Qualität im Feminat

– „Lebt die Katze noch?“

– „Ich seh mal nach.“

In der Quantenphysik ist es so, dass der Zustand eines beobachteten Phänomens auch durch den Beobachter bestimmt wird. Deshalb sollte man ganz vorsichtig nach der Katze sehen. Mir selbst ist diese physikalische Erkenntnis, die auch weitreichende philosophische Konsequenzen hat, aber nicht einsichtig. Dafür gibt es in anderen Disziplinen aber ähnliche Theoreme, wie etwa der Poststrukturalismus. Dieser besagt u.a. dass das Wahrheit ist, was den Diskurs als Wahrheit dominiert. Das ist bedenklich, denn es bedeutet, dass das Wahrheit ist, was ein Tyrann als Wahrheit festlegt – eine brutale Herrschaft des Stärkeren. Dazu erklärte mir eine Genderistin tatsächlich mal, wenn die Mehrheit der Menschen denkt, die Erde sei eine Scheibe, dann sei das nunmal die Wahrheit.

Nach dieser Theorie will man nun eine neue Wahrheit durchsetzen, wonach es nicht zwei sondern viele Geschlechter gebe. Denn den Theorien der Elfenbeinturm-Genderisten nach sprechen wir nicht von zwei Geschlechtern, weil es tatsächlich zwei Geschlechter gibt, sondern es ist genauso anders herum: Es gibt nur deswegen zwei Geschlechter, weil über zwei Geschlechter gesprochen wird. Durch das Sprechen werden sie „reproduziert“. Und nun begehren „Marginalisierte“ auf und wollen ihre querliegende Geschlechtsidentität der Mehrheit ins Denken einhämmern. Ist das Projekt „Geschlechterärger“, wie es Judith Butler nennt, erstmal abgeschlossen, dann werden „Marginalisierte“ nicht mehr marginalisiert sein sondern normal. Es fällt auf, dass die Disziplin des Gender freundlich ausgedrückt eine „weiche Disziplin“ ist, unfreundlich ausgedrückt: Ein Laberfach. Damit will ich nicht sagen, dass Geisteswissenschaften grundsätzlich unseriös seien, allerdings halte ich sie für besonders anfällig für Laberei. Es ist eine Linguistin, die sich hier über biologische Begebenheiten wie dem Geschlecht auslässt. Und sie kennt viele schlaue Wörter, mit denen sie eine Mauer der Unverständlichkeit um ihre Thesen baut, was auch verständlich ist, denn würde sie in einer klaren Sprache sagen, dass das Geschlecht nicht von der Natur vorgeben ist sondern bloßes Produkt der Kultur, auch Otto Normalbürger könnte solche Thesen als Schwachsinn entlarven. Dabei fallen Genderisten schon mal selber auf ihre Vorliebe für Unverständnis rein, etwa wenn ihnen Nonsense wie eine „konzeptueller Penis“ untergeschoben wird, Gelaber im feministischen Elfenbeinturm eben.

In Laberfächern kann man wild drauflos postulieren, ob es stimmt oder nicht lässt sich weit schwerer überprüfen als in harten Disziplinen. Dort lässt sich Qualität weitaus besser evaluieren. Ein Maschinenbauingenieur etwa, der naturwissenschaftliche Gesetze ignoriert, wird keine Maschinen bauen, die auch zufriedenstellend funktionieren – und das kann jeder recht einfach nachprüfen. Dass ein Auto fährt, ein Flugzeug fliegt und Du hier meinen ungehörten Widerstand gegen das Feminat lesen kannst, hat was mit knallharter Wissenschaft zu tun. Nach genderistischer Auffassung ist aber „Qualität“ lediglich eine Erfindung des Patriarchats, um Frauen auszugrenzen und auch Hoffmann merkt zur feministischen Auffassung von Qualtiät an: „Die meisten Lehrerinnen im Fach ‚Frauenstudien‘ halten Wissen an sich für eine ‚patriarchale Konstruktion'“. Eine recht frauenfeindliche Sichtweise nebenbei, sind doch ihr zufolge Frauen nicht in der Lage, qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten. Das hat wohl auch Einfluss auf die Qualifikation von Quotenfrauen. Denn ungerührt vom Mantra, wonach nur mindestens gleich qualifizierte Frauen in den Genuss der Bevorzugung durch die Quote kommen, führt sie in der Realität etwa zu Informatik-Professorinnen, die zwar nicht programmieren können, dafür aber Vorträge über die unterdrückte Frau halten, die durch sexistische Algorithmen und gläserne Decken von Führungspositionen wie auch von Lehrstühlen ferngehalten werden.

