
Im reichweichenstarken „Guardian“ wurde mal gefordert, dass man Frauen grundsätzlich nicht mit Gefängnis bestrafen solle, und auch Antje Schrupp gibt zu Protokoll:
„Würde es nur Frauen geben, bräuchten wir keine Justiz.“ (via)
Ich steig nicht dahinter, wie man zu so einem Statement kommen kann. Sie führt weiter aus, dass sie den Rechtsstaat als männliches Konstrukt ablehnt, welches Frauen nicht gerecht würde – ohne einen Vorschlag zu machen, wie ein System besser beschaffen sein könnte (meine Vermutung: Ihr schwebt eine Frauenherrschaft vor, in der Frauen Männer als „Tyrannen“ einfach töten dürfen, was sie aber nicht so gut verkaufen kann, ohne sich als Sexistin zu entlarven).
Im Folgenden werde ich mich damit befassen, wie man als erwachsener Mensch so eine Position ernsthaft vertreten kann.
1. Die Filterbubble
In unserem Feminat hat man weibliche Gewalt schlicht nicht auf dem Schirm. Eines der besten Beispiele ist häusliche Gewalt. Obwohl diese Gewalt zur Hälfte von Frauen ausgeht, wird allein Männergewalt bekämpft. Es gibt staatliche Kampagnen in dessen Bildmaterial verängstigte Frauen zu sehen sind. Es wird propagiert, dass jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Mann getötet wird. Jetzt geht Gewalt gegen Kinder – einschließlich Mord – aber öfter von Frauen aus. Dazu gibt es keine Hasskampagnen, wonach jeden dritten Tag eine Mutter ihr Kind tötet. Keine Parolen wie: „Der gefährlichste Ort für ein Kind ist bei seiner Mutter“. Keine staatlichen Kampagnen mit Bildern von verängstigten Kindern, die sich einer bedrohlichen Frauengestalt gegenübersehen. Wäre jeder Kindsmord durch eine Frau, bzw. Kindsmord generell ein Thema wie die Lohnlüge oder Frauenquoten, es fiele viel schwerer, Straffreiheit für Frauen zu fordern oder sich in dem Phantasma zu verlieren, Frauen bräuchten keine Justiz. Dasselbe gilt für Hollywood: Die wirklich hassenswerten Charaktere in den fiktiven Erzählungen sind mit überwältigender Mehrheit Männer. Auch das prägt unser Bild, führt dazu, dass wir das Böse, was bestraft gehört, eher bei Männern wahrnehmen. Die Filter-Bubble erstreckt sich also auf den Mainstream. Bezeichnenderweise rät Schrupp dazu, man solle sich in die feministische Filter-Bubble einschließen. Wer aber dieser Aufforderung nachkommt, erhält ein verzerrtes Bild der Realität, er betrügt sich selbst (ich selbst lese regelmäßig bei Feministen mit).
2. Typisch weibliche Verbrechen sind keine
Frauengewalt gegen Kinder wird sogut wie gar nicht verfolgt, sie führt auch nicht dazu, dass Frauen als Kollektiv Nachteile beim Sorgerecht befürchten müssen. Es gibt weitere Verbrechen, wie Ungeborenentötung, die überwiegend von Frauen begangen, aber nicht verfolgt werden. Eines ist die Falschbeschuldigung. In unserem Feminat geht man eher davon aus, dass ein Mann vergewaltigt als dass eine Frau lügt. Das heißt, obwohl eine solche Beschuldigung ganze Existenzen vernichten kann, wird sie wie eine Kavaliersdelikt gehandelt. Die Frau bekommt zum Beispiel ihre Rache, aber wenn sie überführt wird, muss sie kaum irgendwelche Konsequenzen fürchten.
