Eine der beliebtesten neoliberalen Theorien ist, dass sich ein ungezähmter Markt zum größten Wohl aller auswirkt, weshalb jeder Eingriff, jede Regulierung abzulehnen sei. Die Markteilnehmer stehen als Anbieter von Produkten im Konkurrenzkampf, weshalb sie gezwungen seien, die beste Qualität zum günstigsten Preis anzubieten. Hinter diesem Prinzip steht aber nicht die Motivation, größtmöglichste Qualität anzubieten, denn das ist nur das Mittel zum eigentlichen Zweck, die Befriedigung der Gier, der Profitmaximierung. Das führt dazu, dass das Prinzip „Das Beste für Alle“ ausgehebelt wird.
Als Beispiel hierfür lassen sich Sollbruchstellen nennen. Ein Produkt wird so designt, dass es nach einer begrenzten Zeit kaputt geht, so dass es neu gekauft werden muss. Damit wird das Prinzip der hohen Qualität unterlaufen und dem Prinzip der Profitmaximierung entsprochen, denn wenn ein Produkt oft neu gekauft werden muss, steigert dies den Profit.
Ähnlich verhält sich bei der Heilung von Krankheiten. Profitgierige Perverslinge mahnen, dass die Pharmaindustrie keine Therapien entwickeln sollte, die eine endgültige Heilung versprechen: Leid = Gewinn.
Kinderarbeit ist bei uns verboten, woanders ist sie erlaubt. Aufgrund einer unzureichenden Rechtslage ist bei uns aber nicht der Verkauf von Produkten verboten, die mit Kinderarbeit gefertigt wurde. Hier wirkt sich der freie Markt, der eben auch die Freiheit kennt, Kinder auszubeuten, derart aus, dass sie das ganze Leben des kindlichen Lohnsklaven versaut. „Liberale ohne Gnade“, wie sie sich selbst nennen und auf die ich nochmal zu sprechen kommen werde, sehen darin kein Problem. Vielmehr sehen sie den Zugang zu Bildung, eines der ärgsten und ersten Anliegen linker Politik, nicht als Menschenrecht an, sondern muss nach deren Vorstellung nach den Regeln des „freien Marktes“ erworben werden.
Vor einigen Jahren kam es zu einem kleinen Skandal um eine Altenpflegerin, die für den Müll bestimmte Maultaschen an sich nahm, und daraufhin entlassen wurde. Der Arbeitgeber, der als Mitglied der Oberschicht nie in die Verlegenheit geraten wird, unter katastrophalen Umständen gepflegt zu werden, erklärte dazu, dass das „Vertrauen“ in die Pflegerin verlorengegangen sei, weshalb die Kündigung gerechtfertigt sei. Einen Vertrauensverlust gab es auch bei mir: Ich habe kein Vertrauen in solch ein despotisches Regime und möchte auch nicht in einem solchen gepflegt werden. Das Beispiel „Altenpflege“ zeigt mit am Besten, warum das Prinzip „Freiheit“ nicht zur größtmöglichsten Qualität führt: Einen Senior, den man pflegt, kann man nicht gewinnbringend auf dem Markt verkaufen. Der Profit wird dadurch generiert, dass man die Pflege möglichst kostengünstig hält und z.B. am Pflegepersonal einspart. Das führt zu Zuständen, in welchen eine Pflegekraft für viel zu viele Pflegefälle zuständig ist, eine menschengerechte Pflege also unmöglich geleistet werden kann. Erst vor kurzem hörte ich von einer Altenpflegerin, dass es Standard sei, dass manche Senioren am Tag einfach mal nichts zu essen bekommen, da das Personal zum Füttern nicht ausreichten.
Ebenfalls zu unermesslichen Leid kommt es in der Produktion tierischer Produkte. Der größtmöglichste Gewinn geht mit den schlimmstmöglichen Haltungsbedingungen von Tieren einher. Und nachdem Prinzip der Konkurrenz kann es sich auch kein Produzent leisten, die Tiere unter humanen Bedingungen zu halten. Ein Freund von mir sagte mal, dass er denjenigen töten würde, der seinem Hund etwas antut. Wenn sein Hund das erleben würde, was Tiere in Deutschland tagtäglich erleben müssen, sein Herz würde bluten. Tiere sind leidensfähig, allein deshalb sollte jeder, der kein Unmensch ist, also kein „Liberaler ohne Gnade“, artgerechte Haltung unterstützen und dafür auch höhere Kosten in Kauf nehmen. Dabei reicht es nicht, die Verantwortung an den Verbraucher abzuwälzen, dass er z.B. „Bio-Produkte“ kauft, sondern Tierquälerei muss gesetzlich verboten werden. [Nachtrag] Die Zustände in der Massentierhaltung sind so katastrophal, dass Antibiotika nicht erst bei tatsächlich auftretenden Krankheiten verabreicht werden, sondern routinemäßig unter das Futter gemischt werden. Die Folge sind multiresistente Keime, an denen jährlich bereits tausende von Menschen sterben.
Infrastruktur und Bildung: Da hier nicht unmittelbar die Profitgier befriedigt werden kann, erfolgen keine Investitionen, was der Gesellschaft – mit Ausnahme der Reichen – langfristig teuer zu stehen kommen wird.
Eine weitere Folge ist Lohndumping. In dem Bestreben, den Profit zu maximieren, werden die Löhne gedrückt und eine entsprechende Lobbypolitik betrieben. So kommt es, dass unzählig viele Menschen im Niedriglohnsektor gefangen sind und trotz Vollzeitbeschäftigung kaum mehr als ein Hartz-IV-Bezieher verdienen. Neoliberale Medien wie die „BILD“ verstehen es dabei geschickt, die arbeitenden Armen gegen die Armen ohne Arbeit aufzuhetzen, indem das Bild des Faulpelzes in der sozialen Hängematte propagiert wird.
Ein weiteres Problem stellt der parallele Abbau von Sozialstaat und Arbeitnehmerrechten dar, wie er von der neoliberalen Lobby vorangetrieben wird. Die Demontage des Sozialstaates führt zu Abhängigkeit vom Arbeitsplatz. Abbau von Arbeitnehmerrechten führt dazu, dass man vom Arbeitgeber abhängig ist und somit nicht in Opposition zu ihm oder dem System gehen kann, da man willkürlich entlassen werden kann und dann ohne funktionierendem Sozialstaat existentiell vernichtet wird. Somit muss man sein Fähnchen nach dem Willen desjenigen richten, von dem man abhängig ist. Damit führt die Kombination von Abbau des Sozialstaats sowie Arbeitnehmerrechten in die (neoliberale) Diktatur.
Diese Beispiele zeigen, dass ein ungefesselter Markt zu unmenschlichen Bedingungen führt und von daher reguliert werden muss. Das Prinzip einer „sozialen Markwirtschaft“, welche zum einen faire Entlohnung bietet, aber zugleich die bestialischen Härten eines ungezähmten Marktes abfängt, ist dabei von der Theorie her sehr zu befürworten. Allerdings sollte eine „wehrhafte Demokratie“ auch dafür sorgen, dass dieses Prinzip in die Praxis umgesetzt wird, so dass wir einen demokratiekonformen Markt erhalten und nicht eine marktkonforme Demokratie, denn letztere ist keine Demokratie mehr.
Die neoliberale Lebenslüge zeigt sich m.E. am besten daran, dass die Neoliberalen zwar den „Staat“ aus allem raus haben wollen, dabei aber unterschlagen, dass es genau dieser Staat ist, der die Eigentumsrechte schützt, die sie wiederum zum wirtschaften dringend benötigen.
Hey! Das Recht auf Eigentum ist anders als das Recht z.B. auf Bildung heilig!
Tierquälerei ist bereits gesetzlich verboten. Gewinnmaximierung gehört wohl kaum zu den „vernünftigen“ Gründen, aus denen ein Tier gehalten und getötet werden darf.
Was die Qualität und die Gewinnmaximierung angeht, lernt man bereits im 1. Lehrjahr einer kaufmännischen Ausbildung das Minimal- und Maximal-Prinzip.
Entweder versucht man mit minimalem Einsatz ein bestimmtes Ziel zu erreichen – oder mit einem bestimmten Einsatz maximalen Ertrag zu erzielen. Wer also von liberalen Märkten faselt und beste Qualität zum günstigsten Preis verspricht ist entweder dumm bzw. hat keine Ahnung – oder ein Lügner.
Davon merken die Tiere in der Massentierhaltung aber wenig.
Ändert aber nichts daran, dass es bereits verboten ist.
Was deutlich zeigt: Ständig reflexartig nach härteren Strafen zu rufen bringt überhaupt nichts.
Man muss Strafen nämlich erst mal durchsetzen bzw. Gesetzesverstöße erst mal ermitteln und verfolgen.
Man könnte jetzt mit der Marktmacht der Verbraucher argumentieren. Leider ist die aber eben nicht immer gegeben. Ich kann zwar bspw. entscheiden, dass ich Eier nur noch vom Öko-Dealer meines Vertrauens kaufe, der männliche Küken nicht vergast oder schreddert.
Das wird aber schwierig, wenn ich bspw. Produkte konsumiere, die Vollei enthalten. Da dürften die Eier zu nahezu 100% aus konventioneller Haltung stammen. Inklusive aussortierten Hähnchen.
Im Übrigen scheint dort die Lobby stark genug sein, um Wirtschaftlichkeit als ausreichend starkes Argument für eine „vernünftige“ Tötung zu nutzen.
Der Paragraf, der festlegt, dass Tiere „keine Sachen“ sind und damit auch nicht so behandelt werden dürfen, schränkt sofort ein, dass das Nutzen der Tiere so gestattet ist, wie es in den einschlägigen Gesetzen etwa zur Tierhaltung festgelegt ist und ist damit kaum mehr als ein symbolischer Akt, ein leeres Bekenntnis.
Passend zum Thema dieses ausgezeichneten Artikels an dieser Stelle noch ein weiterer Baustein zur Analyse und Kritik neoliberaler Diskursstrategien.
