Archiv der Kategorie: Empathy Gap

„…darunter Frauen und Kinder“ – nur Gendern?

Dagegen spricht, dass diese Formel „…darunter Frauen und Kinder“ viel älter ist als das übliche Gendern mit all seinen Unarten.

Dagegen spricht, dass hier auch Kinder genannt werden, was im üblichen Gendern nicht passiert, und dass Kinder ums Leben kommen, ist ja tatsächlich besonders tragisch.

Dagegen spricht, dass die Intention, dass Frauen mehr wert und unschuldiger als Männer wären, dass man ihnen besondere Empathie entgegenbringt, dass es also besonders tragisch wäre, wenn ihnen ein Übel widerfährt, weit verbreitet ist.

Gegen was spricht das? Eine Feministin erklärte mal, die Formel, wonach sich unter den Opfern eines Unglücks „… auch Frauen und Kindern“ befänden, diene nicht dazu, die besondere Tragik des Unglücks zu betonen, sondern vielmehr Frauen und Kinder sichtbar zu machen, dass es sich also um eine Form des Gendern handle.

Kommentator Renton meint:

Faule Ausrede. „Tote“ und „Opfer“ sind in jeder Hinsicht geschlechtsneutral (=generisch), „Totinnen“ oder „Opferinnen“ gibt es nicht in unserer Sprache. Würde sie gendern, im Sinne von sprachlich gleich sichtbar machen, wollen, müsste sie von „100 Toten, darunter 99 Männer und eine Frau“ sprechen. … Die will einfach nur ihre Geschlechterempathielücke rationalisieren, also ihren Sexismus.

Aber man kann getrost davon ausgehen: Das besondere Hervorheben weiblicher Opfer soll die Tragik eines Unglücks betonen, unter der – unbewussten – Annahme, dass ein Frau zu den besseren, wertvolleren, unschuldigen Menschen gehört, wohingegen der Mann unsichtbar gemacht wird, er wird nicht eigens genannt, er verschwindet im sächlichen „Opfer“, er ist es nicht wert, dass man einen weiteren Gedanken an ihn verschwendet.

„Mutlose Mädchen“

Der Blog „Alles Evolution“ bespricht ein Interview, in dem es um die Nöte „mutloser Mädchen“ geht, die eine kleine Gruppe unter den Mädchen stellt, dafür aber umso mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Jungen stellen die Mehrheit auf Sonderschulen und die krasse Mehrheit unter den Suizidalen, viele von ihnen verlassen ganz ohne Abschluss die Schule und sind funktionelle Analphabeten, was bedeutet, dass sie ohne jede Zukunftsperspektive ins Leben entlassen werden.

Anders als Mädchen.

Denn so eins kann mit etwas Glück dank einer Eheschließung auf einen höheren sozialen Niveau leben, als sie als junge Frau selbst erarbeitet; zur Not bekommt sie auch ohne Mann ein Kind, was bedeutet, dass sie Schutz und Unterstützung durch die Gesellschaft erfährt, während kein Junge nach oben heiraten kann, denn das macht keine Frau mit – das Leben ist härter zu Jungen, was sich dann in den oben genannten Punkten zeigt – aber das interessiert kein Schwein außer vielleicht ein paar unbedeutenden Männerrechtlern. Die Antidiskriminierungsbehörde bspw. lehnt es seit Jahren ab, sich um die durch Studien bestätigte systematische Diskriminierung von Jungen zu kümmern, dagegen vorzugehen, vielmehr wird das Zurückbleiben der Jungen als bestätigendes Signal „positiver Diskriminierung“ (das ist, wenn man die Richtigen benachteiligt) gewertet.

Ich erinnere mich hierbei auch an einen Artikel der Süddeutschen, welcher – Seltenheitswert! – über die schwierige Situation der Jungen sprach. Aufgemacht war dieser aber mit einem Bild eines hässlichen, schreienden Jungen, der keinerlei Sympathie weckte sondern mehr zu feindseliger Abneigung animierte: So einer bitte, bitte nicht, weg mit ihm! Das sind so die Tricks, mit denen Propaganda arbeitet.