Ein weiteres typisches Verbrechen ist Vaterkindentfremdung. Dabei wird das Kind einer brutalen Gehirnwäsche unterzogen, in welcher es lernt, den Vater, zu dem eine enge und existentielle Bindung besteht, zu hassen. Man hat schlicht kein Bewusstsein dafür, dass es zum einen Kinder schädigt und auch Väter verzweifeln lässt. Ein solches Opfer bezeichnete dies als seelische Vergewaltigung; der immer gemäßigte Blogger und Freund der leisen Töne Lucas Schoppe spricht von Kinderfolter. Man weiß seit langem darum, wie gravierend dieser Eingriff in die Kinderseele ist, oder könnte es wissen, aber angegangen wird das Problem nicht. Wenn einem Sklavenhalter der Prozess gemacht würde, und es würde ihm auch zur Last gelegt, dass er Kinder von ihren Eltern getrennt hätte, sollte sich das strafmildernd oder strafverschärfend auswirken? Fest steht: Dieses Verbrechen ist straffrei.
3. Das Paradies ohne Männer
Schrupp sagt, gäbe es keine Männer, bräuchte man auch keine Justiz. Wie ist das zu verstehen? Die eine Deutung wäre, dass Frauen in Notlagen wie Armut und anderen schlechten Voraussetzungen in der Kindheit nicht straffällig würden. Dass davon ausgegangen wird, halte ich für unwahrscheinlich. Vielmehr ist wohl gemeint, dass eine reine Frauengesellschaft ohne männliche Verseuchung das Paradies wäre, in der für keine Einzige ein Grund bestände, in Konflikt mit dem Gesetz zu geraten. Das lehnt an an das faschistoide Prinzip der „toxischen Männlichkeit“ – die Welt wird erst durch Männer so schlimm, so dass sie selbst, aber auch Frauen Verbrechen begehen. Die Frauengesellschaft: Ein Paradies ohne Verbrechen? Das ist sehr verräterisch, da es bedeutet, dass unsere heutige Gesellschaft mit männlichen Einfluss mehr Paradies für Frauen als für Männer bietet, so dass sie seltener kriminell werden. Der Mann nimmt die eigentlichen Härten auf sich, schirmt die Frau davon ab und ermöglicht ihr durch seine Maloche einen Lebensstandart weit über HartzIV, den sie selbst nicht erarbeiten muss. Einen Dienst, wie ihn Männer nicht erfahren, sie sind mehr auf sich allein gestellt, die ganze Gesellschaft ist härter zu ihnen, was sie kriminell werden lässt. Der Mann ermöglicht der Frau unter großem Opfer – lebenslanger Maloche – ein besseres Leben, wird dafür aber nur beschimpft.
4. Verständnis und Mitleid für Frauen
Man hat viel mehr Verständnis für Frauen, die kriminell werden. Man setzt – zum Beispiel bei Missbrauch – mehr auf „Hilfe statt Strafe“. Man sieht in der Frau anders als beim Mann nicht das Böse, man denkt empathischer über sie, verurteilt sie nicht moralisch. Das führt dazu, dass Frauen vor Gericht seltener und weniger hart verurteilt werden (was, nebenbei bemerkt, ebenfalls die Sichtbarkeit von Verbrecherinnen verringert):
So zeigte sich in einer 2012 veröffentlichten Untersuchung von Sonja Starr, Juniorprofessorin an der Universität Michigan, dass Männer für dasselbe Verbrechen eine im Schnitt 63 Prozent höhere Haftstrafe erhalten als Frauen. Auch könnten verhaftete Frauen signifikant häufiger einer Anklageerhebung und Verurteilung vollkommen entgehen
…
Und mehr noch: Wer eine Frau tötet, muss mit einer im Schnitt um 40,6 Prozent höheren Haftzeit rechnen als jemand, der einen Mann tötet.