Der Wirtschafts-Anthropologe Jason Hickel, Autor des lesenswerten Buches „Die Tyrannei des Wachstums. Wie globale Ungleichheit die Welt spaltet und was dagegen zu tun ist“
https://www.bol.de/shop/home/artikeldetails/ID87951498.html
prägte für eine der aktuell vorherrschenden neoliberalen Diskursstrategien die m.E. treffende Bezeichnung: die neoliberale Optimismus-Industrie.
Bei der neoliberalen Optimismus-Industrie geht es u.a. darum Daten und Dateninterpretationen zu produzieren und zu verbreiten, die suggerieren, durch die Ausbreitung von Kapitalismus/Neoliberalismus würde es weltweit zu einem drastischen Rückgang von Armut und Ungleichheit kommen.
Damit im Zusammenhang steht in der Regel auch die Ignorierung, Leugnung oder Bagatellisierung historischer Verbrechen durch Kapitalismus/Liberalismus.
Des Weiteren geht es bei der neoliberalen Optimismus-Industrie auch um die Relativierung oder Leugnung von Problemen im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung, Tierleid und Artensterben.
Diese meist in neoliberalen Think Tanks produzierten Befunde und Dateninterpretationen stehen oft im Widerspruch zu den Forschungsergebnissen, zu denen Wissenschaftler außerhalb wirtschaftsliberaler/neoliberaler Kreise kommen und stehen daher zunehmend in der wissenschaftlichen Kritik.
Die neoliberale Optimismus-Industrie geht auf verschiedene Großkapitalisten und Superreiche, darunter
Bill Gates von Microsoft
https://de.wikipedia.org/wiki/Bill_Gates
und Charles und David Koch von Koch Industries
https://de.wikipedia.org/wiki/Koch_Industries
zurück. (David Koch ist kürzlich verstorben.)
Diese finanzieren viele jener neoliberalen Think Tanks und Internet-Seiten, die die entsprechenden Befunde und Dateninterpretationen produzieren und dann im Internet verbreiten.
Besonders bekannt ist hierbei das Cato-Institut,
https://de.wikipedia.org/wiki/Cato_Institute
einer der größten und einflussreichsten neoliberalen Think Tanks der USA, finanziert u.a. von den Gebrüdern Koch von Koch Industries. Das Cato-Institut unterhält u.a. die Webseite „Human.Progress.org“, die bekannteste Propagandaseite der neoliberalen Optimismus-Industrie, es gibt aber noch mehrere andere.
Die in den entsprechenden neoliberalen Think Tanks produzierten Befunde und Dateninterpretationen wurden auch in mehreren Büchern verbreitet, die beiden bekanntesten sind „Aufklärung jetzt“ von Stephen Pinker und „Factfulness“ von Hans Rosling. Diese beiden Bücher sind quasi die derzeitigen Bestseller der neoliberalen Optimismus-Industrie.
Eine m.E. lesenswerte Analyse und Kritik der neoliberalen Optimismus-Industrie, einschließlich ihrer Hintergründe sowie Analysen zu der Art ihrer Dateninterpretationen im Zusammenhang mit Armut und Ungleichheit findet sich in folgendem Artikel von Jason Hickel:
Jason Hickel – Progress and its discontents
https://newint.org/features/2019/07/01/long-read-progress-and-its-discontents
Danke!
Wenn Du mir einen längeren Kommentar erlaubst – Du machst den typischen Fehler derer, die „Kapitalismus“ überhaupt als politisch kritisierbaren Kampfbegriff verwenden, statt ihn als Deskriptiv für einen Naturzustand zu verwenden.
„Das Beste für alle“ ist kein objektiver Maßstab – weil Menschen unterschiedlich sind. Freilich kann man planned obsolescence kritisieren, aber Leute kaufen Autos von Tesla, wie blöde. Jedwedes Weißgerät von Siemens/Bosch/AEG hat an einer Stelle einen Kabelbinder statt einer Schlauchschelle – die von Miele haben gleich eine Schlauchschelle. Markt führt *immer* zu Konsumentenmacht – *Du* kannst dich entscheiden, ob Du bei deiner 400€ – Siemens – Waschmaschine nach 5 Jahren eine Schlauchschelle befestigst *oder* Dir eine neue kaufst *oder* gleich 2000€ für die Miele ausgibst.
Unternehmen können nichts dafür, dass Menschen faul und/oder dumm sind, das ist schlicht so. Das den Unternehmen vorzuwerfen ist, als würde man dummen Menschen vorwerfen, dass sie dumm sind. Da können die nichts dafür.
Die Bildungsgeschichte – mei, das ist eine obsolete Unterhaltung, da Bildung dank Internet recht ubiquitär, flächendeckend und gratis verfügbar ist; dank Youtube sogar für Analphabeten (es gibt auch Schreib- wie Englischkurse). Das „Wert legen“ auf formale Bildung ist vielleicht noch in der Industrie interessant, aber Herr Otto, Erfinder des nach ihm benannten Motors, war kein Ingenieur – und das war vor 160 Jahren; der musste noch in die Bibliothek, so denn es eine gab. Die meisten aktuellen, _self-made_ „Superreichen“ haben keinen nennenswerten Abschluss.
Der Pharmaindustrie Ignoranz menschlichen Leidens vorzuwerfen ist mindestens bigott – während des Lesens dieses Satzes sind locker 100 Menschen gestorben, davon sicher zwei Kleinkinder, und mehr als einer davon ist verhungert. Ist Dir offenbar auch egal. Es hält Dich ja nun niemand davon ab, Krankheiten zu heilen – also, außer, dass man dafür ein Milliarden kostendes Heer hochqualifizierter Biologen und Chemiker braucht, ein paar korrupte Politiker bestechen muss und noch ein paar Ärzte finanzieren muss – richtig?
Kinderarbeit – mei, es ist nicht die Schuld der Gesellschaft, wenn Leute Kinder bekommen, die sie sich nicht leisten können; ich kann nicht alles Übel der Welt lösen. Sterilisieren? Nein? Guck.
Und die Maultaschen mitnehmende Altenpflegerin war halt (a) so doof, sich erwischen zu lassen, was mir jetzt als Grund reichen würde – wäre sie aber (b) in ihrem Job gut gewesen, wäre sie nicht entlassen worden.
Dann schreist Du „Tierquälerei muss gesetzlich verboten werden“ – weil Deine beliebigen pseudo-ethischen Maßstäbe wertvoller sind als meine. Fein. Mit dem Maßstab hast Du allerdings kein Gegenargument, wenn ich mir was beliebiges ausdenke, was Dir nicht gefällt – jedes zehnte Kind erschießen, oder so.
Multiresistente Keime? An denen *Tausende* Sterben? Ja – dafür _verhungern_ Hunderttausende nicht. Entscheid Dich.
Lohndumping in Deutschland gehe ich d’accord, aber selbst der Mindestlöhner hat 20% Sozialabgaben plus 20% USt plus 30% Steuern auf seine Miete. Mecker gegen den Staat, der die Hälfte wegnimmt. Die Unternehmen können das doppelte bezahlen – tun sie bereits.
Bzgl. der „sozialen Hängematte“ – ich kenne Leute auf Hartz4, die arbeiten wollen, aber schlicht Pech hatten – denen sollte geholfen werden. Ich kenne auch Leute auf Hartz4, die schlicht und einfach in ein Arbeitslager gehören. Da muss man differenzieren. Das ist kein „aufhetzen“ der „Neoliberalen“, da kommt schon jeder selber drauf, wenn er mal für 5 Pfennig nachdenkt. Im Extremfall nehmen wir den Kriegsversehrten, der bei der Verteidigung des Vaterlandes gegen – äh – Österreich sein Bein verloren hat vs. den Feigling, der sich sein Bein abgesägt hat, um nicht gegen die Österreicher in den Krieg zu müssen. Haben die beide die gleiche „Solidarität“ verdient? Nein? Guck.
Solidarität ist eine schöne Sache, der die allermeisten Menschen, vor allem alle anständigen Menschen, zustimmen. Solidarität ist aber reziprok – da kannst Du natürlich Rawls bemühen, aber dessen „Gesellschaftsvertrag“ unter _unmündigen_, die die Konsequenzen nicht verstehen, findest Du selber sofort falsch, wenn Pädophile Sex mit 6jährigen in Ordnung finden, wenn sie denen einen Lolli dafür anbieten – 6jährige mögen Lollis.
Ich möchte dann noch erwähnen, dass die „neoliberale Lobby“, weil der Kampfbegriff „Kapitalismus“ ja abgenutzt ist, im Gegensatz zu anderen, sozial-utopischen Systemen einen _enormen_ Wohlstand produziert (und hat, und weiterhin wird). Wie das mit derart vielen Menschen zu gestalten ist, weiß ich nicht – selbst das super-regulierte Deutschland hätte für jeden Menschen Geld übrig für einen Bausatz Wellblechhütte und einen Hektar Land – wir haben aber nicht genug Land.
> so dass wir einen demokratiekonformen Markt erhalten und nicht eine marktkonforme Demokratie
Eine nicht-marktkonforme Demokratie geht aber _pleite_. Merke: Der Markt ist nur ein Deskriptiv für ideales, menschliches Verhalten, bei dem es *allen* besser geht. Demokratie, hingegen, ist eine friedlich-sozialutopische Wunschvorstellung, die genau dann scheitert, wenn die Menschen feststellen, dass sie dafür „abstimmen“ können, vom Geld anderer Leute zu leben. Menschen sind doof, aber nicht so doof. Das widerspricht dem Markt, dem dem Menschen inhärenten Selbsterhaltungstrieb. Ich _kann_ mein Hühnchen gegen 5 Kilo Kartoffeln tauschen. Ich _muss_ aber nicht. Esse ich halt mein Hühnchen. Oder meine Kartoffeln.
*Du* kannst dich entscheiden, ob Du bei deiner 400€ – Siemens – Waschmaschine nach 5 Jahren eine Schlauchschelle befestigst *oder* Dir eine neue kaufst *oder* gleich 2000€ für die Miele ausgibst.