Um das Problem der schwierigeren Evaluation von Qualität in Laberfächern zu verdeutlichen, will ich auf die Kunstform der Literatur verweisen. Wie misst man die Qualität von Literatur? Schwierig. Laut Genderisten sind Literatinnen genauso gut wie männliche, weshalb die Unterrepräsentanz von Frauen in der Weltliteratur mal wieder auf ihre ewige Benachteiligung zurückzuführen ist. Eine nicht falsifizierbare These. Johann Wolfgang von Goethe wäre demnach gar nicht so gut, wie es heißt, und Miss Namenlos zu Unrecht unbekannt. Allerdings: Solche Autoren haben mit ihrem Schaffen großen Einfluss ausgeübt. Auch wer „Faust“ nicht gelesen hat, wird schon den sprichwörtlich gewordenen Ausspruch vom Pudels Kern gehört haben, mit dem kundgetan wird, dass man das Wesen eines Phänomens erkannt hat. „Die Leiden des jungen Werther“ war so gut, dass es verboten wurde, denn seine Leser tendierten zum Selbstmord. Sicherlich kein Werk eines Stümpers. Auch Shakespeare hatte großen Einfluss auf die Sprache, etliche Redewendungen gehen auf ihn zurück, die man auch im deutschen Ausland kennt: „Gut gebrüllt Löwe!“. Und wirklich jeder hat schon die Worte „Sein oder Nichtsein“ vernommen. Es gibt aber auch Frauen, die Weltliteratur geschaffen haben: Jeder kennt Frankensteins Monster und viele verwechseln es mit dem Herrn Frankenstein selbst. Meine Theorie, warum aber dennoch Männer bessere Literatur schaffen, ist, dass Männer mehr leiden, weil das Leben, genauer die Gesellschaft, härter und kälter zu ihnen ist, weshalb sie sich auch öfters das Leben nehmen, und damit aus eigener Erfahrung heraus Not und Leid eindrücklicher beschreiben können. Derjenige, dessen ganzes Leben eitel Sonnenschein ist, kann keine tiefgründigen Werke verfassen – vermutlich versteht er noch nicht mal die quälende Frage nach dem, was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält.

Aber das ist nur eine Theorie, letztlich gibt es in den weichen Wissenschaften kein hartes Kriterium, womit sich Qualität messen ließe. Eine Feministin findet vielleicht Goethe langweilig und faschistoide Vernichtungsphantasien wie „SCUM“ faszinierend. Letztlich spielt da der Geschmack mit rein: Ich z.B. bin nur noch gelangweilt, ja angeödet von Werken, die die Geschichte der unterdrückten Frau erzählen. Mit diesem Märchen wird man 24/7 zugeballert. Was ein Mangel an Originalität, diesen Geschichten nur ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Viel spannender hingegen Stücke, die dem herrschenden Diskurs entgegenstehen. Und damit sind wir wieder bei der Katze und der Beobachter, der das Ergebnis bestimmt. Ich bzw. die Feministin sind die Beobachter, die ein Werk beurteilen und damit dessen Qualität – anödent oder spannend – festlegen. Paul Watzlawick hat übrigens verneint, dass es keine vom Beobachter unabhängige Wirklichkeit gebe. Und letztlich hat sich die Mehrheit der Menschen von der falschen Vorstellung der Erde als Scheibe abgewandt.

p.s.: Letztes Jahr gingen alle wichtigen Literaturpreise an Frauen. Preisfrage: Sind diese Frauen wirklich so gut oder wirkt hier nur eine inoffizielle Quote? Sind diese Preise korrumpiert und damit nichts mehr wert?