Der Artikel um die mutlosen Mädchen zeigt die Perversion des Empathy-Gaps besonders deutlich auf, da er sich hier auch auf Kinder ausdehnt, also auf besonders Schutzbedürftige; die Notlagen der Jungen als Repräsentanten des männlichen Geschlecht interessieren nicht, stattdessen fokussiert man sich auf Mädchen und Frauen, selbst wenn sie eine Minderheit als Betroffene von Härten im Leben oder Beruf stellen. Es gibt Perverslinge, die ihre Unterstützung von Hilfsorganisationen durch Spenden davon abhängig machen, dass allein Mädchen geholfen wird.

Dass übrigens Frauen in den letzten Jahrzehnten unglücklicher geworden sind, liegt daran, dass sie mehr und mehr das alte Schicksal der Männer teilen: Sie müssen arbeiten.

Noch ein Satz hierzu:

Sie bezeichnen die Situation der Mädchen als schwieriger als die der Jungen. Inwiefern?

Michael Schulte-Markwort: Mädchen müssen die anspruchsvollere seelische Entwicklung durchlaufen: Sie müssen sich von ihrem primären Liebesobjekt – der Mutter – trennen, um zur väterlichen männlichen Welt zu kommen. Jungen müssen diesen Wechsel nicht vollziehen.

Nein. Das Mädchen erlebt in seiner Identitätsfindung keinen Bruch, da es sich nahtlos an ihr primäres Liebesobjekt, der Frau und Mutter anknüpfen kann. Es ist der Junge, der einen Bruch erlebt: Seine Identität als Mann ist eine andere als die seines primäres Bezugsobjektes, die der Mutter. Er erlebt, dass er anders ist, dass er etwas anderes sein wird. Er muss sich von der Mutter lösen und sich zum Vater orientieren, was ein schwieriges Unterfangen ist. Deshalb ist die Situation alleinerzogener Söhne eine besonders katastrophale, da dem Jungen der Bezugspunkt fehlt – was aber im „Patriarchat“ kein Schwein interessiert, denn Mutterwohl und damit Mutterwillen geht vor Kindeswohl, bzw. der Schaden beim Jungen wird begrüßt, denn Jungen müssen gehindert werden, damit Mädchen vorankommen können.

[Nachtrag] Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Vaterlosigkeit auch deswegen begrüßt wird, weil dem Jungen damit die Loslösung aus einer inzestiösen Beziehung zur Mutter erschwert wird bis unmöglich gemacht – zum Kampf gegen das „Patriarchat“. Hat dazu vielleicht irgendjemand eine Quelle?

Böse Frauen und „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ (2022)

Ein großes Problem, das ich mit Hollywood & Co. habe, ist, dass Frauen nicht im selben Maße als die Bösen präsentiert werden wie die Männer. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft meine spontane Vermutung „Die wechselt bestimmt noch zu den Guten“ zutraf in einem der seltenen Fälle, in denen eine Frau die Böse war. Männer hingegen werden konsequent oft als absolute Ekelpakete präsentiert, so dass man sich über ihr finales Ableben sehr erfreut. Und das ist ein Problem, denn: Dadurch lernt man Männer zu hassen, aber nicht Frauen, man gewöhnt sich daran. Und das hat Konsequenzen; es führt zu einer Spirale des Empathiedefizits.

Umgekehrt findet sich selbst an den guten männlichen Charakteren Makel. So muss sich hier Dr. Strange ständig für seine Doppelgänger aus Paralleluniversen entschuldigen und sich anhören, dass sein Plan, die Welt zu retten, mangelhaft wäre, wobei aber zugleich kein Vorschlag gemacht wird, wie man es besser machen könne, eine naheliegende Frage, die Dr. Strange aber nicht stellt, sondern sich stattdessen nochmals entschuldigt.

Aber natürlich sind Filme, die ihre Figuren nicht einfach schwarz/weiß, gut/böse zeichnen, interessanter, als solche, die so eine Eindimensionalität pflegen.

Und der Film? Ganz nett. Popkornkino.

6.500 tote Männer zur WM in Katar

Der Tagesschau ist es einen kleinen Bericht wert, dass 6.500 Wanderarbeiter unter den grausamen Arbeitsbedingungen in Katar gestorben sind. Kein einziges Mal fällt das Wort „Männer“. Es sind eben nur Angehörige des nachrangigen Geschlechts und somit ist es auch kein Skandal. Undenkbar, dass man bei 6.500 zu Tode geschundenen Frauen einfach so zur Tagesordnung übergehen könnte. Undenkbar, dass man ihr Geschlecht unsichtbar gemacht hätte. Es hätte international Proteste und Schweigeminuten gegeben, die Spiele würden boykottiert werden.

