
Mit Gleichstellung wird man auch in der Männerumkleide beglückt.
Die Serie „Frau Jordan stellt gleich“ will die frohe feministische Botschaft in Form eines „unterhaltsamen“ Formats in die Köpfe der Zuschauer hämmern. Die Heldin der Serie kämpft für die gute, glorreiche Sache, sie „setzt Zeichen“, sie ist leuchtendes Vorbild, sie arbeitet für die gerechtere Gesellschaft, sie steht für die Revolution – vom Staat angestellt mit großräumigen Gleichstellungsbüro und einer dreiköpfigen Mannschaft, finanziert vom männlichen Steuerzahler, gegen den man zu kämpfen hat. Ja, das hat was von „Weiße Rose“.
Dabei ist die Sendung eine herrliche Steilvorlage, die feministische Doppelmoral zu entlarven. Es ist faszinierend, wie oft sie bei dem bei Männerrechtlern beliebten Test, die Geschlechter zu tauschen, durchfällt. Man stelle sich z.B. vor, ein Mann würde der Wizorek – berüchtigt dafür, andere nicht ausreden zu lassen – mitteilen, er würde ihr eine reinhauhen, wenn sie ihn nochmal unterbrechen würde. Ich glaube…, nein: Ich weiß, dass das die Macher der Serie verurteilen würden. Nebenbei bemerkt der alte Fehler im Feminismus, Gewalt mit Stärke zu verwechseln. Oder man nehme einen Fall, in dem ein männlicher Angestellter einer Behörde in eine Frauenumkleide eindringt, wo einige Mädels gerade nackich sind, und dann seine kleine Nummer durchzieht. Das gäbe einen aufschrei hoch metoo, er wäre nicht nur seinen Job los. Ähnlich verhält es sich, wenn drei Männer verbal auf eine Frau losgehen würden, ihr erklärten, man werde dafür sorgen, dass sie nur noch auf Klo heulen würde, wenn sie nicht klein beigebe. Oder auch: Eine Lesbe aus dem besagten Gleichstellungsbüro fällt durch sexualisierte Sprache auf, reißt sexuelle Witze, was man Männern niemals durchgehen lassen würde. Sie hat aber auch einen guten Grund dafür: Sie kommt aus einem Kaff, in welchem Lesben nicht toleriert wurden, sie also schweigen musste, was sie heute nicht mehr mache. Gute Gründe also. Nun, Männer, die sexualisiert reden, haben auch ihre Gründe. Interessanterweise fühlt sich dann eine Katholikin von der Lesbe belästigt, man will ihr aber partout nicht den Opferstatus zugestehen, war ja auch nur eine Frau, die sexualisierte Sprache nutzte – als Opfer darf sie sich erst fühlen, als sie vom chauvinistischen Bürgermeister belästigt wird – der dann auch den Hut nimmt, so sind die Machtverhältnisse im „Patriarchat“.
Die schöne Verlogenheit der Serie zeigt sich auch schon in der ersten Folge daran, dass die Titelheldin einen tiefen Ausschnitt trägt, um sich damit einen taktischen Vorteil für Verhandlungen mit dem Bürgermeister, der sich auch mal mit Jesus vergleicht, zu sichern, dieser aber, wenn er reinguckt, als irgendwie abstoßend schmierig dargestellt wird. Er kommentiert das auch noch damit, dass sie „ihre Glocken“ raushängen lässt, womit er ja auch Recht hat, was aber natürlich trotzdem ein No-Go ist, was die ganze Doppelmoral unserer Gesellschaft auf den Punkt bringt: Frauen dürfen nach Belieben sexuell reizen, Männer aber dürfen nicht darauf reagieren.
„Sexuelle Belästigung“ ist aber nur eines der Themen auf der feministischen Agenda, die die Serie abarbeitet. Mehr oder weniger tiefgehend widmet man sich Gendersprache; geschlechterspezifischem Spielzeug im Kindergarten; wirtschaftlicher Förderung nur für Frauen sowie Mädchenförderung, was ja auch Sinn ergibt, denn immerhin stellen sie nur die Mehrheit auf den Gymnasien; sexistischer Werbung; Pick-Up; häuslicher Gewalt (Jordan hatte einen gewalttätigen Vater); zerstörten Karrieren, weil man so dumm war, als Frau Kinder zu kriegen; klischeehafter Werbung, die Frauen zeigt, welche gerne shoppen gehen, denn solche Bilder formen Männer wie Frauen und es obliegt dem Politbüro, dass die Männer und Frauen richtig geformt werden, klischeehaft weiblich dürfen nur noch Transfrauen sein; oder dass es so wenige Feuerwehrfrauen gebe, nicht weil Frauen kaum Interesse daran haben, sondern wegen chauvinistischer Männer, wobei sowohl unterstellt wird, Frauen seien genauso geeignet, wie man auch unterschlägt, dass bei Polizei, Bundeswehr und eben auch Feuerwehr geringere Anforderungen an Frauen gestellt werden, weil der Ernstfall bekanntlich eine Gentleman ist, der Rücksicht nimmt auf geringere Körperkraft; und welche Themen was weiß ich noch für Feministen von Interesse sind.