Auch Stuttgarter Sozialwissenschaftler, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg mit allen vor den Jugendgerichten der Stadt verhandelten Fällen beschäftigt hatten, gelangten zu einem eindeutigen Ergebnis: Frauen werden für ein und dasselbe Delikt deutlich gnädiger bestraft als Männer. Dieses Prinzip erstreckte sich über die gesamte Bandbreite des Strafgesetzbuchs vom Fahren ohne Führerschein bis zu Körperverletzung und Raub. Überdurchschnittlich häufig endeten die Hauptverhandlungen gegen Frauen mit außergewöhnlich geringen Strafen oder gar der völligen Einstellung des Verfahrens. Auch bei nachweislich schweren Delikten kamen Frauen mit leichteren Strafen davon als Männer. Das galt auch für mehrfach vorbestrafte Wiederholungstäterinnen. Als die Soziologen die Richter auf diese Ungleichbehandlung ansprachen, ernteten sie jedoch nur Verwunderung. Denen erschien es nämlich ganz selbstverständlich, Frauen vor Gericht weniger hart anzufassen, unter anderem mit dem Argument, diese besäßen weniger kriminelle Energie. Was ihnen überhaupt nicht aufzufallen schien, war, dass dies eine sich selbst beweisende Fehlargumentation war: Wenn Frauen weniger hart bestraft wurden, traten sie natürlich auch nicht so stark in den Strafstatistiken in Erscheinung, woraus man dann wiederum eine geringere kriminelle Energie ableiten konnte. (Arne Hoffmann: Lexikon der feministischen Irrtümer)
Ich habe hierzu auch eine Fernsehdoku der ARD in Erinnerung, in welchem die Reporter eine mehrfache Kindsmörderin im Knast besuchten, um diese völlig unwidersprochen davon sprechen zu lassen, dass sie ihre Kinder trotzdem liebe. Ich erinnere mich nicht daran, dass in der ganzen Sendung über solche Frauen, die so ihre Kinder verloren hatten, die geringste Kritik an ihnen geübt wurde. Auch Feministen, die damit konfrontiert werden, dass Gewalt gegen Kinder überwiegend von Frauen ausgeht, entschuldigen dieses Verhalten sofort damit, dass Frauen weit mehr Zeit mit Kindern verbringen (eine Entschuldigung, die bei männlichen Schlägern natürlich nicht angewendet wird). Man hat Verständnis für eine schwierige Situation. Auch bei dem jüngsten Mehrfachmord eine alleinmächtigen Mutter an ihren fünf Kindern beeilte sich der Moderator der Nachrichtensendung sofort zu versichern, dass die Arme überfordert war. Väter, die ihre Kinder töten, werden nicht mit Samthandschuhen angefasst.
Ich möchte mit einem Fall schließen, der besonders für die Opfer tragisch ist, der zeigt, wohin das führt, dass man Frauen nicht zutraut, bösartig zu sein, dass man ganz viel Verständnis für sie hat:
Die Kanadierin Karla Homolka setzte ihre 15 Jahre alte Schwester unter Drogen und stellte sie ihrem Freund Paul Bernardo für eine Vergewaltigung zur Verfügung. Das Mädchen kam dabei ums Leben. Karla erklärte ihren Eltern, ihre Schwester habe zuviel getrunken und sei an ihrem Erbrochenen erstickt. Nach ihrer Heirat mit Bernardo entführte das junge Paar weitere Mädchen, hielt sie als Sex-Sklavinnen tagelang gefangen, vergewaltigte sie mehrfach, brachte sie um. Nach einer dieser Entführungen berichteten Zeugen, »zwei Männer« als Täter wahrgenommen zu haben. Die Polizei kam dem Paar auf die Spur, aber auch die Beamten waren sich sicher, dass eine weibliche Täterin in jedem Fall unter dem Einfluss eines gewalttätigen Mannes stehen musste: »Wir sind nicht hier, um Sie zu kriegen. Wir wollen ihn kriegen. Sie sind das Opfer.