Der inoffizielle, feministische Slogan der Frauenbewegung zum Thema Abtreibung lautet: „Mein Ungeborenes gehört mir!“ Damit wird das Ungeborene als Eigentum der Mutter gekennzeichnet und im Kapitalismus darf der Besitzer sein Eigentum bekanntlich vernichten. Dieses Besitzdenken gegenüber den Kindern setzt sich dann fort, so hat kaum eine Kindeseigentümerin ein schlechtes Gewissen dabei, wenn sie ihr Eigentum dem anderen Elternteil entfremdet. Das ist keine schwere Menschenrechtsverletzung, weder erstens am Vater noch zweitens am Kind, da ersten der Vater nicht der Eigentümer ist und zweitens sowas wie persönliches Eigentum keine Menschenrechte besitzt.
Ebenfalls damit einhergeht, dass das Kind, bzw: ein Junge kein Recht auf körperliche Unversehrtheit hat. Nehmen wir einen Fall und nennen die potentielle Täterin „Anita“. Anita, die gerne Zitate über Glück und Liebe von klugen, philanthropischen Menschen postet, hat einen ganz banalen, grausamen Anschlag auf ihren Sohn vor, ist jetzt aber im Zuge einer Beschneidungsdebatte verunsichert:
Immerhin: Sie ist verunsichert. Immerhin. Es stellt sich aber die Frage, warum sie erst durch eine Diskussion auf Twitter auf den Gedanken kommt, dass das Rumschnippeln an den Genitalien von Kindern nicht in Ordnung ist sondern problematisch. Hat sie sich nicht informiert darüber, was sie ihrem Sohn antun will?
Denn das ist nicht unproblematisch, aktuell schreibt Gunnar Kunz zu dieser Form der schweren Körperverletzung:
Was man ebenfalls sehr wohl erfahren könnte, wenn man denn recherchieren würde, sind die möglichen Komplikationen dieser barbarischen Praxis: Schmerzen bei der Erektion. Harnverhaltung und Blasenruptur. Nierenversagen. Nachblutungen. Narben. Verengung der Harnröhrenöffnung durch Geschwürbildung. Teilweise Amputation des Gliedes. Durch Streptokokken oder Mischinfektionen ausgelöste nekrotisierende Fasziitis, die u. U. zum vollständigen Absterben der Haut und Unterhaut führt. Lebensgefährliche Infektionen, einschließlich Blutvergiftung und Hirnhautentzündung, Tuberkulose, Wunddiphterie, skrotaler Abszess mit Salmonellen-Infektion, Meningitis.
(der Artikel ist zu Gänze lesenswert)
Jeder, der in Deutschland kein Analphabet ist, weiß, dass Mädchenbeschneidung ein Verbrechen ist. Wenn wir jetzt in einem echten „Patriarchat“ leben würden, dann würden Feministinnen – in dem Fall tatsächlich Freiheitskämpferinnen – folgende Erfahrung machen: Sie würden erleben, wie ein Zensurmedium eine altehrwürdige Zeitung einer religiösen Fanatikerin, die die menschenverachtende Praxis der Mädchenbeschneidung verteidigt, eine Bühne bieten würde und die fundierte, feministische Antwort darauf einfach zensiert. So müssten unsere Freiheitskämpferinnen solche Beiträge auf ihren eigenen Blogs veröffentlichen, die nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten bekannt sind.
Jetzt leben wir aber in einem real existierenden „Patriarchat“ und da sind die Verhältnisse genau umgekehrt. Und so muss man erleben, dass eine feministisch dominierte Weltgesundheitsorganisation und den Mainstream beherrschende Drecksmedien den Diskurs prägen, und Kindeseigentümerinnen wie Anita erklären, dass Genitalverstümmlung an kleinen Kindern schon in Ordnung geht, eine gute Sache ist.
Und so stellt sich die Frage: Müssen wir Rücksicht nehmen auf die Gefühle von Verstümmlerinnen? Müssen wir, ganz einfach weil sie an der Macht sind, sie freundlich und zuvorkommend behandeln, mit ganz viel Puderzucker? Denn aus der Position der Machtlosigkeit heraus sollte man den Mächtigen besser nicht verärgern. Insofern war meine spontane Frage zu Anitas Statement oben, warum sie denn ihren Sohn verstümmeln lassen will, etwas ungeschickt. Während ein Mädchenverstümmler oder so einer, der seine Kinder zwangsverheiraten will, einfach in den Knast wandern würde, und man so einen feuchten Dreck auf seine Gefühle Rücksicht nehmen muss, kann sich die gute Anita ehrlich gekränkt fühlen um anschließend einer Muslima zu lauschen, die erklärt, warum diese Grausamkeit geboten ist zum Wohle aller.
Meine spontane Frage war so also vielleicht kontraproduktiv. Anita wusste es offenbar wirklich nicht besser, denn sie wird ja systematisch belogen von Zensurmedien altehrwürdigen Zeitungen, die mit ihrer Politik unnötiges Leiden befördern. In unserer Kultur herrscht kein Bewusstsein dafür, dass Grausamkeiten auch dann Grausamkeiten sind, wenn sie sich „nur“ gegen Vertreter des männlichen Geschlechts richten, selbst dann noch, wenn es Kinder sind, Stichwort: Empathiedefizit. Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis Frauen als Müttern das Recht abgesprochen wird, beliebig über ihr Eigentum zu verfügen, und bist dahin behandelt man Täterinnen besser zuvorkommend.