Ok, allein dieses Eingangsargument zeigt, dass Du offensichtlich in einer abgehobenen Wolkenschlosswelt lebst, so dass es dir nicht mal in den Sinn kommt, dass es viele Menschen gibt, die sich 2000€ schlicht nicht leisten können – ja noch nicht mal 400€ – auch nicht im fetten Deutschland.
Unternehmen können nichts dafür, dass Menschen faul und/oder dumm sind, das ist schlicht so. Das den Unternehmen vorzuwerfen ist, als würde man dummen Menschen vorwerfen, dass sie dumm sind. Da können die nichts dafür.
Es ist Aufgabe des Staates, über Marktregulierungen die Profitgier, die über Leichen geht, zu zähmen.
Die Bildungsgeschichte – mei, das ist eine obsolete Unterhaltung, da Bildung dank Internet recht ubiquitär, flächendeckend und gratis verfügbar ist; dank Youtube sogar für Analphabeten (es gibt auch Schreib- wie Englischkurse). Das „Wert legen“ auf formale Bildung ist vielleicht noch in der Industrie interessant, aber Herr Otto, Erfinder des nach ihm benannten Motors, war kein Ingenieur – und das war vor 160 Jahren; der musste noch in die Bibliothek, so denn es eine gab. Die meisten aktuellen, _self-made_ „Superreichen“ haben keinen nennenswerten Abschluss.
Das Argument kenn ich schon. Die absolute Ausnahme gilt aber nicht für die Regel. Das ist hirnverbrannt.
Denn: du kannst es nicht. Du kannst z.B. den Millionen von Niedriglöhnern nicht sagen, wie sie aus dieser prekären Situation herauskommen, in der sie gefangen sind. Weil es ein Bill Gates geschafft hat, kann es ein beliebiger armer Mensch eben nicht genauso schaffen, oder wie ich bereits schrieb
Die reichen Familien von heute sind die reichen Familien von vor Jahrhunderten, siehe Reichtumsforschung.
Ob man ein Self-Made-Mann wird, hängt enorm von Glück oder „Schicksal“ ab. Bill Gates zum Beispiel: Wäre er nur ein Jahr zu früh oder zu spät gekommen, er wäre heute nur ein weiterer kleiner, namenloser Programmierer.
Dein Vorschlag, bzw. deine Annahme (sinngemäß: „Jeder kann, wenn er nur will“) ist in etwa so fundiert wie Lottospielen als Altersvorsorge zu empfehlen. Exakt dieselbe Idiotie.
Der Pharmaindustrie Ignoranz menschlichen Leidens vorzuwerfen ist mindestens bigott – während des Lesens dieses Satzes sind locker 100 Menschen gestorben, davon sicher zwei Kleinkinder, und mehr als einer davon ist verhungert. Ist Dir offenbar auch egal. Es hält Dich ja nun niemand davon ab, Krankheiten zu heilen – also, außer, dass man dafür ein Milliarden kostendes Heer hochqualifizierter Biologen und Chemiker braucht, ein paar korrupte Politiker bestechen muss und noch ein paar Ärzte finanzieren muss – richtig?
Goldmann-Sachs sagte nicht: „Wie müssen die Menschen leiden lassen, weil wir ihnen sonst überhaupt nicht helfen könnten“
sondern:
„Wir sollten die Menschen leiden lassen, weil es sonst die Profite schmälert“
Kinderarbeit – mei, es ist nicht die Schuld der Gesellschaft, wenn Leute Kinder bekommen, die sie sich nicht leisten können; ich kann nicht alles Übel der Welt lösen. Sterilisieren? Nein? Guck.
„Kinderarbeit ist in Ordnung, da die Eltern schuld sind, dass sie überhaupt auf der Welt sind.“
Nee. Seh ich anders.
Und die Maultaschen mitnehmende Altenpflegerin war halt (a) so doof, sich erwischen zu lassen, was mir jetzt als Grund reichen würde – wäre sie aber (b) in ihrem Job gut gewesen, wäre sie nicht entlassen worden.
Es ist falsch, wenn man dafür bestraft wird, wenn man für den Müll bestimmte Lebensmittel an sich nimmt. Falsch und Pervers, Kapitalismus eben.
Dann schreist Du „Tierquälerei muss gesetzlich verboten werden“ – weil Deine beliebigen pseudo-ethischen Maßstäbe wertvoller sind als meine. Fein. Mit dem Maßstab hast Du allerdings kein Gegenargument, wenn ich mir was beliebiges ausdenke, was Dir nicht gefällt – jedes zehnte Kind erschießen, oder so.
Hä?
Tiere sind leidensfähig, die leiden, das ist kein willkürlicher „pseudo-ethischer Maßstab“, den ich mir einfach so aus den Ärmel schüttel. Viele Tierhalter, die ihre Hunde, Katzen lieben, würden zugrunde gehen, wenn ihre Lieblinge so leiden würden, wie man es anderen fühlenden Wesen ganz alltäglich zumutet.
Tiere haben Charakter, sind also Individuen
Multiresistente Keime? An denen *Tausende* Sterben? Ja – dafür _verhungern_ Hunderttausende nicht. Entscheid Dich.
Dumm, dumm, dumm. Recherchier mal, wieviel Ressourcen an Wasser und Futter notwendig sind, um nur ein Kilo Fleisch herzustellen. Man kann die „Huntertausende“ viel effizienter vegetarisch ernähren.
Solidarität ist eine schöne Sache, der die allermeisten Menschen, vor allem alle anständigen Menschen, zustimmen. Solidarität ist aber reziprok – da kannst Du natürlich Rawls bemühen, aber dessen „Gesellschaftsvertrag“ unter _unmündigen_, die die Konsequenzen nicht verstehen, findest Du selber sofort falsch, wenn Pädophile Sex mit 6jährigen in Ordnung finden, wenn sie denen einen Lolli dafür anbieten – 6jährige mögen Lollis.
Rawls geht von Vernünftigen und mündigen Vertragspartnern aus. Du hingegen hältst dich offensichtlich für was besseres, und du versetzt dich gar nicht in die Situation, dass das, was andere erleiden, dich selbst treffen könnte.
Als Kind will ich nicht missbraucht werden. Deshalb würde man also nicht für ein Missbrauchsrecht für Pädophile stimmen, sondern nur dafür, dass letztere nicht verfolgt werden, solange sie nicht übergriffig werden.
Ich möchte dann noch erwähnen, dass die „neoliberale Lobby“, weil der Kampfbegriff „Kapitalismus“ ja abgenutzt ist, im Gegensatz zu anderen, sozial-utopischen Systemen einen _enormen_ Wohlstand produziert (und hat, und weiterhin wird).
Bis auf zwei, drei Ausnahmen sind alle Länder kapitalistisch, und viele von denen sind bettelarm, bis auf eine kleine parasitäre Elite, die auf Kosten der Allgemeinheit wie die Made im Speck lebt, was heißt, dass der Wohlstand nicht auf den Kapitalismus zurückgeht. Der westliche Wohlstand basiert auf gewaltsame Ausbeutung anderer Länder.
Und was den „enormen“ Wohlstand angeht: Erzähl’s den Obdachlosen, die man von der Straße holen könnte, wenn man wollte. Das hat die Flüchtlingskrise gezeigt, in welcher alle Ankommenden auch ein Dach über dem Kopf bekamen. Es ist vorsätzlich gewollt, so wirkt sich der Segen der kapitalistischen Elite aus.
Eine nicht-marktkonforme Demokratie geht aber _pleite_.
Belege? Die Wirtschaft hat für den Menschen da zu sein, nicht umgekehrt.
Merke: Der Markt ist nur ein Deskriptiv für ideales, menschliches Verhalten, bei dem es *allen* besser geht. Demokratie, hingegen, ist eine friedlich-sozialutopische Wunschvorstellung, die genau dann scheitert, wenn die Menschen feststellen, dass sie dafür „abstimmen“ können, vom Geld anderer Leute zu leben. Menschen sind doof, aber nicht so doof. Das widerspricht dem Markt, dem dem Menschen inhärenten Selbsterhaltungstrieb. Ich _kann_ mein Hühnchen gegen 5 Kilo Kartoffeln tauschen. Ich _muss_ aber nicht. Esse ich halt mein Hühnchen. Oder meine Kartoffeln.
Ok, Du bist also gegen die Demokratie. Nur so viel: Gerade in der Arbeiterklasse ist es verpönt, es sich ohne zwingenden Grund in der sozialen Hängematte bequem zu machen, das heißt, dass es sozialen Druck gibt und eine Demokratie durchaus funktionieren kann, ich zitiere:
Aber da Du es nicht bist, der gefoltert oder ermordet wird, da Du deinen Arsch sicher geparkt hast, ist es dir egal, was andere erleiden. Du hast Rawls offensichtlich nicht verstanden, denn sonst würdest du diese ganze Scheiße nicht schönreden, die dich nicht betrifft, und von der du auch nicht ausgehst, dass es dich treffen könnte. Genau darauf aber läuft Rawls Argument hinaus: Man stelle sich vor, es träfe einen.
Nee, trifft nur Andere.
Danke für die ausführliche Antwort; das ist mehr als ungewohnt; redet ja keiner mehr miteinander, als wären wir nicht alle vernunftbegabte Menschen.
Das Problem ist, wie auch das mit der Menschenwürde in unserem sonst so gerne als Klopapier benutzten Grundgesetz, dass es von der Idee, dass Menschen vernunftbegabt sind, bis zur (offensichtlich idiotischen) Idee, dass alle Menschen vernünftig seien, ein kaum mehr als semantischer Unterschied besteht.
Und natürlich ist es selbstverständlich, dass wenn ich Dir hier in *Dein* Blog schreibe, wie falsch *Du* liegst – eine Unterstellung -, die Antwort reziprok aus Unterstellungen mir gegenüber besteht.
Sorry. Ganz ehrlich und ganz großes Sorry, das war, in der Form, offenbar unproduktiv. Ich bin aber auch nur ein Mensch – wie Du. Ich habe Dein Blog nicht in meinem Feedly, weil ich mich gerne über weltfremde Linke ärgere, sondern weil ich, wie Du, finde, dass auch Männer Menschen sind, und Du sehr viele sinnvolle wie interessante Sachen schreibst.