Erinnern Sie sich noch an die nationale Debatte, weil eine Frau ein unerwünschtes, schlechtes Kompliment erhielt? Sowas ist wichtig! Und demnächst wieder: Frauen besonders betroffen, weil sie Wasser holen müssen, während die fiesen Kerle in den vollklimatisierten Büros sitzen… oder so.

Weiterlesen: Die Tagesschau über einen Andrizid

Baerbock: Krieg und die eigentlichen Opfer

Außenministerin Baerbock, Grüne, hat eine Rede gehalten:

Eine hochschwangere Frau liegt auf einer Bahre. Ihr bloßer Babybauch ist der winterlichen Kälte ausgesetzt. Um sie herum: ein Bild der Verwüstung, ihre Geburtsklinik in der ukrainischen Stadt Mariupol liegt nach einem russischen Bombenangriff in Schutt und Asche. Jetzt haben wir die Nachricht erhalten, dass die Frau und ihr ungeborenes Kind gestorben sind. Schätzungsweise 80.000 Frauen werden in den kommenden Monaten in der Ukraine entbinden und viele von ihnen werden kein schützendes Obdach und keinen Zugang zu angemessener Pflege haben.

Das stimmt. Was weiter stimmt, aber keinen Gedanken mehr wert ist, ist, dass Männer in Städten, die in Schutt und Asche liegen, ebenfalls sterben werden, wenn sie keine lebensrettende Behandlung erhalten, die sie brauchen. Wie viele das sind weiß niemand, weil es niemanden interessiert.

Wer noch sterben wird, das sind die Männer, die zwangsrekrutiert wurden, eine Praxis, deren Berichterstattung darüber es sogar hier und da mal in die Qualitätsmedien geschafft hat:

Viele Männer seien kurz vor der Grenze aus den Zügen gezerrt worden, berichtete Daria aus Kiew, die ihren vollen Namen nicht nennen wollte, unter Tränen. Selbst Väter, die mit ihren Kinder unterwegs gewesen seien, hätten das Land nicht verlassen dürfen…„Sie haben gesagt, dass Männer die Pflicht haben, das Land zu verteidigen.“

Männer in kampftauglichen Alter dürfen das Land nicht verlassen, sie werden gezwungen ihr Leben zu riskieren. Viele von ihnen werden sterben.

Baerbock:

Dies zeigt in aller Deutlichkeit, dass Krisen und Konflikte keineswegs „geschlechterblind“ zuschlagen. Sie betreffen Frauen überproportional. Das gilt auch für den Krieg in der Ukraine.

Let Me In (2010)

Let Me In ist ein Film, der ohne den Empathygap gegen Männer nicht funktionieren würde.

Es geht um einen Vampir, wobei dies-er Vampir aber die Erscheinung einer Teenagerin hat, und für diese müssen dann andere sterben, damit sie weiterleben kann. Der Film spielt intelligent mit dem Dilemma, das sich für den Zuschauer auftut: Ist es in Ordnung, dass Blutlieferanten ihr Leben lassen müssen, damit die Kleine weiterleben kann? So wird gezeigt, wie brutal und hart es für den Helfer der Vampirin ist, auf Menschenjagd zu gehen, um ihr den Lebensnektar zu beschaffen. Dabei geht der Film aber nicht weit genug, was schade ist: So wird keine Frau zum Abzapfen getötet, womit man den Zwiespalt in dem Spiel „Wer darf leben, wer muss sterben, und was kümmert es mich?“ auf die Spitze getrieben und den Zuschauer noch drastischer in die moralische Zwickmühle genommen hätte. Eine Chance, die der Film versäumt hat.

So sterben eben „nur“ Männer, damit die Teenagerin überleben kann. Wie sagte schon John Hartigan? „Ein alter Mann stirbt, ein junges Mädchen lebt. Fairer Tausch.“ Der ganze Film würde nicht funktionieren, gäbe es keinen Empathygap gegen Männer. Er würde nicht funktionieren, wenn andere junge Mädchen sterben müssten, um den Blutdurst zu befriedigen, und er würde auch nicht funktionieren, wenn die Vampirin ein ausgewachsener Mann wäre. So einem würde man es nicht verzeihen, wenn er töten würde: Das Urteil, dass vielmehr er selbst sterben müsste wäre sonnenklar, wie es eigentlich auch bei der kindlichen Vampirin sein müsste, aber hier regt sich Mitleid, Mitgefühl – Empathie eben, da es keinen Empathiegap gegen kleine Mädchen gibt.

