sein. Das ist nicht nur falsch, sondern auch zerstörerisch. Im Jahr 2015 fand „Girl Guiding UK“ heraus, dass die Angst vor potentieller sexueller Belästigung das Leben von 75 Prozent der Mädchen und jungen Frauen beeinflusst. Eine Umfrage aus dem Jahr 2016 ergab, dass 41 Prozent der jungen Frauen davon ausgehen, dass sie am Arbeitsplatz diskriminiert werden. Diese jungen Frauen waren weder belästigt noch diskriminiert worden: ihre Ängste lagen darin, was ihnen in Zukunft möglicherweise passieren könnte. Es ist mehr die Angst vor sexueller Belästigung als die Realität, die Frauen zurückhält.“

Männer halten sich selbst nicht für sexuell belästigt, sind es aber tatsächlich öfter als Frauen.
Und umgekehrt: Ich habe auch schon unangenehme Erfahrungen mit Frauen gesammelt, und zwar auch solche, die eindeutig der sexuellen Belästigung zuzurechnen sind – ohne dass ich will, dass sie verfolgt werden. Solch ein Fall war einer, in welchem mich eine Frau in einer Bar immer wieder berührte trotz meiner wiederholten Aufforderungen, dies bleiben zu lassen. Schließlich stand ich entnervt auf, und suchte mir einen neuen Platz. Sie folgte mir und beschimpfte mich als „Schlappschwanz“. Was ich nicht mache, ist, daraus eine sexistische Anklage gegen das weibliche Geschlecht zu führen, wie es Feministinnen umgekehrt ganz selbstverständlich und mit öffentlicher Unterstützung tun. Dabei bin ich noch nicht mal ein Ausnahmefall, wie sich zeigt, wenn man auf die glorreiche Ausnahmeidee kommt, Männer diesbezüglich zu befragen. Eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt: Befragt man Männer, ob sie Opfer sexueller Belästigung gewesen seien, sagen die wenigsten „Ja“. Fragt man aber die Handlungen ab, welche als „sexuelle Belästigung“ verboten sind, sind auf einmal mehr Männer als Frauen betroffen. Dabei erleben Männer, die Belästigung ausgesetzt sind, diese zu einem Drittel durch Frauen. Das heißt, wenn Belästigung von Frauen „Alltag“ ist, die „ständig“ passiert, dann gilt das genauso für Männer. Nur, dass die deshalb nicht auf die Idee kommen, das weibliche Geschlecht anzuklagen, in Kollektivhaft zu nehmen. So sind Männer nicht. So scheiße. Auch woanders zeigt sich, dass Männer als „Opfer“ sexueller Belästigung gar nicht so selten sind. Weiterführend schreibt Hoffmann dazu:
Bei sexueller Belästigung sieht es nicht anders aus. Der von der American Association of University Women herausgegebenen Studie „Drawing the Line: Sexual Harassment on Campus“ zufolge wurden 62 Prozent der weiblichen und 61 Prozent der männlichen Schüler Opfer von sexueller Belästigung. Vier Forscher legten eine Folgestudie an und gelangten zu dem Ergebnis, dass sich die Mehrheit beider Geschlechter sowohl als Opfer wie auch als Täter sexueller Belästigung beschrieben habe, weshalb man das bisherige simple Täter-Opfer-Modell in Frage stellen müsse. Das bestätigte eine Ende 2013 veröffentlichte repräsentative Studie der Universität Lausanne und des Unternehmens „Forschung und Beratung“, die zeigte, dass Frauen und Männer am Arbeitsplatz ähnlich oft sexuell belästigt werden und dass Frauen in fast der Hälfte der Fälle zu den Tätern gehören. 66 Prozent der befragten Frauen und 71 Prozent der befragten Männer räumten ein, in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal ein Verhalten gezeigt zu haben, das vom Gegenüber als belästigend hätte empfunden werden können.
Das wahre Tabu ist also nicht, wie vielfach behauptet, Frauen als Opfer sexueller Belästigung – darüber redet man ständig – tabuisiert werden vielmehr weibliche Täterschaft und männliche Opfer – diese sind es, die im Mainstream-Diskurs ausgeblendet werden (das soll nicht als Plädoyer verstanden werden, jetzt mit demselben Opferdiskurs von männlicher Seite zu beginnen).
Diese Initiative und der ganze feministische Diskurs ist Gift für die Gesellschaft und für ein liebevolles Miteinander der Geschlechter. Man darf gespannt sein, wohin die Reise geht.
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