Die Zensurmedien und woran sie sich ein Beispiel nehmen sollten

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Die Beziehung der „Zeit“ zu ihren Lesern könnte man als problematisch beschreiben. Es ist die einer Gouvernante zu einem Kleinkind, das noch nicht gelernt hat, auf’s Töpfchen zu gehen. Ständig fühlt sich die „Zeit“ oder der Jugendableger „zett“ dazu berufen, ihre Leser zu ermahnen und ihnen zu sagen: „Du hast Pfui-Bäh gemacht, das gehört sich nicht“. Wobei hier immerhin noch einigermaßen sichtbar ist, dass zensiert wird. Woanders ist das weit weniger transparent, da wird genauso zensiert, dass zensiert wird, weshalb Fragen wie „Warum wurde mein Beitrag nicht freigeschaltet?“ ebenfalls nicht freigeschaltet werden.

Die Süddeutsche hat jüngst gänzlich die Kommentarfunktion abgeschafft, etwas, das Spucker Online bei bestimmten Artikeln auch praktiziert. Das zeigt: Die Journalisten wissen schon, bei welchen Themen sie von ihren Lesern auseinandergenommen werden, sofern man sie lässt. Die taz zensiert, steht aber nicht so offen dazu. Gerne schaltet sie Kommentare erst so spät frei, dass Berichtigungen die Masse der Leser nicht erreichen und eine Diskussion mit anderen Lesern aus dem gegnerischen Lager unmöglich ist. Die taz ist aus meiner persönlichen Erfahrung heraus auch ein gutes Beispiel dafür, dass Zensur pöbelhaftes Verhalten, welches die Zensurmedien ihren Lesern vorwerfen, erst produziert. Als nicht stubenrein behandelt zu werden macht wütend. Ebenfalls unsichtbare Vorzensur wird bei „Jetzt.de“ geübt, wobei sich hier die Willkür besonders daran zeigt, dass auch an Harmlosigkeit nicht zu überbietende Beiträge zensiert werden, die der stramm femischistischen Ausrichtung des Jugendbableger entgegensteht. Das Ergebnis: Lebhafte Diskussionen kommen sogut wie nie auf, ein Schicksal das „jetzt.de“ mit vielen feministischen Seiten teilt.

Eine strikte Zensurpolitik gegenüber unerwünschten Meinungen verfolgt auch der „Freitag“, wodurch der fälschliche Eindruck entsteht, die feministische Meinung sei nicht nur unter Journalisten sondern auch in der Bevölkerung die dominierende. Ich schaffte es, ganze drei Kommentare zu schreiben, bevor mein Account gesperrt wurde. Das bemerkenswerte: Keiner der drei Kommentare selbst wurde gelöscht, mein Account aber dennoch. Das lässt tief blicken, denn damit wird eingestanden, dass ich nichts zensurwürdiges – „Pfui-Bäh“ – verbrochen hatte sondern dass ich allein der feministischen Agenda im „Freitag“ in die Quere kam. Erst viel später wurde einer der drei gelöscht, und zwar der, den ich selbst für den am harmlosesten hielt, nämlich meine Wünsche an einen Trennungsvater, dass er nicht seiner Tochter entfremdet werden würde. Vielleicht war das zu verräterisch über die wahren Machtverhältnisse? Die anderen beiden Kommentare fielen wesentlich schärfer aus; aber mal die Geschlechter getauscht: Wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in einem echten „Patriarchat“ halt, in welchem ein Professor lehrt, dass alle Frauen Parasiten sind, könnte aus feministischer Sicht daran eine Kritik überhaupt zu scharf ausfallen? Und wenn eine Journaille für so einen menschenverachtenden Dreck keine Kritik sondern nur Erheiterung übrig hat, ist es nun mal einfach sie als sexistisch und heuchlerisch vorzuführen, wo sie sich scheinbare „Gleichberechtigung“ auf die Fahne geschrieben hat.

Aber es ist ja auch zu verstehen: Ein Diktator mag ja auch nicht, dass man ihm sagt, er sei ein Tyrann. Genauso will der Journalist nicht als Lügner und manipulativer Betrüger überführt werden, denn ein lügender Journalist hat keine berufliche Existenzberechtigung. Womit wir beim nächsten Beispiel wären: Ich behauptete beim Jugendableger der „Zeit“, dass er falsch damit liegt, wenn er behauptet, dass einvernehmlicher Sex in Schweden nicht strafbar wäre. Um die Sache nochmal aufzugreifen: Eine Feministin zitiert einen Minister, wonach „Passivität […] damit nicht länger als stilles Einverständnis interpretiert werden könne[…].“, was nichts anderes bedeutet, als dass einvernehmlicher Sex, wie er ganz alltäglich praktiziert wird, nun als eines der schlimmsten Verbrechen überhaupt strafbar ist. Also ich sehe das nach wie vor so, dass ich richtig und das stramm femischistische Medium ze.tt falsch liegt.

