Jungs

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Finke meint es hier nicht gut mit Jungs. Dass sie in der Schule scheitern ist für sie nicht Anlass, sich die Frage zu stellen, wie man dieses Scheitern bekämpfen könne, stattdessen macht sie eine Gendergedöhnsdebatte auf. Vermutlich nimmt sie die katastrophale Situation der Jungen mit Befriedigung wahr, denn jeder Junge, dem man bereits in der Schule das ganzes Leben versaut hat, ist ein Konkurrent weniger für ein Mädchen auf der Karriereleiter. Das ist besonders schwerwiegend, denn da Frauen sich weigern, sozial nach unten zu heiraten, können Jungs anders als Mädchen keinen angenehmen sozialen Status durch Eheschließung erreichen – ein vorprogrammiertes Leben im Prekariat.

Wenn einer den guten Willen hätte, den Jungen zu helfen, anstatt ihnen ganz wie in der schwarzen die Pädagogik die Schuld zuzuschieben – „Das System Schule ist richtig, das Kind ist falsch!“ -, der könnte eine reichhaltige Fülle von Ansätzen vorfinden. So weiß man, dass Jungen an Lernmaschinen besser lernen als im Frontalunterricht bei einer Lehrerin. Oder dass sie bessere Leistungen zeigen, wenn ihre Kreativität mit Buchstabenkombinationsspielen gefördert wird. Oder dass die auf Mädchen ausgerichtete Lektüre für Jungen einfach nur ätzend ist, sie wollen sich nicht mit Gefühlgedöhns beschäftigen sondern mit Piraten, Raumschiffen, Sex und Dinosauriern. All das könnten Finke und Andere wissen, wenn sie gute Absichten mit den Knaben hätten.

Finke aber beschäftigt was ganz anders: Nämlich, dass Jungs anders sind als Mädchen. Und dass sie wilder als Mädchen sind, liege allein an vorurteilsbeladenen Erwachsenen, die Jungs in ihren selbstschädigen Verhalten bestärken, jener Wildheit also, die sie davon abhielte, erfolgreich in der Schule zu sein. Sie beklagt, dass Erwachsene sich gegenüber Jungen und Mädchen unterschiedlich verhielten und unterschiedlich förderten, zu Lasten der Mädchen; ähnliches berichtet auch Hoffmann, allerdings beobachtet er Nachteile für Jungen:

In einer klassischen Studie wurde ein Baby von neun Monaten beim Spielen aufgenommen und dieser Film dann 204 männlichen und weiblichen Ewachsenen vorgespielt. Einigen sagte man, es handele sich um ein männliches, anderen, es handele sich um ein weibliches Kind. Wenn das Baby weinte, hielten die Versuchspersonen es für »verängstigt«, wenn sie es für ein Mädchen hielten, aber für »wütend«, wenn sie glaubten, es sei ein Junge. Dieses Wahrnehmungsraster hat die verschiedensten Folgen. Zum einen für die Kindererziehung: Ein Kind, das man für verängstigt hält, wird höchstwahrscheinlich eher liebkost und in den Arm genommen als ein Kind, das man für wütend hält. Mädchen müssen geschont werden: Bezeichnenderweise streiten sich Eltern häufiger vor ihren Söhnen als vor ihren Töchtern. Väter sind auch strenger gegenüber Söhnen, während beide Elternteile die Beziehung zu ihren Töchtern als herzlicher und körperlich näher beschreiben und ein größeres Vertrauen in ihre Wahrheitsliebe haben. Zum anderen aber prägt dieses Raster auch die Art, wie wir Erwachsene sehen: Wenn eine Frau einen Mann kritisiert, wird sie angefeuert, wenn ein Mann eine Frau kritisiert, wird sie in Schutz genommen. In einem Experiment, in dem man die verteilten Rollen eines Gespräches wechselweise von Männern und Frauen lesen ließ, gaben die Zuhörer grundsätzlich der Position der Frau Recht. (SFBM?, Seite 121)

