Sag mir, wo die Linken sind, wo sind sie geblieben

Privilegiert.

Ein schwarzer Multimillionär faselt unwidersprochen in die Kamera, dass ein weißer obdachloser Mann immer noch privilegierter wäre als er selbst – „egal wieviel Geld ich mache!“

Ein Bedürftiger zahlt mehr als eine Reiche.

Das ist so eine grenzenlose Idiotie, dass ich bis heute Probleme damit habe, das zu glauben, also dass das ernst gemeint ist, dass dahinter tatsächlich eine breit etablierte Denke steht. In dieser Denke ist eine schwarze Multilmillionärin zweifach benachteiligt gegenüber einem weißen männlichen Obdachlosen – und eine lesbische schwarze Multimillionären dreifach, wenn dieser Obdachlose heterosexuell ist.

Das Lieblingsfeindbild der Pseudolinken schlechthin, der alte weiße Mann, wird über drei biologistische Merkmale erfasst und als privilegierte, ausbeuterische und unterdrückende Klasse definiert. Wobei hier mal wieder das Spiel Feld und Festung gespielt wird. Erst wird Nonsense verzapft (Feld), indem gesagt wird, der alte weiße Mann sei eine verbrecherische und privilegierte Klasse, wenn man dann aber auf all die weißen Männer verweist, die einfach nur machtlose Arbeitsdrohnen sind, zieht man sich in die Festung zurück, und behauptet, „alt, weiß, männlich“ stünden nur als Symbole stellvertretend für repressive Unterdrückung und Privilegiertheit. Hey, wie kommst Du nur darauf, dass „alt, weiß, männlich“ „alt, weiß, männlich“ heißt?!

Wenn das aber nicht gemeint ist, warum dann nicht Unterdrückung und Privilegiertheit exakt dort festmachen, wo sie tatsächlich gemeint sind, tatsächlich auftreten? Warum nicht gleich von reichen, weißen und mächtigen Männern sprechen? Nein: von reichen und mächtigen Männern? Nein: Von Reichen und Mächtigen, womit dann konsequenterweise auch Frauen gemeint sein können, wie Thatcher, Mohn, Springer oder von der Leyen.

Wenn man die rassistischen und sexistischen Merkmale – weiß, männlich – wieder fallen lässt, kommt man wieder dorthin, wo meine politische linke Heimat ist, und die ich zurück will: Der Blick auf tatsächliche Unterdrückungsverhältnisse, nämlich zwischen Arm und Reich.

Identitäre vergiften den ganzen Diskurs, es heißt nicht mehr: „Ich denke X aus den Gründen Y“, es heißt: „Ich bin X und also solcher fühle ich Y“: Die Linke ist in Identitätsträger zerfallen, Schwarze gegen Weiße, Frauen gegen Männer, Lesben gegen Heterosexuelle, also Alle gegen Weiße, Männer, Heteros, das Feindbild der Moderne schlechthin. Die Menschen werden nicht mehr nach sozialen Gesichtspunkten betrachtet, sondern danach, welche Hautfarbe, Geschlecht oder Orientierung sie haben, was eben zu solch absurden Punkten führt, ein Millionär sei gegenüber einem Obdachlosen im Nachteil

Frauen und Farbige sind gleicher.

Die Menschen sind nicht mehr gleich unabhängig von Hautfarbe und Geschlecht, Schwarze und Frauen sind gleicher. Die Gleichheit der Menschen – zum Beispiel in der Menschenwürde – wäre ein unlauterer Vorteil der Privilegierten, die weiß und männlich wären, womit sie für diese aufgehoben werden müsste. So will man nicht mehr Gleichheit unter den Menschen sondern einen Sonderstatus für die vermeintlich Unterprivilegierten, Rechte und Würde gelten nur noch für sie, denn Crumar: „Die Linksidentitären gehen davon aus, dass dieser Universalismus eine Erfindung der Weißen ist, die sich selber damit als Maßstab setzen und diese Werte dazu dienen, ihre weiße Vorherrschaft (white supremacy), die ihnen weiße Privilegien (white privilege) sichert, zu legitimieren. Kurz: Es ist ein Machtreduktionismus par excellence. Was aber bspw. an „Menschenwürde“ spezifisch weiß sein soll, erschließt sich nur den „woken“. 

Oft hört man, bei uns werde man systematisch zu Rassismus und Sexismus erzogen. Es gehörte aber zu meiner guten Kinderstube, dass ich jeden Menschen unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder Sexualität mit Anstand behandle. Nein, genauer, und da liegt bereits der Fehler: Ich habe gelernt, Schwarze, Frauen und Homosexuelle mit Anstand zu behandeln, die weißen Männer hatten ja genug Privilegien, auf die musste man keine Rücksicht nehmen. Zur Heilung der Linken müssen Pseudolinke die Regeln des Anstands auch gegenüber alten weißen Männern lernen.