Die Zensurpraxis, konkret der Umstand, dass nicht ausschließlich rechtswidrige Inhalte zensiert werden, wie es in einer Gesellschaft, in der eine Zensur „nicht stattfindet“, sein sollte, sondern einfach nur Kommentare, die der Agenda des Blattes zuwiderlaufen, zeigt ein Problem der Medien mit ihren Rezipienten auf: Sie respektieren sie nicht. Sie nehmen sie nicht ernst, wollen sie bevormunden, anstatt ihnen eine freie Meinungsbildung zu ermöglichen, belügen und betrügen sie. Der Leser zieht Konsequenzen: die „Qualitätsmedien“ befinden sich seit Jahren im freien Fall.

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Es gibt aber auch positive Beispiele: Zum Beispiel Heise und sein Magazin Telepolis. Dort wird – soweit ich das überblicke – tatsächlich nur dann gelöscht, wenn ein Kommentar tatsächlich gegen geltendes Recht verstößt, eine Politik also, wie sie auch bei anderen Medien selbstverständlich sein sollte. Dafür zahlen sie aber auch einen Preis: Regelmäßig werden die Autoren von der versammelten Leserschaft…. dekonstruiert. Der Schwerpunkt der Berichterstattung folgt nach wie vor dem feministischen Narrativ, aber immerhin darf man widersprechen, und das auch deutlich. Die Mehrheit der Qualitätsmedien hingegen hält es so, dass sie Kommentare nicht nur löschen, wenn sie beleidigend oder rechtswidrig sind, sondern wenn sie gegen die politische Agenda des Blattes verstoßen. Man hat fast den Eindruck, als wünsche man sich die Zeit zurück, als der Leser nur in Form von Leserbriefen an der Diskussion teilnehmen konnten, die einer strengen Auswahl der Redaktion unterlagen.

Die Aufgabe der „Vierte Gewalt“ ist es, die Demokratie zu schützen und die Bildung autoritärer Strukturen zu verhindern. Sie zensiert tatsächlich aber nicht nur auf ihren eigenen Seiten sondern versagt auch darin, sich Zensurbestrebungen durch den Staat entgegenzustellen. Das sog. Netz-DG bedeutet, dass die nach dem Grundgesetz verbotene Zensur an private Einrichtungen ausgegliedert wird. Aufgabe der „Vierten Gewalt“ wäre es gewesen, genau das anzuprangern.

Die Anwendung des Netz-DG erfolgt dabei höchst willkürlich, verboten wird nicht – wie angekündigt – Hassrede H sondern die Rede der Gruppe G, wie man formvollendet in diesem Beispiel sieht:

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Ein Medium wie der Jugendableger der Zeit ze.tt versagt nicht nur darin, sich antidemokratischen Bestrebungen entgegenzustellen, sie wirkt bei deren Durchsetzung mit. Dabei weiß man ganz genau, gegen wen Hassrede erlaubt ist und gegen wen nicht. So darf man z.B. Männer als korrupt, dumm und unfähig hinstellen, aber die Richtigstellung dazu wird zensiert. Das geht solange gut, bist der Wind sich dreht. Zensurstrukturen, heute gegen den politischen Gegner installiert, können morgen auf einen selbst angewendet werden.

[Update] Heise zensiert jetzt anscheinend doch und das massiv, und ohne, dazu zu stehen. Ich gehe hier näher darauf ein.

[Nachtrag] Welche traurige Geschichte es bei Heise genommen hat, siehe hier: Willkürliche, leserverachtende Gesinnungszensur im heise-Forum

11 Gedanken zu „Die Zensurmedien und woran sie sich ein Beispiel nehmen sollten

  1. Matze

    Und wenn du die Zensierer mit Fotobeweis darauf ansprichst, antworten sie gar nicht mehr oder leugnen es sogar, obwohl doch alle den Fotobeweis sehen können.

    Keine Ahnung wie man so falsch sein kann.

    Antwort
  2. Pingback: Moderne Zensurformen – Jan Deichmohle

  3. Fiete

    Da ich auf der Seite von AGENS gerade einen Kommentar verfasst habe, der nicht zuletzt die Zensur auf Medienwebsites anspricht, verlinke ich den mal eben:
    https://agensev.de/schweden-gleichsetzung-von-jungen-und-maedchen-im-kindergarten/#comment-1278

    Fazit:
    Einen Vater auszugrenzen und totzuschweigen ist okay.
    Sämtliche Schuld an irgendwelchen angebl. Problemen „den alten Männern“ zuzuweisen, ist okay.
    Kleine Kinder mit abstrusen Methoden ( u.a. Angstpuppen ) ideologisch hirnzuwaschen, ist okay.

    Zu fragen, warum das so ist, ist aber nicht okay….

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  4. Jochen Schmidt

    Tja, ein sehr trauriges Thema …

    Übrigens ist die sinkende Nachfrage bei den Printmedien nicht so ganz einheitlich. Der allgemein negative Trend ist unbestritten – aber z. B. hat die „Zeit“ im Jahr 2017 zugelegt gegenüber dem Vorjahr.