Wir wollen beide (oder alle, wir sind nur Menschen) ins Paradies; derweil sind Du wie ich davon überzeugt, der jeweils andere sei irgendwo falsch abgebogen.
Hier wäre der ganz, ganz wichtige Punkt: Ich bin mir recht sicher, dass meine „Lösung“ der „sozialen Frage“, wie auch immer man die formulieren will, für den weitaus größten Teil der Menschen richtig, richtig furchtbar wäre – das wäre, so in meinem Verständnis von Moral, irgendwie „falsch“. Ich tue das deswegen nicht, und ich fordere ein Flächenbombardement von Berlin auch nur sardonisch – ich habe gute Freunde in Berlin.
So, langes Intro, Du hast ja was inhaltliches gesagt:
Ich habe keinerlei Verständnis für die Unterstellung, ich würde in Wolkenkuckucksheim leben oder wüsste nicht, dass 2.000€ viel Geld sind – ich weiß, wie viel ich arbeiten muss, um 2.000€ zu haben. Du hast Recht mit Deiner Annahme, dass das nicht so viele Stunden sind wie eine Spargelstecherin dafür arbeiten müsste, aber _dafür arbeiten_ muss ich trotzdem.
Finde ich auch blöd, aber deswegen schreie ich nicht nach einem bedingungslosen Grundeinkommen oder sonstwie anderer Leute Geld, sondern kaufe mir die Siemens-Waschmaschine halt für 120€ 9 Monate gebraucht gekauft, via ebay Kleinanzeigen. Vor 10 Jahren. Und habe den Schlauch selber repariert.
Du willst mit (hoffentlich) nicht ernsthaft erzählen, dass 120€ in zehn Jahren und drei Stunden youtube-Videos sich _irgendwer_ in Deutschland nicht „leisten“ kann – oder?
> Es ist Aufgabe des Staates, über Marktregulierungen die Profitgier, die über Leichen geht, zu zähmen.
Nein. Wir vertreten gegensätzliche Positionen, freilich – Du denkst offenbar irgendwie, der Staat würde etwas „gutes“ tun, wenn er den „Markt“ einschränkt. Dein Endziel, aber, ist nur eine „bessere Welt“ – ein hehres Ziel. Gehe ich d’accord. Freilich fände ich es auch toll, wenn die gesamte Menschheit auf ihren Luxusyachten sich nur vom Himmel fallende Brathähnchen (oder mirwegen Tofu) in den Mund fallen lassen müsste. Es *fallen* aber halt keine Brathähnchen vom Himmel. Und analog sind Marktregulierungen halt Mist.
Du fragst später nach „Belegen“ dafür, dass eine nicht-marktkonforme Demokratie immer pleite ginge… ist das ehrlich eine ernsthafte Frage? Sowjetunion? DDR? Venezuela? Simbabwe? Griechenland? Deutschland? _Jedes_ Land?
Aber natürlich „bin ich gegen Demokratie“, wenn „Demokratie“ die Möglichkeit beinhaltet, dafür abzustimmen, das Geld anderer Leute ohne Gegenleistung zu bekommen. Da geht einem zwingend irgendwann das Geld anderer Leute aus – denke, das paraphrasiert Margret Thatcher.
Freilich – das kling so schön, wenn Ach-so-Intellektuelle sagen, wie Du zitierst, dass Demokratie schon funktionieren würde, wenn denn „alle relevanten Informationen vollständig und in unverzerrter Weise zur Verfügung stehen“ (S.187) – _tun sie aber halt nicht_. Wenn alle Menschen intelligent wären – ah, sind sie nicht. Wenn alle Menschen anständig wären – ah, sind sie nicht. Wenn es Bratwürste regnen würde….
Realität ist scheiße, aber das interessiert die Realität halt schlicht nicht. Komm- ein Buch darüber zu schreiben, dass die Menschen gar nicht so doof sind, wie die Kabale in ihren Elfenbeintürmen denkt? Ernsthaft? Für wie blöde muss man sich selbst halten, um das „wissenschaftlich“ zu untersuchen? Menschen sind nicht doof; Menschen sind egoistisch. Das *ist* so, das als „falsch“ zu deklarieren ist Realitätsleugnung.
Mir ist, gutes Thema, natürlich klar, dass „wir“ Hunderttausende viel effizienter vegetarisch ernähren könnten.
Es ist aber nicht „unsere“ Aufgabe, Hunderttausende zu ernähren. Die verhungern von ganz alleine, ohne mein Zutun.
Ich bringe das als Argument nicht, weil es mir wichtig ist, sondern weil es *Dir* wichtig ist.
Und ob das so schadensfrei abliefe, wie die Vegan-Befürworter meinen, sei mal dahingestellt. Halb Afrika verhungert bei einer Handvoll Maisgrütze, wir essen Kühe – und bauen Autos. Da ist keine „settled science“, aber ich hielte es zu vermessen, anzunehmen, dass große Veränderungen keinerlei Konsequenzen hätten. (Ah – und bei solchen Rechnungen, v.a. „Wasser“, ist immer Regen dabei. Es regnet aber sowieso. Das ist Augenwischerei, und Sumpfland ist nicht so toll; frag mal die Leute in Venedig.)
„Tiere haben Charakter, sind also Individuen“ ist eine schöne Aussage, der ich sicher nicht widersprechen will. Ein glückliches, gemästetes Kalb schmeckt _natürlich_ besser als ein misshandeltes.
> du versetzt dich gar nicht in die Situation, dass das, was andere erleiden, dich selbst treffen könnte.
Du hast keine Ahnung, wer ich bin, was meine Geschichte ist und ob mein Papa nicht ein einfacher Handwerker war, der halt fand, sein brillanter Sohn sollte ein furchtbarer, marktliberaler Internet-Shitlord werden. Ich weiß aber sehr wohl, was andere Menschen „erleiden“ – und ich finde es bewundernswert, _wenn_ die das beste daraus machen. Ich habe ganz, ganz, ganz viel Respekt vor Menschen, die etwas *tun*. Normalerweise _bezahle_ ich die sogar dafür – wie das andere, anständige Menschen mit mir tun.
Ich habe zudem sicher nicht „Jeder kann, wenn er nur will“ gesagt oder impliziert. Idealerweise (auf dem Markt) bekommt jeder das, was er _verdient_; das ist Markt, und Markt wie „Kapitalismus“ sind nur Deskriptive für menschliches Verhalten. Es _kann_ jeder aus _seinem_ Leben das Beste _für sich_ machen. Altersvorsorge? Lotto-Spielen? Ey – das Pyramidenspiel der aktuellen „Sozialstaaten“ empfehle ich ganz sicher nicht als Altersvorsorge. *Rauchen* ist, recht wissenschaftlich belegt, eine „gute“ Investition – für das dann halt _tote_ „Alter“. Bekommst Du, was Du verdienst.
Willkommen in der Realität.
Schöne Diskussion, ich hoffe ihr habt nichts dagegen, wenn ich mich einklinke.
Ihr habt m.E. beide einen Teil der Wahrheit getroffen. Lasst mich kurz schildern, wie die Sache aus meiner Perspektive aussieht:
1) Menschen müssen Fehler machen und daraus lernen können, das ist ein Argument sowohl für (direkte, parlamentarische mag das nicht zu leisten) Demokratie, wie auch für ein gewisses Laissez-faire, auch beim „Markt“.
2) Allerdings: optimiert der Markt (wenn man nicht reguliert) zum Betrug oder sagen wir zur „Übervorteilung“ hin, ein optimaler Markt ist für den Verkäufer möglich intransparent, für den Käufer möglichst transparent, ein Widerspruch! Oder um es auf das Miele-Beispiel anzuwenden: der Käufer kann durchaus nicht sicher sein, mit Miele das beste Preis-Leistungsverhältnis zu erwischen! Er kann noch nichtmal sicher sein, bei einem Maximalpreis auch das beste Gerät zu bekommen. Nicht selten bekommt man das irgendwo im mittleren Preissegment, manchmal sogar im unteren, man weiß es nur vorher meist nicht (trotz Stiftung Warentest)! Eine Schlauchschelle ist auch ein zu simples Beispiel. Da ich selbst gern Sachen repariere, weiß ich, dass manche Probleme schnell komplex werden und mit Hausmittelchen nicht mehr zu reparieren sind (gerade bei der ausufernden Elektronik heutzutage) es oft gar keine Ersatzteile gibt, die Händler bewusst Bezeichnungswirrwarr treiben, um negativen Bewertungen zu entgehen, Vergleiche zu erschweren und Reparaturteile zu Wucherpreisen verkaufen zu können (Streben nach Intransparenz).
3) Die soziale Frage! Auch hier müssen Menschen mal ordentlich auf die Nase fliegen dürfen, ich halte nichts von einem rundum-Sorglos-Paket! Allerdings hört der Spaß halt dort auf, wo ein einmaliger Fehler zu einem Leben in Armut verurteilt oder wo gar Unschuldige, z.B. Kinder betroffen sind.
Wie kann man diese Probleme lösen? Die Antwort ist eigentlich simpel: mit dem goldenen Mittelweg. Weder das eine Extrem noch das andere führt zum Erfolg. Weder sind der total freie Markt die Lösung, noch Sozialismus.
Oder anders: ein Fehler muss wehtun und trotzdem reparabel sein. Man sollte den Leuten nichts schenken, gerade im Sozialen nicht, aber man sollte ihnen immer Möglichkeiten zur Entwicklung eröffnen, positive Anreize. Statt Sozialhilfe oder BGE etwa das Recht auf einen wenigstens den Lebenserhalt sichernden Job. Statt die Wahl zwischen Luxus und China-Schrott, eine verlängerte Garantiezeit oder mehr Transparenz durch entsprechende systematische Tests. Statt der Wahl zwischen lügenden Parteien, die Wahl zwischen Sachentscheidungen. Ziel ist die Entwicklung und Verbesserung der Gesellschaft, nicht Sorglosigkeit, auch nicht eine abstrakte „Gerechtigkeit“ der einen oder anderen Art.