8 Gedanken zu „Qualität im Feminat

  1. crumar

    „Sind diese Preise korrumpiert und damit nichts mehr wert?“
    M.E. Korrekt.
    Es ist letztlich aus der Filmbranche herüber in die Literatur geschwappt (Herv. von mir):

    „Der Film (Blau ist eine warme Farbe) gewann die Goldene Palme bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2013. Dabei wurde der Hauptpreis ausnahmsweise nicht nur an den Regisseur, sondern auch an die beiden Hauptdarstellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos vergeben.“

    Lesbische Liebesgeschichte.
    Wäre es keine gewesen, der Film hätte den Preis nicht verdient und die Hauptdarstellerinnen haben ihn deshalb ausnahmsweise erhalten, aber auch nicht verdient (und ich schätze Lea Seydoux wirklich sehr).
    In Schweden ist die quotierte Preisvergabe in der öffentlich geförderten Filmindustrie inzwischen Standard. Mit der Tendenz, die rührseligsten Schmonzetten mit „aktueller Thematik“ als preiswürdig zu erachten -> „Mangel an Originalität“.

    „Es gibt nur deswegen zwei Geschlechter, weil über zwei Geschlechter gesprochen wird. Durch das Sprechen werden sie „reproduziert“.“

    Das ist die Feststellung, mit der sich nachweisen lässt, es handelt sich bei Genderisten um eine Spielart des Kreationismus.
    Primaten z.B. dürften keine Geschlechter gehabt haben, da ohne Sprache keine Sprechakte und ohne diese keine Produktion von Geschlecht.
    Ohne Sprache werden Einzeller erstaunt festgestellt haben, dass es sie gar nicht geben kann, weil ohne den Begriff „Einzeller“ keine Einzeller existieren können.

    So erschließt sich auch die Bibel 1.Mose 1:2 genderistisch: „Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“
    Dann hat er (oder sie) einfach die Welt per „Sprechakt“ erschaffen, quasi in die Welt gequatscht und gequasselt.

    Antwort
    1. Fiete

      Aua ha!
      Gerade aufgestanden, Bildschirmschoner weggedrückt, geguckt was beim Uepsi so läuft, und zack!
      Instand Erleuchtung erfahren!
      Und das vor’m ersten Kaffee!
      Heeeftig!
      Scheint mir aber kein Fehler drin zu stecken. Muß wohl so sein!

      Antwort
    2. uepsilonniks Autor

      Primaten z.B. dürften keine Geschlechter gehabt haben, da ohne Sprache keine Sprechakte und ohne diese keine Produktion von Geschlecht.

      Nun, Primaten, unsere Vorfahren, haben aber eindeutig ein Geschlecht. Da müsste man mal Genderisten mit der Frage quälen, wie das eigentlich abgelaufen sein soll, die evolutionäre Wandlung des Geschlechts von der Natur zur Kultur, wenn das Geschlecht lediglich eine soziale Konstruktion in der heteronormativen Matrix ist. Es gibt übrigens homosexuelle Tiere, das muss dann aber auch vollständig aus der Natur kommen in Ermangelung einer Kultur, also: Angeboren.

      So erschließt sich auch die Bibel 1.Mose 1:2 genderistisch: „Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“
      Dann hat er (oder sie) einfach die Welt per „Sprechakt“ erschaffen, quasi in die Welt gequatscht und gequasselt.

      Goethes Faust versucht sich an einer Bibelübersetzung:

      Geschrieben steht:

      „Im
      Anfang war das Wort!
      Hier stock ich schon!
      Wer hilft mir weiter fort?
      Ich kann das Wort
      so hoch unmöglich schätzen,
      Ich muß es anders übersetzen,
      Wenn ich vom Geiste
      recht erleuchtet bin.
      Geschrieben steht:

      Im
      Anfang war der Sinn.
      Bedenke wohl die erste Zeile,
      Daß deine Feder
      sich nicht übereile!
      Ist es der Sinn,
      der alles wirkt und schafft?
      Es sollte stehn:

      Im
      Anfang war die Kraft!
      Doch, auch indem
      ich dieses niederschreibe,
      Schon warnt mich was,
      daß ich dabei nicht bleibe.
      Mir hilft der Geist!
      Auf einmal seh ich Rat
      Und schreibe getrost:
      Im
      Anfang war die Tat!