Themen, die nicht behandelt werden, sind Väter, die mit Staatsgewalt von ihren Kindern ferngehalten werden, dieselbe Gewalt also, die die Gleichstellungsbeauftragte und ihr Team finanziert; Obdachlose, Männer, die unter Frauengewalt zu leiden haben oder Jungs, die im Schulbetrieb systematisch aussortiert werden. Aber ich will fair sein: So wird die massive Männerfeindlichkeit von Erzieherinnen gezeigt, die keinen Kerl in ihrem Team dulden wollen. Auch wird ein kurzes Schlaglicht auf das Thema Selbstmord geworfen, allerdings wird der entsprechende Mann – ein Rollstuhlfahrer – im Vorfeld als extrem unsympathisch gezeichnet und so richtig ernst meint er es wohl auch nicht, hat er doch die Muße, noch auf die Presse zu warten, bevor er – sagt er jedenfalls – ernst machen würde (macht er nicht).
Die Grenze im Krieg um die bessere Welt verläuft dabei nicht zwischen Frau und Mann sondern zwischen den Menschen mit der richtigen Gesinnung und denen mit der falschen. Also können Frauen dumm und korrupt sein, etwa weil sie sich mit der männlichen Macht arrangieren – man müsse Rücksicht auf die „Männer mit Geld“ nehmen – genau wie ein Mann der Gute sein kann, etwa der Quotenmann im Gleichstellungsbüro (ist das eigentlich legal? Soviel ich weiß, dürfen nur Frauen Frauen- Gleichstellungsbeauftragte werden), der einen Chauvinisten niederschlägt, womit er unter Beweis stellt, dass er kein lila Pudel sondern ein weißer Ritter ist, denn Gewalt gegen die Richtigen ist richtig, dass weiß jeder Nazi, jeder Antifa, und eben auch jeder Feminist. Eine Praktikantin, die ein gutes Bild von Männern hat, wird dann zum Glück eines besseren belehrt: Sie habe nicht gewusst, wieviele Arschlöcher es unter Negern Männern geben.
Eine Szene fand ich sehr interessant, nämlich als die Politkommissarin wegen dem bösen Spielzeug im Kindergarten aufschlägt und dort von einem Mädchen geschlagen wird. Dieses wird dafür nur halbherzig ermahnt, ihr Verhalten wird nicht unterbunden, die Titelheldin reagiert gar nicht, lässt die Gewalt einfach zu. Interessant deshalb, weil von dem Mädchen eine geballte Aggression ausgeht, die eine Ahnung davon gibt, wie das erst ist, wenn ausgewachsene Frauen gewalttätig werden – etwas, von dem viele unfähig sind, sich das vorzustellen, weshalb man Frauengewalt in der Regel für harmlos hält.
Bei einer Szene fiel mir die Kinnlade runter, nämlich wie einer jungen, arroganten Göre verklickert wurde, dass sie gefälligst Respekt vor einem alten weißen Mann haben sollte, denn der hätte anders als sie schon was geleistet im Leben. Glücklicherweise rettet die Serie die Folge: Der alte weiße Mann entpuppt sich im späteren Verlauf als „alter Sack“, als altersdiskriminierender Rassist, dem eine Frau, obwohl selber Opa, zu alt ist und der abfällig über „Neger“ redet: Da ist die Welt gleich wieder in Ordnung.
Und warum verwendet die taffe Feministin und Titelheldin einen auf klischeehaft-weiblich designten rosa Frauenrasierer? Weil die in der Frauenabteilung stehen, und dorthin verschlägt es sie automatisch – solche Entschlossenheit, das Richtige zu tun, wird den Planeten retten.
Während die Kritiken – natürlich – voll des Lobes sind, ist die Serie nur mäßig erfolgreich, auf einem Serienportal wird sie gerade mal mit „Okay“, also noch nicht mal mit „Gut“, bewertet; auf IMDB erreicht sie nicht mal die magische 7. Und auch die Einschaltquoten gingen nach der ersten Folge zurück. Das ist vielsagend, denn Serien haben die Eigenart, dass sie einen besonderen Bonus beim Publikum genießen: Man baut eine Beziehung zu den Charakteren auf, man sieht sie gerne wieder. Wenn man dann noch dazu nimmt, dass die Wertung vermutlich von feministischen Zuschauern vorgenommen wurde, die die Serie auch tatsächlich konsumieren, weil sie sich durch den penetranten Feminismus nicht abgestoßen fühlen, ist die schlechte Bewertung noch verwunderlicher. Vielleicht gefällt sie Feministen nicht, weil sie – kein Scheiß – zu männerfreundlich ist, etwa wenn – epic fail – Verständnis für besagten Rollstuhlfahrer gezeigt wird, der ein Bordell besuchen will.
Und zum Schluss?
„Titten darfste nicht sagen, wenn Du keine hast!“
„Frau Jordan stellt gleich“, Pro7, Mittwoch 20:15 Uhr.
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