Fakt ist nämlich auch: Menschen sind unterschiedlich weit in der persönlichen Entwicklung. Es wird immer die Dummen geben, die Unerfahrenen, die Heranwachsenden, die Asozialen, die Naiven, die Betrüger, die Skrupellosen. Auch mit denen muss man, im Sinne der ganzen Gemeinschaft, umgehen können, versuchen sie auf den richtigen Weg zu bringen. Möglichst ohne allzu unmenschliche Härten. Oder nicht?
Könnte das nicht eine Synthese aus euren Positionen sein?
1. Es gab Marktgesellschaften lange vor der Existenz des Kapitalismus. Die Gleichsetzung von Markt und Kapitalismus ist nicht nur irreführend, sie ist falsch. Städte haben sich um Marktplätze herum gebildet, die an geographisch günstigen Plätzen lagen – Frankfurt z.B. und Schweinfurt. Und wir können noch weiter zurück gehen in die Zeit der Kolonien und ich meine nicht NEW Hampshire, sondern z.B. Neapel = nea polis = Neustadt.
2. Ein Merkmal der Frühform des Kapitalismus ist die Konkurrenz. In der Endphase der Ausschaltung der Konkurrenz kommt es zwangsläufig zu Oligopolen oder Monopolen, die sich zuerst national bilden und dann international, abschließend global.
Die „schönste“ Form des Monopols besteht im (hohen) Monopolprofit – weil es eben keine Konkurrenz mehr gibt. Das trifft bspw. weitgehend auf die „Tech-Firmen“ Google, Amazon, ebay, Facebook, Twitter und ähnliche zu (darunter auch der „Militärisch-Industrielle-Komplex“, der nichts anders ist als Kriegs-Keynesianismus).
Die neuen Unternehmen (Uber z.B.) werden sogleich mit dem Ziel gegründet und kapitalisiert, global ohne Konkurrenz zu sein.
3. „Es *fallen* aber halt keine Brathähnchen vom Himmel. Und analog sind Marktregulierungen halt Mist.“ – was nicht nur den Zustand des Kapitalismus (siehe 2) ignoriert, sondern ein Klassiker für „false dichotomies“ ist: Es fallen für Google die Brathähnchen vom Himmel, weil es keinerlei Regulierung in Form der Konkurrenz mehr gibt (außer in China).
Entweder es gibt eine Regulierung für Google oder du beschwerst dich über die Unterdrückung der Meinungsfreiheit von Konservativen auf Youtube (gehört Google).
Wenn das Kapital tun und lassen kann, was immer es auch will, dann gilt die Regel auch für die „progressiven Neoliberalen“ – dann werfen sie dich eben raus, killen dein Profil und löschen deinen Kanal und am Schluss hast du noch nicht einmal existiert.
Auf welcher Basis möchtest du die Einschränkung deiner „Meinungsfreiheit“ kritisieren?
Das ist eine marktkonforme Demokratie!
Welches Schweinderl/Händerl hättest du gerne?
Deine staatlich garantierte Meinungsfreiheit ODER das was Google darunter versteht?
4. „Menschen sind nicht doof; Menschen sind egoistisch. Das *ist* so, das als „falsch“ zu deklarieren ist Realitätsleugnung.“ Aber dem Egoismus werden dadurch Grenzen gesetzt, dass mit einem Egoisten auf Dauer niemand kooperieren mag.
Duuuuuh! Der Mensch ist ein gesellschaftliches Wesen und notorische Egoisten werden auf mittlere bis lange Sicht ausgemendelt. Jeder erfolgreiche Egoist war darauf angewiesen, auf das Gemeinwohl zu verweisen, welchem in der Konsequenz seiner Handlung gedient wäre.
Wieso sollte „das Gemeinwohl“ nicht umgekehrt wissen, mit welchen Gratifikationen der Egoist zu mobilisieren ist? 😉
Die Realität, die du beschreibst existiert nicht mehr.
Deshalb reden wir notorisch aneinander vorbei.
Wenn ich über „Globalisierung“ rede, dann meine ich etwas anderes, als was du darunter verstehst.
Danke!
@crumar: Du hast vollkommen Recht, dass wir sehr viel aneinander vorbeireden – ich versuche ja, das zu vermeiden und stelle zB daher bereits klar, dass ich „Kapitalismus“ nicht als antikapitalistisch-marxistischen Kampfbegriff verwende, sondern als Deskriptiv für den (idealerweise) freien Austausch von Privateigentum auf Märkten.
ad 1: Ich sehe überhaupt nicht, inwiefern das ein Widerspruch zu meinen Ausführungen sein soll – ich sage ja selbst, dass Märkte und Menschen quasi im Naturzustand zusammengehören. Leute, die das schlecht finden, kritisieren es als „Kapitalismus“. Aber ja, wir haben hier ein Begriffsproblem; gilt auch für „Neoliberalismus“.
ad 2: Monopole sind nur dann schlecht und gehören reguliert, wenn dadurch irgendwem der Marktzugang verwehrt wird – das ist die eigentliche Kritik am Monopolgewinn, und der lässt sich auch historisch immer nur mit staatlicher Hilfe umsetzen, am Markt ergibt der sich nicht, da du dann über Grenzkosten verkaufst, und das jemand anderes zwangsweise billiger kann – und wird.
ad 3: Es ist nichts verwerfliches daran, dass sich Google dumm und dämlich verdient – außer, siehe (2), wenn dadurch jemandem der Marktzugang verwehrt wird. Wir sind uns sicher schnell einig, dass wir nur einen Dorfbrunnen brauchen und nur einen Marktplatz – wenn aber jemand grüne Äpfel verkaufen will, und das dem Marktplatzbetreiber nicht passt – oder an Weiße kein Trinkwasser ausgeben möchte – das finden wir recht schnell beide falsch, oder?
Wenn wir also einen Staat brauchen (ja, brauchen wir) – dann wäre das etwas, was der Staat zu gewährleisten hat: Freien Marktzugang. Das aber tut der Staat genau nicht; der jubelt ja auch noch, dass es endlich keine grünen Äpfel mehr gibt, weil Äpfel halt gerade politisch rot zu sein haben.
Ich kritisiere da auch nicht Google dafür. Google kritisiere ich dafür, dass sie die gut besuchten Verkaufsstände der grüne-Äpfel-Verkäufer zu Klump geschlagen haben – und zwar mit dem Hinweis auf skurrile Kleinigkeiten auf Seite 438 der AGB’s, nicht etwa dem großen Schild „keine grünen Äpfel“.
Ob wir Schilder wie „keine grünen Äpfel“ zulassen wollen oder nicht, darüber können wir sicher reden. Ich würde das sehr davon abhängig machen, wieviele Alternativen es gibt. Ich halte das aber grundsätzlich für falsch, da macht man den „Juden“-Test.
Das hat aber nichts mit einem fairen Markt zu tun; auf einem fairen Markt kannst Du nicht anderer Leute Marktstände ungestraft kaputtschlagen. „Schadenersatz“, nennt man das. Idealerweise in der Höhe, dass es einen neuen Marktplatzbesitzer gibt; der alte war offenbar ein Arsch.
ad 4: Das Problem ist nicht, dass er Egoist ausgemergelt wird; das Problem ist, dass ein *einziger* Egoist / Betrüger den *gesamten* Markt kaputt macht (das lässt sich spieltheoretisch nachvollziehen). Wenn also die Realität so, wie ich sie gerne hätte, nicht existiert, dann ist der Markt halt kaputt. Das ist nicht per se schlimm, kommt halt ein neuer Markt. Die Frage ist, ob das so wünschenswert ist; dem alten wie dem neuen Markt ist es Wurst, ob dabei eine Milliarde Leute stirbt.
So – reden wir was sinnvolles, da Du ja schreibst:
> Entweder es gibt eine Regulierung für Google oder du beschwerst dich über die Unterdrückung der Meinungsfreiheit von Konservativen auf Youtube (gehört Google).
Flin schreibt ja schön und kompromissbereit, dass es Situationen gibt, in denen der Markt eingeschränkt werden müsse. Ich würde das anders formulieren – es ist wünschenswert, dass Märkte nicht versagen. Es ist zudem wünschenswert, dass idealerweise alle gleichen und freien Marktzugang haben.
Und dann kommen unsere tollen Regierungen und machen Gesetze, die Konditoren vorschreiben, Hochzeitstorten für Schwule zu machen, auch wenn der Konditor findet, dass die gesteinigt gehören. So – und jetzt überlegen wir mal, ob das ein so fürchterliches Unrecht ist, dass wir das wirklich nicht dem Markt überlassen können (es gibt ja nun Marktplätze, wo man Homosexuelle steinigen darf; das finden nur wir hier im Westen irgendwie falsch). Gibt es alle 500 Meter einen Konditor, und statistisch spätestens der 20ste ist selbst schwul? Ist das jetzt wirklich ein nennenswertes Problem, was Dir wirklich, wirklich zutiefst gegen den Strich geht?
Aber machen wir das doch anders – das ist nämlich nicht das, was den Konservativen (und rechten Spinnern, Verschwörungstheoretikern, und – dem einen Schwulen) bei Youtube passiert ist. Denen hat youtube nämlich gesagt, „klar machen wir Euch eine tolle Torte“, und dann kamen eine Million Leute zur Hochzeit, und dann kam youtube und hat gesagt „Ätschibätsch“.
So. Haben wir jetzt ein nennenswertes Unrecht, was jedem Menschen mit einem Hauch von Anstand zutiefst gegen den Strich geht?
Das letztere war nämlich schlicht ein Vertragsbruch – da stand „hier klicken, Video hochladen“ oder, bei Twitter „hier klicken, mit der Welt reden“. Das ist ein Vertrag. Der wurde gebrochen.
So – wozu nochmal haben wir einen Staat, der irgendwas regulieren soll? Tut er das? Nein? Kann ich 400 Seiten AGB’s haben, die gültig sein sollen, ohne dass da wenigstens ein 50-Stunden-Timer läuft, damit auch der letzte Analphabet genug Zeit hat, sich das durchzulesen und wir sicher sein können, dass beide Parteien sich über die Vertragsbedingungen *einig* sind? Hätte youtube dann immer noch derart lange AGB’s – oder eher genau *Null* Kunden?! Wollen wir uns als Gesellschaft nicht eher auf die Seite des Schwächeren stellen? Nur weil… der Stärkere ist ja schon stärker?