      Du liegst also falsch 😉

      Genderisten labern mit „Worten“ bringen damit aber nichts Wesenhaftes zustande, es ist leer, ohne Blut, nicht potent. Goethe hingegen macht die Tat aus als alles, was wirkt und schafft. Zuschade, dass Genderisten im Willen, das „richtige“ Denken den Menschen einhämmern zu wollen – man denke an 1984 – die Sprache verschandeln um sie manipulativ für ihre Ziele einzunehmen.

      Goethe oben zeigt, welche Schönheit in beseelter Sprache liegt.

      Antwort
      1. crumar

        Goethe ist einfach außerordentlich und wunderschön ist die Einbettung von Philosophie in seine Literatur. Aber das ist ein anderes Thema…

        „Zuschade, dass Genderisten im Willen, das „richtige“ Denken den Menschen einhämmern zu wollen – man denke an 1984 – die Sprache verschandeln um sie manipulativ für ihre Ziele einzunehmen.“

        Mein Punkt ist, das genderistische Denken ist notgedrungen wissenschaftsfeindlich und philosophisch reaktionär, das wird jedoch erst klar, wenn man sich die Konsequenzen näher anschaut.
        Die gesamte Menschheitsgeschichte seit den Anfängen der Entwicklung ist gerade einmal 15 Millionen Jahre alt, die Erde 4,5 Milliarden Jahre.
        Jede Form des sozialen Konstruktivismus muss scheitern, wenn nichts Soziales existiert, welches konstruiert, wenn noch nicht einmal ein Subjekt oder ein Bewusstsein existiert, welches konstruieren könnte.
        Hier ist „Konstruktivismus“ also das Synonym für eine göttliche Entität – der Geist, der über dem Wasser schwebt und „konstruiert“.

        Wer hingegen der Überzeugung ist, es gäbe eine vom Subjekt unabhängige materielle Welt, die unabhängig von meiner, deiner, unserer Wahrnehmung existiert und keinen Gott voraussetzt, wird annehmen, dass allgemein naturwissenschaftliche Gesetze und Theorien, speziell (evolutions-)biologische gelten, die erklären, welche Entwicklungen in der Vorzeit stattgefunden haben.

        Nun wäre die logische Frage, warum diese Gesetze und Theorien 4,35 Milliarden Jahre Entwicklung erklären können, spätestens mit der Entstehung von Hominiden, allerspätestens mit dem Homo Sapiens vor 300.000 Jahren, allerallerallerspätestens in der Neolithischen Revolution vor 12.000 Jahren scheitern.
        Selbst da bin ich großzügig im rätselraten, ab wann der soziale Konstruktivismus tatsächlich tätig wird oder tätig werden kann.
        Die Kreationisten datieren die Erdgeschichte auf auf einen Zeitraum von 6000-10.000 Jahren; wenn man einen näheren Blick auf den Genderismus wirft, hat er dieser biblischen Geschichtsschreibung wenig hinzuzufügen.

        Antwort
  2. stadtmensch-chronicles.de

    »Konzeptueller Penis« – LOL! Ist das etwa ansteckend?

    Mit der Beurteilung von Qualität in Literatur oder Kunst ist es tatsächlich schwer. Ein Kriterium könnte sein, ob das Werk auch noch von kommenden Generationen gelesen/betrachtet/gehört und nicht zuletzt gehandelt wird. Dieses Kriterium ist zugegebenermaßen aber etwas unbefriedigend für den Urheber in der Jetzt-Zeit.

    Was diese noblen Preise aus Schweden angeht, so werden die ganz sicher schon seit Jahren politisch bzw. zeitgeistig entschieden. Aber das gilt auch für den »Friedensnobelpreis« für Kriegsverbrecher Obama oder die Galgenvögel von der EU. Und auch bei den inflationären »Comedy- und Kabarettpreisen« herrscht eine ordentliche Portion Inzucht bzgl. der Preisvergaben vor, wie man manchmal so liest.

    Am besten macht man es wie die Hamburger: Erst gar keine Auszeichnungen annehmen.

    Beste Grüße,
    Stadtmensch

    Antwort

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