Für Finke werden Jungen von Erwachsenen auf Toben getrimmt, zum Nachteil der Mädchen, die wild sein sollen, und das sei die Ursache für die schlechteren Leistungen der Jungen. Ja, so muss das sein: Erst sagen die Erwachsenen den Jungs, sie sollten toben und raufen, um sie dann mit Ritalin ruhigzustellen. Und wer kennt sie nicht, die typische Lehrerin aus seiner Schulzeit, die einen dafür lobte, wenn man den Unterricht störte? Es ist richtig, dass Jungen mehr Aufmerksamkeit erhalten, aber es ist negative Aufmerksamkeit wie zum Beispiel Ermahnen und Tadeln. Finke gibt hier das übliche Gendergedöhns von sich, wonach Geschlechterunterschiede allein auf soziale Prägungen zurückgehen. Allerdings wurde bereits die Beobachtung gemacht, dass männliche und weibliche Säuglinge in einem Alter, in dem keinerlei kulturelle Prägung greifen konnte, bereits unterschiedliche Aufmerksamkeit für technische Artefakte und Gesichter zeigen:

„102 human neonates, who by definition have not yet been influenced by social and cultural factors, were tested to see if there was a difference in looking time at a face (social object) and a mobile (physical-mechanical object). Results showed that the male infants showed a stronger interest in the physical-mechanical mobile while the female infants showed a stronger interest in the face. The results of this research clearly demonstrate that sex differences are in part biological in origin.

Und man vergleiche auch eine Metaanalyse, die 1788 wissenschaftliche Artikel und 16 Studien aus 85 Jahren umfasste und zu der sich das Fazit ziehen lässt:

Trotz methodischer Unterschiede bei der Auswahl und Anzahl der angebotenen Spielzeuge, dem Testkontext und dem Alter des Kindes zeigt die Konsistenz bei der Suche nach geschlechtsspezifischen Unterschieden in den Präferenzen der Kinder für Spielzeug, das nach ihrem eigenen Geschlecht typisiert ist, die Stärke dieses Phänomens und die Wahrscheinlichkeit, dass es einen biologischen Ursprung hat.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Auswahl von Spielzeug bestehen und scheinen das Produkt sowohl angeborener als auch sozialer Kräfte zu sein.

(Punkt 8)

Auch wenn ein Heranwachsender wie eine Heranwachsende keinen Sport treibt, wird er dennoch körperlich stärker sein, und zwar bedeutend. Das ist in der Biologie angelegt wie auch ein hormonelles System, das auf  Agilität ausgerichtet ist. Dass es nur körperliche aber keine psychologischen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gebe ist eine gewagte Annahme: Warum sollte die Natur große Unterschiede nur im Körper aber nicht im Geist bewirken? Mit anderen Worten: Ja. Jungs sind tatsächlich so, auf vielfältige Weise (damit ich dieses ideologisierte Wort auch mal benutze), manche wild, manche schüchtern. Sie sind aber – im Schnitt – anders als Mädchen, und in einem auf Mädchen zugeschnittenen Schulsystem werden sie benachteiligt. Sie, die im Schnitt über einen höheren Bewegungsdrang verfügen, sind mit Stillsitzen und Zuhören besonders gestraft. Ihr Zurückbleiben ist eine neuere Erscheinung, im vorigen Jahrhundert beobachtete man nicht, dass die Jungs massenhaft scheiterten, und es ist eher unwahrscheinlich, dass man in diesen Zeiten die Buben weniger als heutzutage auf „männlich“ trimmte, also zum Beispiel zu spielerischem Kräftemessen ermunterte (Raufen). Jungenfeindlichkeit ist eine jüngere Entwicklung und sie liegt im Feminismus begründet. In unserem System werden Jungs weniger dazu angehalten, wie Jungs zu sein, sondern sie werden dafür bestraft, wie Jungs zu sein.

An Ende vom Finkes Lamentos wird es schizophren: Genau das, was Finke als Ursache dessen ausgemacht hat, was angeblich für das schlechte Abschneiden der Jungen verantwortlich sein soll, will sie bei Mädchen heranzüchten:

Und sie würden dazu beitragen, dass sich jedes Kind selbst überlegen kann, wie es sein will. Nicht jeder Junge muss gerne raufen. Und manche Mädchen schreien und toben gerne. Das ist okay. Nein, es ist sogar gut so.

Wer darüber nachdenkt, wie er sein will, hat vermutlich eine Identitätskrise.

Schön und gut, aber da lässt sich in Zweifel ziehen, ob Finke tatsächlich glaubt, typisches Jungenverhalten wäre schuld an ihrem Zurückbleiben, wenn sie es Mädchen verschreiben will, hieße das doch, Mädchen Schulversagen einzuimpfen. Vermutlich weiß sie es doch besser, weiß um Jungenfeindlichkeit Bescheid. Ansonsten das übliche: Jungen sollen zu Mädchen werden und Mädchen zu Jungen. Dass sich Jungen und Mädchen unterscheiden, hassen die Genderisten.