…eines Obdachlosen?

Die pseudolinken Akteure, die aus einem biologistischen Merkmal Identität ziehen und sich als eine entsprechende Gruppe begreifen, unterstellen dabei dem weißen Mann, dass er es selbst genauso hält, womit er eine eigene Klasse stelle. Das ist aber Schwachsinn: Die Gruppe der weißen Männer zerfällt vom Obdachlosen über den Arbeiter bis zum Kapitalisten in viele Untergruppen. Und ein weißer Mann identifiziert sich auch nicht über diese biologistischen Eigenschaften. Der Chef der deutschen Bank und der Bundespräsident sind ihren Ehefrauen viel näher als dem Arbeiter; und wenn Letzterer Probleme mit seiner Frau hat, da diese ihn aus einer tatsächlichen Machtposition heraus daran hindert, seinen Kindern ein Vater zu sein, dann rührt kein mächtiger, reicher weißer Mann auch nur einen müden Finger, um seinem angeblichen Klassenkameraden zu helfen. Und umgekehrt: Mit einem schwarzen Arbeiter bin ich solidarischer als mit jenem Millionär oben, der davon spricht, die Armen sollten halt Kuchen essen ein obdachloser weißer Mann wäre privilegierter als er selbst.

Der Multimilliardär Warren Buffet sagte, dass es seine Klasse – die der Reichen – sei, die einen Klassenkampf führe und diesen auch gewinne. Mal davon abgesehen, dass er noch ein vernünftiges Verständnis von „Klasse“ hat, kann man hier der Verschwörungstheorie anhängen, hinter der Zerfledderung der Linken in identitäre Klassen stünde eine gesteuerte Strategie des altbekannten Teilen und Herrschen, Crumar: „…Fragen sozialer Ungleichheit werden nicht mehr allgemein behandelt (s. weißer obdachloser Mann), sondern nur noch im Kontext der Hautfarbe. Womit es vortrefflich gelingt, weiße Armut – und damit die absolute Mehrheit der Armen in den USA – einfach verschwinden zu lassen. Die sind schließlich privilegiert. Durch die Überführung einer sozialen Frage in einer der „Rasse“, ist man die soziale Frage elegant losgeworden.

Rate mal, wie es mir geht, mit diesem Pack in einem Atemzug als „Linker“ genannt zu werden. Es handelt sich bei den Linksidentitären um die beste Linke, die man für Geld kaufen kann“

Die Linke hat sich selbst zerlegt, indem sie die Frage nach der geschlechtlichen oder ethnischen Zugehörigkeit über die nach der sozialen stellte; indem der Nebenwiderspruch zum Hauptwiderspruch erhoben wurde, wurde sie kastriert.

4 Gedanken zu „Sag mir, wo die Linken sind, wo sind sie geblieben

  1. PfefferundSalz

    Links sein ist früher ein Ergebnis der Umstände gewesen. Heute ist es eher ein Lifestyle für Wohlhabende. Früher hat man sich als Arbeiter zusammengetan, weil man gemeinsam mit anderen Arbeitern mehr für sich und vor allem seine Familien erreichen konnte als alleine. Heute macht man es, weil es modern wirkt. Das Links von heute hat nichts mehr mit dem Links von vor 100 Jahren zu tun. Das heute ist eher eine Reenactment Veranstaltung, eine Art LARP, nicht mehr.

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  2. epikur

    Guter Beitrag! Gefällt mir.

    In meiner Ausbildung zum Pädagogen hatten wir übermäßig das Thema „Gender“, aber kaum über „Armut“ gesprochen. Die Identitätslinke haben viele Bereiche erobert und vergiftet. Kinder sollten geschlechtsneutral erzogen werden. Auch Mädchen kann man „blau“ anziehen. Und so weiter. Ja, alles schön und gut. Aber ist es für rund 2,5 Millionen Kinder in Deutschland, die in Armut aufwachsen, nicht viel wichtiger, dass man hier etwas grundlegendes für sie verbessert? Dieses Thema interessierte nur selten im Unterricht. Es sind Wohlstandslinke, die „Links Sein“, wie ein Etikett vor sich her tragen. Ohne echte Prinzipen und Überzeugungen, wie wir jetzt beim Corona-Wahnsinn nur allzu deutlich erkennen können.

    Ich habe mich darüber immer geärgert und das in jeder Gender-Unterrichtstunde thematisiert. Sehr zum Leidwesen meiner Dozentin, die gleich zu Beginn ganz stolz verkündet hatte, dass sie lesbisch sei. Als wenn uns das irgendwie zu interessieren hätte.

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  3. Kakapo3

    Danke, dass du hier von „Pseudolinken“ sprichst. Es ist Teil der Kampagne, dass „Linksein“ nur noch Feminismus und Antirassismus ist, wer hingegen sagt, Reiche haben viel Geld, ist ein Nazi Schwurbler.

    Antwort

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