« Karla erkannte ihre Chance, behauptete, eine verprügelte Frau zu sein und handelte eine Höchststrafe von sechs Jahren und Immunität für alle weiteren möglichen Anschuldigungen aus. Die Medien erfuhren nicht einmal, dass sie zu den Tatverdächtigen gehörte. Der erste Bruch in ihrer Geschichte tauchte auf, als Psychologen, die sich mit ihr unterhalten hatten, keinerlei Angstzustände aufgrund von Misshandlungen erkennen konnten. Im Gegenteil, Homolka wirkte überaus dominant. Keiner dieser Experten wurde vor Gericht geladen, um seine Aussage zu machen. Karla selbst hatte die Literatur über häusliche Gewalt offenbar gelesen, zitierte sie vor Gericht, gab sich als Opfer. Dann tauchten Videos auf, die Karla und Paul zeigten, wie sie sich mit ihren »Sexsklavinnen« die Zeit vertrieben. Karla war meistens heiter und gut gelaunt, gab den Mädchen ebenso Anweisungen, was sie tun sollten, wie ihrem Freund. Das einzige Aggressive, was er auf diesen Videos zu ihr sagte, war ein genervtes »Halt die Klappe!« Es war diese Bemerkung, die in den Zeitungsschlagzeilen auftauchte, um das Klischee vom männlichen Haupttäter zu erfüllen. Karla behauptete vor Gericht, sie habe ihrem Freund bei diesen Taten geholfen, weil er sie immer wieder dazu gedrängt habe. Na dann. Ein weiteres Video ließ allerdings andere Töne hören: »Ich habe es geliebt, wie du meine Schwester gefickt hast. Ich möchte, dass du das noch einmal tust.« Ihre Schwester war zu diesem Zeitpunkt längst tot, Karla sprach von anderen Mädchen. »Glaubst du, wir können das tun? Willst du es noch fünfzigmal tun? Jede Woche vielleicht?« Auf Unstimmigkeiten zwischen ihrer Aussage und den Videos hingewiesen, behauptete Karla, sich an alles nur noch verschwommen erinnern zu können, so wie in einem Traum. Zwischen den Morden verreiste sie mit ihrem Partner nach Disneyworld oder an den Strand von Maui. Auch dort, behauptete sie, sei sie von ihm fürchterlich zusammengeschlagen worden. Im Kreuzverhör reduzierte sie diesen Vorwurf auf einen Klaps auf den Hintern – ihren einzigen Körperteil, der auf den Urlaubsaufnahmen nicht deutlich zu erkennen war. Im Herbst 1995 nahm einer der Gerichtsmediziner, der die Autopsien an den getöteten Mädchen vorgenommen hatte, mit der Presse Kontakt auf. Für die Gerichtsverhandlung gegen Bernardo hatte er seine Berichte noch einmal analysieren müssen und dabei festgestellt, dass Homolkas Aussagen definitiv falsch sein mussten. Es war eindeutig: Sie hatte die Mädchen umgebracht, nicht ihr Partner. Die Staatsanwaltschaft weigerte sich, seine Aussage vor Gericht zuzulassen, weil sie ihre eigene Ansicht widerlegte: dass er, der Mann, der Haupttäter sein musste. Der Fall ging quer durch Kanadas Presse, stand aber international im Schatten vom gleichzeitigen Verfahren gegen O. J. Simpson. Über dreitausend Unterschriften wurden in Kanada gesammelt und an Politiker verschickt, gekoppelt an die Bitte, Karla Homolkas Straffreiheit aufzuheben. Ein Senator versuchte, ein Gesetz einzubringen, das es erlaubt hätte, Karla Homolka hinter Gittern zu lassen. Es war zu spät, die Abmachung galt. Seit 1997 ist die mehrfache Entführerin, Vergewaltigerin und Mörderin Karla Homolka wieder eine freie Frau (SFBM?, Seite 165)
Antje Schrupp: „Würde es nur Frauen geben, bräuchten wir keine Justiz.“
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