Oder tun wir das nur, wenn es uns gerade politisch passt?
Nicht falsch verstehen: Ich finde, youtube hat jedes Recht, auf die Startseite zu schreiben: „Nur politisch korrekten Unsinn, Katzenvideos und Schminktipps“. Auf der größten Warez-Seite der Welt gibt es auch eine Regeln: „Mo Malware, No Clickbait, No Porn“. Ist das jetzt ein fürchterliches Unrecht, was wir regulieren müssen wie den Dorfbrunnen nach Hautfarbe? Nein? Doch? Macht youtube das? Tun sie nicht? Die betrügen? Guck, gäbe es was für den Staat zu tun.
Schaut – meine Kritik an den „Antikapitalisten“, „soziale Gerechtigkeit“ – Schreiern und sonstigen Marxisten jedweder Ausprägung ist nicht, dass das nicht alles schöne Ideen oder wünschenswert wäre, sondern dass jedweder Staat schon immer auch nur in der wichtigsten Sache, dem Garantieren eines fairen Marktes, versagt hat.
Flin schreibt das sehr schön:
> All das dient dazu, sicherzustellen, dass jeder das bekommt, was er verdient, und niemand mehr bekommt, als er verdient. Und zwar, weil er sich nicht einer unlauteren oder sittenwidrigen Macht- oder Zwangsposition bedienen kann … Oder auch nur, weil die Erfahrung und die Wissenschaft gezeigt haben, dass diese Dilemma existieren und real sind.
… denn ich kritisiere hier nur die Illusion, dass das was jeder „verdient“, zu entscheiden dem Staat überlassen werden sollte, statt zwei frei handelnden Individuen. Frei, offen und ehrlich. Steht auf der Startseite von Twitter _ehrlich_ „wir löschen Deinen Account einfach, wenn wir dazu Lust haben? Nein? Okay – das wäre mal was, wo man staatlich was dagegen tun sollte.
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Ich weise mal darauf hin, dass es natürlich enormst blauäugig von den Konservativen auf yt etc war, erklärt-linken Unternehmen und gar auf die ach-so-tollen Regierungen zu vertrauen, die sie ja nun kritisieren. Da sind wir wieder mit „jeder bekommt das, was er verdient“ – im Falle der rausgeworfenen Rechten halt eine Lektion bzgl. falsch platziertem Vertrauen.
Das Problem daran ist, dass man so einen Lemon’s Market produziert – ich hatte oben schon erwähnt, dass ein einziger Betrüger reicht, einen gesamten Markt kaputtzumachen. Das ist Androsch’s Punkt #2 – der Markt „optimiert“ nicht zum Betrug hin. Der Markt geht schlicht und einfach kaputt – das klassische Beispiel sind hier Gebrauchtwagen, aber das geht aktuell viel besser mit Frauen Ü30 – Du weißt als Käufer nicht, was Du bekommst. Du weißt aber, dass da durchaus einiges an Müll bei ist, den Du nicht willst. Du willst was ordentliches. Da Du das aber nicht wissen kannst, ob Du was ordentliches oder Müll bekommst, bist Du nicht mehr bereit, den Preis für das „ordentliche“ zu bezahlen, sondern nur den für Müll. Dem Verkäufer von was ordentlichem ist das aber zu wenig – er verkauft dann nicht mehr. Das verstärkt den Effekt, bis es nur noch Müll auf dem Markt gibt – und das der letzte Depp auch lernt, dass man den nicht kauft. Markt tot. *Niemand* happy damit. Ah – der Neuwagenmarkt geht dann übrigens auch, mit etwas Verzögerung, kaputt.
Wie gesagt, der Markt regelt das schon. Gefällt nur, in diesem Fall, niemandem. Ist dem Markt aber egal; kommt halt ein neuer. Menschen brauchen Märkte, nicht umgekehrt.
Das wäre jetzt so eine staatliche Aufgabe, das am Laufen zu halten. Aber was macht der Staat? Alimentierungsgesetze für Unverheiratete, Unterhaltszahlungen bis zum Geht nicht mehr. Effekt? Selbstbehaltsgrenze. Markt tot. Staat tot. Dauert noch, keine zu große Sorge, aber so stirbt halt nur alles.
Sinnvolle Lösung? Ja – das sagt Androsch ja schön, wir haben da ein Informations-Defizit-Problem. Löst der Markt z.B. durch Garantien, bei Gebrauchtwagen durch DEKRA-Gütesiegel.
Ich habe da gerade eine Geschäftsidee…. 🙂
Ad Dein #3, Androsch, gehe ich ebenso vollkommen d’accord. Wir sind alle nur Menschen, ein einziger Fehler sollte Dich nicht ruinieren. Du solltest ihn aber auch nicht wiederholen. Nun bin ich wahrlich kein Anhänger des Islam, aber wenn wir einen Staat haben, sollte der das so regeln, dass da eine Strafe bei ist, die „die größte abschreckende Wirkung hat“.
Da ist das Gesundheitssystem ein schönes Beispiel – und wir sind nun alle hier nicht sonderlich feministisch – die wollen kostenlose Abtreibungen. Hab ich nicht das große Problem mit – da tun wir dann aber bitte den Uterus auch gleich mit weg; sonst passiert das nur nochmal. Und so schnell gucken alle, als wäre *ich* derjenige, der es toll findet, ungeborene Babys zu pürieren.
Nur weil, Androsch, ich Dir selbstverständlich zustimme, dass ich mich hier zu gerne mit meinen Argumentationsgegnern einigen würde. Wir scheitern aber, wie Du siehst, bereits an einer gemeinsamen Definition von „Kapitalismus“, also, des *Themas*. Ich bekomme im übrigen auch erstaunlich wenig Zustimmung für meine Ansichten dazu, was faire Konsequenzen, und was „allzu unmenschliche Härten“ sind. Was machen wir denn mit skrupellosen Betrügern – nimm Bernie Madoff, drei Millionen Geschädigte. Können wir den an seinen Eingeweiden aufgehängt vom Palazzo Vecchio werfen, oder ist das zu inhuman? Weil – es gibt sehr viel grausamere Todesarten? Ich frage nur, weil in GB ja wohl ein Serienvergewaltiger beschlossen hat, er sei jetzt Trans, und dreimal dürft Ihr raten, was der so im Frauenknast macht.
Finden wir es in Ordnung, dass man für missliebige Meinungen auf Facebook gesperrt wird, oder werfen wir Regimekritiker doch lieber gleich ausgehungerten Kampfhunden zum Fraß vor, wie in Nordkorea?
Du siehst – das ist ein unendliches Thema, und wir werden uns sicher nicht auf alles einigen können – eher auf gar nichts. „Der goldene Mittelweg“ ist, so, wie das aktuell praktiziert wird, nur eine Vereinigung alles Schlechten beider Positionen. Der „total freie Markt“ hat in der gesamten Menschheitsgeschichte nie existiert – der ist nämlich verdammt schwer unter Kontrolle zu halten; nochmal: Wir brauchen *einen* Betrüger, um alles kaputt zu machen.
Da hat Crumar schon voll ins Schwarze getroffen mit „Die Realität, die du beschreibst existiert nicht mehr“ – also, bis auf, dass ich nicht die Realität beschreibe, sondern halt _meine_ (anti-kommunistisches) Utopie, wie die Realität ohne _idiotisches_ Staatshandeln aussehen könnte. Demgegenüber steht xy‘ Idealbild einer „sozialistischen“ Utopie, die noch unrealistischer ist, weil die mit auch nur einem Hauch von Markt schlicht nicht exisitert, und wir wissen aus gut 100 Versuchen des real existierenden Sozialismus, dass es da halt „Schwarzmärkte“ geben wird – oder gar nichts. Nein, wir haben hier keine Äpfel, wir haben hier keine Bananen. Keine Äpfel gibt es Nebenan.
Nochmal, v.a. @crumar: Ich weiß, dass Du das als rhetorische Frage gestellt hat, das „Auf welcher Basis möchtest du die Einschränkung deiner „Meinungsfreiheit“ kritisieren?“, aber die ist recht einfach zu beantworten: Ich bin für Vertragsfreiheit. Ich sehe Verträge als ganz, ganz enorm sinnvoll an. Es sollte die Hauptaufgabe eines Staates sein, dass Verträge eingehalten werden.
Was habe ich denn für einen Vertrag mit Twitter? Schritt 1: Melde dich hier an. Mache ich. Schritt 2: Du musst Da ein Häkchen setzen. Mache ich. Schritt 3: Teile der Welt was mit. Mache ich.
So, und jetzt kommt Twitter und erwähnt, dass ich mich in Schritt 2 im Kleingedruckten dazu bereiterklärt habe, das ius primae noctis meiner jetzt gefälligst zu produzierenden Tochter an Jack Dorsey abgetreten zu haben.
Hätte ich mal lesen sollen? Oder doch unfair? Hätte man vielleicht wenigstens gleich groß hinschreiben *müssen*, damit es fair ist? Weil „hey, investiere Stunden, Tage und Wochen Deiner Zeit, die Du nur einmal im Leben hast, wir trampeln es dann tot, wenn wir das lustig finden“ ist nicht so eine „erwartbare“ Vertragsbedingung unter fairen, mündigen Leuten – oder? Nicht? Doch? Tesla macht das mit den Autos…. Was, Du hast den Wagen gebraucht gekauft? Ja – dann hätten wir gerne nochmal 3.000$, sonst funktioniert nur deine halbe Batterie. Navi kostet auch nochmal 2.000$. Aufgehen tut der Wagen derweil mal nicht.
Will da jetzt ernsthaft jemand *für* das Kleingedruckte argumentieren? Oder doch eher für _anständige_ Verträge?