    Mein Eindruck ist: diese Kommentar-Funktion bei den Online-Medien war von Anfang an nur Täuschung. Journalisten haben sich noch nie für das interessiert, was ihre Leser denken und wissen. Das war von Anfang an nur ein Mittel, um die Leserschaft irgendwie an das jeweilige Online-Medium zu binden.

    In der letzten Woche habe ich mal so eine Art Selbstauskunft von so einem Star-Journalisten (er hat z. B. bei den Panama-Papers investigativ mitgewirkt) gelesen, der seine normale Lektüre beschreibt. Naja, wie man sich denken kann: der liest den ganzen Tag nur Zeitungen (und hört noch entsprechende media streams), kennt eben auch viele von den Journalisten persönlich, hat z. T. mit ihnen zusammengearbeitet:

    Kurz, er lebt nur in der Medien-Welt. Die normale Realität taucht da gar nicht mehr auf. Und es gibt auch gar kein Bemühen von seiner Seite, durch den Dunst und Schleier der Medien-Erzeugnisse durchzudringen zur realen Welt, zu den „grim facts“. Wie soll einer, der so entrückt ist von der normalen Welt und den Menschen, die sich darin zurechtfinden müssen, wie soll der mit kritischen Leser-Kommentaren klarkommen?

    Da ist das Löschen von kritischen Kommentaren doch einfach nur noch Selbstverteidigung – blanke Notwehr ist das. Wenn so ein Typ kritische Leserkommentare ernst nehmen würde – er könnte seinen Beruf nicht mehr ausüben, er könnte mit seinen Kollegen nicht mehr zusammenarbeiten. Ja, das ist eben die Korrumpierbarkeit dieser Leute …

    Antwort
  5. Andreas

    Das Problem des „nicht freischaltens“ ist auch mir bestens bekannt. Ich vermute mal, dass es inzwischen auch so etwas wie „schwarze Listen“ bei SPON und FOCUS gibt, denn meine Kommentare werden – obwohl grundsätzlich sachlich formuliert – nicht mehr freigeschaltet, unabhängig vom Thema.
    Eine Sperrung ist bisher nicht erfolgt, denn dafür liefere ich keinen Grund.

    Antwort
  6. Martin H.

    Danke für den interessanten Erfahrungsbericht.
    Durch die vielen Löschungen / Filterungen von Kommentaren ist der Mehrwert von SPON und ZEIT gesunken, da ergänzende Informationen und Argumente bisher in den Kommentaren zu finden waren.

    Der Mehrwert der Nachrichten ist ohnehin gering, zumal ich die (wenigen) Sachinformationen zunehmend durch Agendajournalismus und Werbung erkaufe.

    Antwort
  7. Jonas

    Über die Zensur bei Zeit kann ich auch ein Lied singen. Meiner persönlichen Erfahrung nach kann die Zeit bei folgenden Themen nicht mit Kritik umgehen und Zensur findet hier immer wieder statt (Reihenfolge=Gewichtung):

    – Kritik an Israel und am Zentralrat der Juden
    – Antifeminismus/Feminismuskritik
    – Kritik an Hetze gegen Pädophilie
    – Kritik am Kampf „gegen Rechts“

    Mit Sicherheit werden auch islam- und einwanderungskritische Kommentare zensiert, aber das betrifft mich persönlich nicht.

    Die Begründungen lauten immer, „Bitte verzichten Sie auf Pauschalisierung“ und „Bitte äußern Sie sich sachlich und differenziert“. Wenn man nach diesen Kriterien konsequent vorgehen würde, müsste die ZEIT eher ihre eigenen Artikel streichen. Eine Diskussion mit den Lesern findet so gut wie nie statt.

    Antwort
  8. Andreas Kuhn

    Vorsichtshalber:

    Während es bei der Moschee noch unklar ist, wer die Täter waren,
    ist es hier in Leipzig schon klar:
    Die Täterinnen konnten nicht lesen:
    https://www.tag24.de/nachrichten/leipzig-plagwitz-farbanschlag-tos-gemeinde-kirche-linksradikale-feministinnen-470465
    „In dem Schreiben heißt es zudem, die Kirchenleute würden „Anti-Abtreibungs-Propaganda“ verbreiten, in dem sie beispielsweise zum „Marsch für das Leben“ aufrufen würden.“
    „Ihre Gemeinde rufe zum „Marsch des Lebens“ auf. „Das ist ein Gedenkmarsch an den Holocaust“, erklärt Haas.“

    Antwort
  9. Juri Nello

    Seit wann ist das Drunterrotzen der Inbegriff der persönlichen Freiheit? Will man einen Artikel auf seine Art diskutieren, kann man Microblogservices dafür nutzen. Es nutzt einem in der Regeln nix, alle Kommentare zum Artikel zu kennen. Die Allgemeinplätze waren vorher schon bekannt. Der eine bereichernde Kommentar, den man dann vor lauter Schrott nicht findet, reißt es dann auch nicht. Wenn man aber https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Schulstreiks-Merkel-sieht-Russland-am-Werk/forum-420201/comment/ wirklich als Freiheit sieht, dann hält man Freiheit nur für die Wahl zwischen Giftspritze und E-Stuhl. Es sei gewiss: Es lässt sich freier leben!

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