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10 Gedanken zu „Jungs

  1. beweis

    Manchmal frage ich mich, ob es beim Austreiben von Männlichkeit und männlichen Attributen nicht irgendwann einen Kipp-Punkt gibt, an dem eine solche Gesellschaft dann kollabiert.

    Zum Beispiel wenn feministische Politik solche umerzogenen Männer massenweise an die Front schickt und die sich im Schützengraben plötzlich fragen, warum sie eigentlich hier im Matsch auf den Tod warten.
    Denn sie haben ja nicht mal mehr eine eigene Familie, an die sie unter dem Sternenhimmel denken könnten, nachdem Vaterschaft weitgehend abgeschafft wurde.

    Was sind eigentlich die Anreize für Männer in einer feministischen Welt sich zu engagieren oder zu kämpfen?

    Antwort
    1. Yayson

      Männlichkeit ist absolut notwendig fürs Überleben. Das ist der Grund, warum sie überhaupt existiert.
      In der modernen westlichen Gesellschaft kann man das zwar kurz vergessen, aber nur, bis die Probleme zu groß werden.

      Antwort
  2. alderMann

    Du bist enttarnt, Wikipetra weiß alles! (Christine Finke)
    „Männer- und Väterrechtler greifen sie im Netz immer wieder mit Hassattacken an.“

    Antwort
    1. uepsilonniks Autor

      Ob es wohl einen Wikipediaartikel über einen gecancelten Mann (oder auch nur eine Biologin) gibt, von dem es heißt, er wurde von Feministen mit Hassattacken angegangen?

      Oder beteiligt sich Wikipedia an der Hassrede gegen solche Menschen?

      Antwort
  3. Ms. M

    Ignoriert man so manche Polemik im Text (ich weiß, das gehört bei dir dazu), trifft er für mich tatsächlich ins Schwarze.

    Die Negation biologischer Unterschiede, die offensichtlicher nicht sein könnten (und x-fach wissenschaftlich bewiesen sind), ist völliger Humbug. Sie muss jedoch Teil der Gender-Ideologie sein, weil sie sonst nicht funktionieren würde: Alles muss zum „sozialen Konstrukt“ erklärt werden, denn nur dann ist es möglich, dass 2+2=5 ist. Wenn man Fakten aus dem Weg räumt, dann kann man gleichzeitig behaupten, dass Geschlechtsunterschiede nicht existieren („Jungs und Mädchen sind gleich“) und dass ein Kind ein Mädchen sein muss, wenn es gerne rosa Kleider anzieht („Mein Sohn zieht lieber Kleider als Hosen an, er ist ein Mädchen!“). Absolut toxisch und für mich auch ein Grund für die sich rapide verbreitende Geschlechtskonfusion unter Kindern und Jugendlichen: https://twoplustwo.substack.com/p/warum-erklaren-immer-mehr-kinder

    Antwort
    1. alderMann

      „Und nun stellt sich ein Kind also die zentrale Frage: Wer bin ich?“

      Klasse Artikel! In Wahrheit stellt sich doch jeder Mensch die Frage „Wer bin ich“. Und warum. Was soll ich hier? Ungefragt bin ich hierher geworfen worden, auf diesen Planeten, in dieses Land, zu genau dieser Zeit.

      Und jetzt versuche ich mich zurecht zu finden und zu überleben.

      Wie kann ich das? Indem ich versuche zu verstehen. Ich muss doch erstmal erkennen, was ist. Jedes Kind macht das. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Kleinkind im Wald vor einem Baum hockte und darüber staunte, wie schön die Wurzeln sich aus der Erde arbeiteten und dann zu einem großen Baum wurden.

      Als Erwachsener scheine ich alles schon zu wissen. Das meiste kenne ich schon, muss nicht mehr viel lernen. Das ist auch der Grund, weshalb im Alter die Zeit schneller verläuft.

      Der Mensch versucht sich zurecht zu finden in dieser Welt. Dazu setzt er sich Leitplanken, die ihm Sicherheit geben. Und eine Gesellschaft, die es gut mit ihm meint, hilft ihm dabei.

      Antwort

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