Und das ist mein Punkt, das ist, warum ich für den Markt und für einen Staat bin, der als allererstes für faire Verträge unter freien Individuen sorgt. Und das tut er nicht – Ihr habt sicher auch einen Telco-Vertrag, oder ggf. mal ein Fitnesstudio kennengelernt, oder eine Versicherung. Ein ordentlicher Staat würde einen CEO, der sowas verdeckt in Verträge schreibt, öffentlich auspeitschen. Mindestens.
Haben wir aber nicht. Wir haben Kleinscheiß-Regularien, die keiner Sau (m/w/d) was nützen, und politisch opportune Schadenfreude. Toll. Aber hey, der Markt wird es *ganz sicher* richten, es bekommt immer jeder das, was er verdient. In unserem Fall sind das halt Gulags. Super.
Die „freien“ Märkte, die Du anbetest, führen zu viel Leid und Problemen; grauenhafte Haltungsbedingungen von Tieren; Kinderarbeit; künstliches Leiden lassen Erkrankter; Lohndumping, Ausbeutung – all das, weil dadurch auf dem „freien“ Markt der Profit maximiert wird. Du hast mich nicht überzeugt.
Unfreie Märkte führen hingegen zu Hungersnöten, mit verhungernden Kindern, keinem Sozialsystem für die Behandlung Erkrankter, auch weil alle intelligenten Leute – und seien sie nur Ärzte – das Weite suchen, „Löhne“, die aus wertlosem Klopapiergeld bestehen – und kein Warenangebot, was man dafür kaufen könnte, sowas wie die Stasi und Selbstschussanlagen an den Grenzen.
Ich kann Deinen Ausführungen zu „Leid und Problemen“ leider relational nicht so ganz folgen.
Recht hast Du natürlich mit der industriellen Massentierhaltung – es meckern ja gerade alle über die furchtbaren „wet markets“ in China, aber Tiere, die erst beim Braten sterben, schmecken _echt_ besser.
Das liegt mE daran, dass Körper beim Sterben Toxine produzieren – v.a., wenn’s nur rumliegt. Deswegen schmeckt Halal-Fleisch ja auch anders (besser) – da wird zumindest ein Teil mit ausgespült.
Und ganz allgemein: Kein Befürworter freier Märkte „betet den freien Markt an“. Freier Markt ist ein Deskriptiv, die „unsichtbare Hand“ eine Metapher, kein Mythos. Kapitalismus ist eich keine Metaphysik, egal, wie falsch man den Begriff verwendet.
Und ich sage ganz sicher nicht, dass das – und das ist eine philosophisch-ethische Frage – dass freier Markt irgendwie „fair“ oder „gut“ oder in jedermanns Augen „gerecht“ ist. Ich kann Dir aber sagen, dass wirklich ausnahmslos jeder Versuch, es „besser“ zu machen als der freie Markt, grandios und mit verheerenden Folgen gescheitert ist.
Nebenbei sind die „sinvolleren“ pro-sozialistischen „Argumente“ eigentlich immer nur Argumente für Solidarität. Solidarität geht aber nur unter Solidarischen, gegenüber Nichtstuern sind das (wieder ethisch begründete) Almosen – das verletzt auch den freien Markt nicht, wenn Du gerne Geld verschenkst, ist das Deine Freiheit.
Wenn Du’s also moralisch haben willst – und musst Du, nahezu zwangsweise – ich finde Zwang und Gewalt falsch, freie Verhandlung deutlich besser. Der einfache Arbeiter kann ja nun auch eine Gewerkschaft bilden; gemeinsam hat man mehr Verhandlungsmacht, das widerspricht nicht meiner „Freiheit und Verhandlung am Markt“ – Maxime. Falsch isses hingegen, wenn solche Machtpositionen künstlich – durch Gewalt und Zwang – _staatlich_ gestützt werden.
Nimm doch mal was, was solidarisch funktioniert – gesetzliche Krankenversicherung, zum Beispiel. Wird nach Einkommen prozentual berechnet, dafür bekommt jeder 0,004 Ärzte (1 pro 250 Menschen). Dass ich da mirwegen doppelt so viel zahle wie meine Paketbotin ist nicht unbedingt fair, aber sinnvoll: So haben wir nämlich mehr Ärzte, wenn wir sie denn _brauchen_, und wir brauchen *beide* einen Arzt, irgendwann.
Diese Solidarität ist also marktkonform – nicht unbedingt allerdings für die ganzen Assos, die gar nichts tun; mein Interesse an deren Gesundheit ist nur insofern marginal vorhanden, als dass ich nicht will, dass die mich anstecken. Aber zumindest hinreichend.
Und ganz solidarisch andersrum gibt es hier eine Beitragsbemessundgrenze. So funktioniert Markt, so funktioniert Solidarität, so funktionieren Menschen.
Das muss nun (leider!) verwaltet werden, und da kommen dann gerne die Labertaschen und Nichtstuer – nennt sich Peter-Prinzip; die britische Kolonialverwaltung hatte ihre Rekord-Mitarbeiterzahl, als UK keine Kolonien mehr hatte. Braucht keiner, wäre am freien Markt pleite. Klassische Fehlallokation durch den Staat. Gehst Du zehn Schritte weiter, haben wir Merkels eine-Welt-Kommunismus und eine Million Fachkräfte, die offenbar keinen Spargel stechen können. Was wollen wir mit den Leuten? Nützen die Dir was? Mir nützen die nichts, ich hab da auch kein gutes Gewissen von. Dito sämtliche staatliche Transferzeahlungen and Leute, die sich nicht selbst ernähren können. Was haben wir davon – also, außer mehr Leute, die sich nicht selbst ernähren können? Und was macht da der Staat, ganz sozialistisch? Kindergeld verteilen. Fein. Warum keine Hysterektomie-Rente? Gleiches Geld, mehr Sinn – und solidarisch, es tun hier *beide* Seiten was.
Das ist so mein größtes Problem mit Marxisten, Kommunisten und Sozialisten jedweder Art – und da redet man ja sehr schnell aneinander vorbei, wie man in der vergangenen Diskussion hier halt auch wieder merkt: Man mag meinen eben gemachten Vorschlag ethisch furchtbar finden, aber _wem ist denn damit geschadet_? Wird irgendwer zu irgendwas gezwungen? Nein! Hingegen werde ich durch sozialistische Umverteilung dazu gezwungen, Dinge (und Menschen) zu unterstützen, die ich grottenfalsch bis fürchterlich finde.
Ich finde Zwang falsch. An einem freien Markt gibt es keinen Zwang. Und ja, auch da braucht man einen Staat – um gegen Betrüger vorzugehen. Mit aller möglichen Gewalt. Pacta sunt servanda, sonst funktioniert der Markt nicht. Das wollen wir – außer den Betrügern, Dieben, Räubern, Nichtstuern, Habenwollern und neidischen Gimmegimmes – *alle*. Da können wir *solidarisch* sein. Am freien Markt.
Haben wir nur leider nicht, mit Umverteilungs-Unsinn lassen sich Wählerstimmen kaufen. Das ist der zwangsläufige Tod jedeweder Form der Demokratie, übrigens: Wenn Du durch Reden oder Handheben Geld/Brot für’s Nichtstun bekommen kannst, macht das jeder. Menschen sind nicht derart doof, aber _moralisch_ ist das sicher nicht; kategorischer Imperativ. Passiert aber. Siehe: Coronapartys.
Alles Gute Dir (& allen Lesern), übrigens. Beten wir mal, dass wir aus der aktuellen, diktatorischen Scheiße ohne Stasi und Polizeistaat wieder rauskommen. Freilich regelt das der Markt schon, aber das kann – siehe Nordkorea – halt echt mehrere Generationen dauern.
Doch, es handelt sich um ein Glauben, ähnlich einer Religion. Der Glaube, dass eben eine „unsichtbare“ Hand – ähnlich wie ein unsichtbarer Gott – alles zum Besten Aller – zumindest der Meisten – regelt, sofern der Markt komplett dereguliert ist.
In den USA ist der Markt weit mehr dereguliert als bei uns. Die Folge: Eine marode Infrastruktur und ein unzulängliches Gesundheitssystem.
Es gibt eine Vielzahl an Situationen, bei denen der Markt eingeschränkt werden muss.
1. Kartellrecht – Beispiel Standard Oil oder Preisabsprachen
2. Wettbewerbsrecht – Beispiel Microsoft Internet Explorer, chinesische Solarpanelproduktion
3. Allmendegüter (Tragedy of Commons) – Beispiel Fischfang
4. Immaterialgüterrecht für Innovationen und Werke
5. Staatliche Investitionen im Falle von Liquiditätsfalle oder Investitionsfalle; Konjunkturprogramme zur Verhinderung von Wirtschaftskrisen
6. Unlautere Wettbewerbsvorteile durch Verursachung externer Kosten (CO2, Wasserverschmutzung)
7. Gesundheitspolitik – reine Marktwirtschaft funktioniert schlechter als staatliche Organisation. Siehe USA vs. Rest der Welt
8. Sozialgesetzgebung und Arbeitnehmerrechte – z.B. Gesundheits- und Arbeitsschutzstandards; Ein „Race to the bottom“ ist nicht erstrebenswert, für keinen Marktteilnehmer; Aber auch z.B. Berufsfreiheit, damit auch ein Funktionieren des Arbeitsmarktes sichergestellt ist;
Nichts davon ist Deiner Aussage „Jeder bekommt das, was er verdient“ entgegengesetzt. Im Gegenteil. All das dient dazu, sicherzustellen, dass jeder das bekommt, was er verdient, und niemand mehr bekommt, als er verdient. Und zwar, weil er sich nicht einer unlauteren oder sittenwidrigen Macht- oder Zwangsposition bedienen kann (z.B. durch ein Monopol, oder weil der Patient grad daliegt, blutet und nicht reden kann). Oder auch nur, weil die Erfahrung und die Wissenschaft gezeigt haben, dass diese Dilemma existieren und real sind.
Das kann man noch um aktuelle Themen in Deutschland erweitern:
9. Digitale Infrastruktur: Da es für die Telekommunikationsunternehmen ab einem gewissen Punkt unrentabel ist, schnelles Internet in ländliche Regionen zu bringen, bleiben diese Regionen z.B. in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurück. Hier muss mMn der Staat eingreifen.
