„A Room of One’s Own“ von Virginia Woolf ist einer der klassischen Texte des Feminismus: Eine Frau müsse ein Zimmer für sich allein haben, um Literatur schaffen zu können. Der Essay erschien 1929.
Heute, mehr als neunzig Jahre später, präsentiert es eine ehemals bildungsbürgerliche Zeitung als irgendwie anrüchig, wenn Männer ein Zimmer für sich allein haben wollen. Also: Wer heute anständige feministische Texte schreiben möchte, sollte sich am besten für gar nichts ernsthaft interessieren, nichtmal für die feministische Geschichte.
Und natürlich ist es in des Autors Augen ein PRIMITIVES Bedürfnis, wenn Männer ein solches Zimmer haben wollen. Falls jemand die Cave-Anspielung nicht verstanden hat, wird es ihm schon in der Überschrift plakativ vor den Latz geknallt, dass es hier um Höhlenmenschen geht, die sozial ausgesprochen inkompetent sind. Wer dieses alte Ressentiment gegen die angeblich primitiven Männer analysieren wollte, könnte zum Beispiel mal Kucklicks „Das unmoralische Geschlecht“ lesen. Einfacher ist es aber natürlich, das Ressentiment einfach zu reproduzieren.
Das ist alles so blöd, dass Lücker sich vor lauter Blödheit seiner eigenen Bosartigkeit gar nicht bewusst wird. Es lohnt sich kaum, sich direkt damit auseinanderzusetzen – wenn er überhaupt irgendeine Bereitschaft hätte, seine eigene Position zu überprüfen, dann hätte er auch ohne jede Gegenrede reichlich Gelegenheit dazu.
Da ich aber ja ein freundlicher und zuvorkommender Mensch bin, habe ich es mit einem Kommentar bei der Zeit mal anders versucht und diesem stolzen Flagschiff des schwarzgrünen Bürgertums ein paar Vorschläge für weitere Artikel gemacht. Da zurzeit gar keine Kommentare unter dem Text mehr freigeschaltet werden, veröffentliche ich den Kommentar einfach hier.
„Der Artikel basiert auf der überraschenden Überzeugung, dass alltägliche Tätigkeiten irgendwie hochproblematisch werden, sobald ein Mann sie ausführt. Selbst das Einrichten eines Zimmers ist dann Ausdruck patriarchaler Herrschaftsansprüche.
Da ich natürlich sachlich, differenziert und konstruktiv sein möchte, habe ich hier noch ein paar weitere Vorschläge für weitere Artikel.
Mansneezing – Wichtiges aktuelles Thema. Bei Männern ist das Niesen eine Dominanzgeste, raumgreifend, laut und toxisch, während Frauen es zurückhaltend auf das Allernötigste beschränken. Wenn sie denn überhaupt niesen. Oder so.
Brotherbreathing – Bestimmt finden Sie irgendwo Studien, die zeigen, dass ein Mann soviel Luft wegatmet wie 27,4 Frauen, o.s.ä. – was dann ganz gewiss auch irgendwie mit der Erderwärmung in Zusammenhang zu bringen ist. Ganz wichtiges Thema also.
Misterlistening – Während Frauen, wenn sie anderen zuhören, deren Anliegen verstehen und nachvollziehen wollen, projizieren Männer ganz bestimmt irgendwie nur ihre eigene Agenda in die Aussagen anderer und okkupieren sie damit symbolisch, schreiben sich also gewissermaßen in andere ein.
Irgendwie.
Manreading – Wenn Männer kluge und augenöffnende Artikel lesen, die ihnen klarmachen, dass sie eh nur Höhlenmenschen sind – dann nehmen sie das nicht dankbar und bescheiden und mit dem Willen zur Besserung zur Kenntnis, sondern verderben alles mit Kommentaren, in denen sie Kritik auf keinen Fall „sachlich und differenziert“ äußern. Typisch.“
Soweit der Kommentar. Allerdings ist die Sache mit der Ironie heute ja ein wenig gewagt, weil man eigentlich gar nichts mehr ironisch so weit überspitzen kann, dass es nicht doch noch irgendein Depp als ernstzunehmende Stellungnahme weiter verbreiten würde. Falls ihr also demnächst gewichtige Artikel über die Problematik des männlichen Niesens oder Atmens in der ZEIT lest, seid bitte etwas gnädig mit mir. Ich wollte einfach nur lieber einen Witz machen, als mich über Lückers Höhlenmenschenfantasien zu ärgern.