Bestimmt kennen Sie die Geschichte von feministischen Sprachpanschern: Vater und Sohn im Auto, Unfall, Vater tot, Sohn kommt in den OP, Chirurg sagt: „Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn!“ Soll heißen, man hat zu Unrecht an einen Mann gedacht, in Wirklichkeit war es eine Chirurgin. Nur dass es gleich bei der ersten Nennung „Chirurgin“ geheißen hätte – keine Ahnung von Deutsch, setzen sechs; mit dem generischen Maskulinum wird keine konkrete weibliche Person bezeichnet. Ach ja: Ich würde lieber von einem alten weißen Mann operiert werden.
Aber so eine Geschichte kann ich auch erzählen:
Die Soldaten konnten es nicht mehr ertragen, wie ihr angeschossener Kamerad unter unerträglichen Schmerzen schrie. Nach dem Tod nahmen sie dem Soldaten die Hundemarke ab, auf der der Name „Sonja Wagner“ stand (das Beispiel ist genauso falsch – es hätte „Kameradin“ heißen müssen).
Schätze, dieses Beispiel wird es nie ins feministische Repertoire schaffen, da Unsichtbarmachung von männlichen äh,.. „Nachteilen“ die Agenda bestimmt.
Ich schlage vor, in Deine Story noch ein generisches Femininum ein zufügen, nämlich: „Die nächste Granate (oder Kugel?) erbarmte sich ihrer.“ Gut, dann fragt man sich vielleicht, ob die Marke noch da ist – aber zumindest denken trotz generischen Femininum wohl nur wenige an „Soldat Sonja…“
Müsste das nicht „erbarmte sich seiner“ heißen? Ich werd das gerade nicht schlau draus.
Eine Geschichte, die Feministinnen lieben müsstten, weil ausschließlich Frauen vorkommen
Als nächstes willste mir wohl erzählen, da wären Männer mitgemeint!?!?
Das Patriarchat ist alltäglich in der Sprache.
Oder kennt einer von euch die Weibliche Form des „Prügelknaben“?
Feigling. Schwächling…
Ein wesentlicher Punkt bei einem männlichen Chirurgen, er würde nicht sagen „Ich kann nicht operieren…“ sondern dafür sorgen dass die Operation schnell durchgeführt werden würde. Und wenn er einen besseren Chirurgen erreichen kann diesen dazu bitten.
Die Chirurgen-Geschichte ist eigentlich ein vierzig Jahre altes Logikrätsel, das zunächst in englischer Sprache verfasst wurde, in der es bekanntlich keine weibliche Form von „surgeon“ gibt. Es arbeitet natürlich mit der Erwartung, dass ein „surgeon“ ein Mann ist und will mit der Lösung den Aha-Effekt auslösen „hey, auch Frauen ergreifen den Chirurgenberuf“. Aber feministisch ausgeschlachtet wird es meines Wissens nach erst in jüngerer Zeit. Und auf Deutsch funktioniert es wegen der falschen Grammatik einfach nicht.
Was ich den Feministen sagen will, ist eine Abwandlung der Worte Inigo Montoyas: „You keep using that language, I don’t think it works how you think it works.“