10. Verkehrsinfrastruktur: Die DB wurde in eine AG umgewandelt, also in ein Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht. Auch hier wurden in der Folge unrentable Strecken (ebenfalls in ländlichen Gegenden) einfach stillgelegt und Reparaturen und Instandhaltungsmaßnahmen vernachlässigt, alles um den Profit zu maximieren. Die Folgen sehen wir heute. Auch hier hätte der Staat eingreifen müssen bzw. die Bahn gar nicht erst privatisieren dürfen.
Fazit meinerseits: Gewisse Dinge darf man nicht einfach so dem Markt überlassen oder von diesem Regeln lassen. Dazu zählen für mich vor allem Dinge der Infrastruktur (digital, Vekehr, Gesundheit, Bildung, etc.). Außerdem sollte der Markt nachhaltig wirtschaften. Damit will ich aber nicht sagen, dass der Staat sich um alles kümmern soll (die Geschichte hat oft genug gezeigt, dass der Staat nicht effizient wirtschaftet – Konkurrenz und Wettbewerb führen hingegen zur Effizienz), aber dass er Unternehmen zumindest kontrolliert, z.B. bezüglich Preisabsprachen, und dafür sorgt, dass diese allen Menschen die gleiche Versorgung gewährleisten, also z.B. schnelles Internet für alle und überall. Wer dann noch mehr haben will, soll gerne mehr haben dürfen.
Flin, ich denke, dass Du da seht viele wichtige Punkte nennst – es muss „der Markt“ natürlich reguliert werden; das ist aber meist nu eine Konsequenz aus vorangehender, schlechter Regulierung des Marktes.
ad #1: Wie willst Du denn auf einem wirklich freien Markt ein Kartell halten? Oder gar ein Monopol mit den so verschrienen Monopolgewinnen? Monopolgewinn heißt, dass ich weniger verkaufe, als ich könnte, um den Preis hochzuhalten, und so meinen Gewinn zu maximieren. Mein Preis liegt also weit über den Grenzkosten – also dem, was das Zeugs eigentlich wert ist.
So – was hält jetzt irgendwen davon ab, das auch nur einen cent billiger zu verkaufe als ich? Er wäre billiger, würde immer noch Riesen-Gewinne machen, und ich würde langfristig pleite gehen. Dass der Andere das kann, *wissen* wir – wir verkaufen über Grenzkosten, da ist Platz nach oben.
Du siehst – Dein Monopol stirbt am Markt. Du hast aber 2 Möglichkeiten, das trotzdem aufrechtzuerhalten – Staat und Staat. Du kannst Deinen Konkurrenten vor Gericht (Staat) in Grund und Boden klagen, solange er noch klein ist. Dafür brauchst Du aber ein Gericht – also den Staat. Oder Du kannst Dumping betreiben – also, einfach aus Deiner Kriegskasse Geld nehmen, bis die Konkurrenz pleite ist, um Dich danach an den Monopolgewinnen wieder zu erholen (Walmart in den USA). So – nun gibt es aber Staaten – willst Du auch, sonst kann ja jeder Deine Produkte einfach klauen – und Dumping ist „unfair“, verbieten wir also. Da funktioniert dann Deine Dumping-Strategie nicht mehr (Walmart vs. Aldi in D, Nullerjahre). Im Gegenteil, Du setzt Milliarden in den Sand, und plötzlich ist neben Deinem Firmen-Hauptgebäude ein Aldi. Blöd von Dir. Toll für die Konsumenten.
Möglichkeit 2 sind Patente und „totklagen“ – da muss man quasi ambivalent dazu stehen, das ist Dein #4, Immaterialgüterrecht, aber es ist eine scharfe Klinge zwischen „Recht“ und „Gerecht“. Wie handhabt das der Markt? Nun, patentier Dir doch, was Du willst, die Chinesen scheißen da mal ganz gepflogen drauf. Da kannst Du „China-Krempel“ schreien, wie Du willst; das haben die Briten schon vor 150 Jahren, dass man auf deutsche Messer „Made in Germany“ draufschreiben musste, um den billigen, ausländischen Schrott von der guten, britischen Qualitätsware unterscheiden zu können. Hat, wie wir wissen, hervorragend funktioniert; alle lieben Messer der britischen Traditionshersteller. Kann auch jeder spontan drei nennen, auf dem ganzen Planeten.
ad. #2: Ich denke, der wichtige Punkt am Wettbewerbsrecht ist Dumping-Verbot. Dumping ist nicht aufrechtzuerhalten, kann man gleich ganz verbieten; klappt eh nicht. Rest? Pffff….
ad #3, Allmendegüter: Ja – das ist ein Riesen-Problem, und viel Thema in meinem langen Post oben. Die Frage hier ist: Was ist denn ein Allmende-Gut? Trinkwasser? Twitter?
Ja, man muss das staatlich regulieren, wenn es wichtig ist; denn ansonsten geht es nur kaputt – weil der Dorfdepp eine tote Ratte in den Brunnen wirft oder der Heiko ein NetzDG erlässt; geschenkt. Gehe ich vollkommen d’accord.
ad #4 Immaterialgüterrechte – Du merkst selber nicht so, wenn Du drei Punkte nach „Monopole sind böse“ plötzlich doch Monopole erlassen willst, ne?
Aber: Ja. Ist wichtig, Ja, ist ein furchtbar schwieriges Thema. Nein, ich kenne dafür auch keine Lösung. Kann man super-schwer ein allgemeines Gesetz draus machen, da nicht alles identisch von Bedeutung für die Gesellschaft ist. Herrn Ottos Motor vs. Harry Potter? Guck.
ad #5: Staatliche Investitionen – das kommt jetzt darauf an, ob man Keynes mag oder nicht. Im Falle der „Fallen“ – Liquiditätsfalle wie Investitionsfalle – schadet das statistisch mehr, als es nutzt, aber darüber sind sich die Profis uneins.
Meine Meinung: Marktversagen ist Marktversagen, da kommst Du nicht raus; es wird nur schlimmer (siehe: New Economy-Bubble 2000, Finanzkrise 2008/09). Was der Staat mit seinem vielen Geld machen _könnte_ ist Innovationen fördern, die wirtschaftlich zu unsicher sind, um auch nur rentabel sein zu können, aber für die Menschheit halt toll wären – Kernfusion oder so. Machen Staaten halt nicht, die hauen es lieber für existente Technologien oder auch nur Menschen raus – das ist ziemlich dämlich. Menschen sind nicht sonderlich wertvoll; bekommst Du für zehn bis fünfzig Euro.
— „Man kann den Wert eines Menschen nicht in Geld bemessen“ ist eine Aussage von Leuten, die Geld nicht verstanden haben — Man kann das _moralisch_ falsch finden. Ist dem Markt aber egal. —
ad 6: Verursachung externer Kosten ist wieder #3, die Allmende. Ja, schwierig. CO2 ist da ein ganz heikles Thema – ich brauche im Winter eine Heizung. Ich – um den Känguru-Typen zu paraphrasieren – brauche aber keine (Milliarde) Neger. Letztere machen mehr CO2 als meine Heizung.
ad# 7. „Gesundheitspolitik – reine Marktwirtschaft funktioniert schlechter als staatliche Organisation. Siehe USA vs. Rest der Welt“
Du warst nie in einem chinesischen Krankenhaus, gell? Das ist eine sack-schwierige Frage, und auch hier trifft die Tragik der Allmende – schau mal nach Kanada oder UK. Selbst in D wendet Dich keiner mehr, weil die reichen Ausländer, die mehr als den Privatpatienten-Satz zahlen und der Schwester halt noch 500€ Trinkgeld geben, komischerweise beliebter sind beim Personal. Unterliegt ebenso wieder der Tragik der Allmende. Hab ich auch keine bessere Idee als die aktuell versagende. Du auch nicht, und die Politiker ganz sicher nicht.
ad #8 – Ich kritisiere Kommunismus, weil er ein „race to the bottom“ ist. Wenn wir alle Menschen „gleich“ wollen, geht das nur auf dem dümmsten Stand des analphabetischen, dauerbesoffenen Bahnhofspenners. Der kann nicht plötzlich Nuklearingenieur werden – umgekehrt hingegen schon.
So – wie machen wir jetzt „Sozialgesetzgebung“? Lassen wir den Nuklearingenieur dem Bahnhofspenner eine Yacht bezahlen? Was hat der Penner denn verdient? Eine Ohrfeige und ein harsch ins Gesicht geschrienes „Mach mal was, Du Versager“? Hilft das was? Bezahlen wir den staatlichen Ohrfeiger dafür? Fragen über Fragen. Ist alles schwierig.
Ich kann nicht alle Probleme der Menschheit lösen. Ich kann aber sagen, dass „Lösung“ x nicht funktioniert. Ist nicht viel geholfen, freilich, aber wenn’s den nächsten Lyssenko oder so verhindert, hätte ich was gutes getan.
Idealerweise (auf dem Markt) bekommt jeder das, was er _verdient_; das ist Markt, und Markt wie „Kapitalismus“ sind nur Deskriptive für menschliches Verhalten.
Das ist eine neoliberale Lüge, wie sie auch der neoliberale Vordenker von Hayek einräumt:
In diesem Sinne ist Freiheit untrennbar von Entlohnungen, die oft keine Beziehung zum Verdienst haben, das sich jemand erworben hat, und deshalb oft als ungerecht empfunden werden.
Heißt: „Oft“ werden die Menschen nicht fair entlohnt. Auch das entspricht dem „freien Markt“: Lohndumping. Mit Lohndumping wird der Profit gesteigert, was dazu führt, dass man sich für einen Hungerlohn krummschuftet. Nach dieser Denke ist Freiheit selektiv: Es geht um die Freiheit von Hayeks als Parasit von unfair entlohnten Arbeitern leben zu dürfen. DAS bedeutet Freiheit in der marktkonformen Demokratie.
@yx:
Großes Dankeschön an Dich für die Ermöglichung dieser sicher nicht nur für mich interessanten Unterhaltung. Nochmal. Ist selten, dass es sowas noch gibt – im Internet.
Ok, danke!