Aufgrund äußerlicher Merkmale – jung, weiblich – kann man darüber hinwegsehen, dass die Protagonistin im Grunde einfach nur ein Mörderin ist. Hier junge Frau, dort weißer Mann, letzterer ist leicht zu opfern.

Guter Film, kann man sich ansehen – ich habe nur wenig gespoilert.

Warum ist dieser Femizid nicht im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert?

Eine Frau fragt:

„Am 3. August 2014 fallen IS-Kämpfer im Siedlungsgebiet der Ezîden im Irak ein. Sie töten die Männer, vergewaltigen die Frauen systematisch. Warum ist dieser Genozid, der ein Femizid war, nicht fest im öffentlichen Bewusstsein verankert?“

Der Kommentator Matze antwortet (ohne dafür bezahlt zu werden):

Wahrscheinlich weil diese Genozid, wenn, dann ein Androzid war und der kümmert das öffentliche Bewusstsein nicht.

yx: Und die Autorin auch nicht.

Wenn das Empathiedefizit den Pinsel schwingt in der schönen neuen Welt

Heute ist Tag des Empathiedefizits, das heißt es jährt sich der Tag des Massakers von Srebrenica, bei dem 8000 Jungen und Männer ermordet wurden – das größte Massaker auf europäischen Boden seit Ende des zweiten Weltkriegs, was den Leitmedien aber kaum eine Erörterung wert ist. Ich fragte mal eine Alltagsfeministin, ob ihr „Srebrenica“ etwas sagte. Ja, das tat es. Da wurde gemordet. Und vergewaltigt, also Frauen jetzt, womit die Morde an den Männern wieder relativiert waren. Es ist faszinierend zu sehen, wie gut geölt die feministische Propagandamaschine läuft – das Opferabo lassen sie sich nicht nehmen, unter keinen Umständen.

Heute möchte ich dieses schöne Bild der Schizophrenie betrachten:

Ist das nicht schön? So liebreizend und verheißungsvoll die Regenbogenfarben, die die Zukunft symbolisieren, die die Progressiven – also Weiterentwickelten (nicht so wie der gemeine Pöbel) – für uns schaffen. Jeder ist willkommen, egal woher er kommt, welche Hautfarbe er hat oder welcher sexuellen Orientierung er angehört. Sie alle begegnen sich mit Liebe und Respekt und Akzeptanz. Es herrscht Harmonie und Eintracht, niemand wird ausgegrenzt…

… es sei denn natürlich, Du bist ein alter weißer Mann und zudem obdachlos. Dann sagt dir diese Harmonielehre, dass Du nicht willkommen bist. Du bist auf der Suche nach einem Schlafplatz, der etwas bequemer ist als der Asphalt? Wohin gehst Du? Hier jedenfalls kannst Du nicht bleiben; lass uns mit deinen niederen Sorgen in Ruhe während wir in höheren Sphären weilen.

Ehrlich: Wie muss man eigentlich drauf sein, um sowas zu fabrizieren? Es ist die eiskalte Demonstration, dass Not und Leid nicht vom geringsten Interesse sind, solange sie sich nur auf Männer beschränken. Wäre es andersrum, wäre Obdachlosigkeit weiblich, wäre es regelmäßiges Thema bei Freitag und Zeit wie z.B. auch die Lohnlüge und Gewalt (also gegen Frauen jetzt) und niemanden würde so ein Fauxpas unterlaufen; dann wäre man sensibilisiert gegenüber einer marginalisierten Minderheit, für die man Schutzräume fordern und auch erhalten würde, anstatt ihr ins Gesicht zu spucken. So aber wirkt das Empathidefizit. Die schöne neue Welt meint nicht alle, sie meint nicht diejenigen, gegen die man Hasskampagnen fährt, sei es, dass man ihre Täterschaft betont, sei es, dass man als renommierter Verlag Hassschriften veröffentlicht. Wer gehasst wird, dem wird nicht geholfen. Aber hey, psst: Männer können gar nicht Opfer von Sexismus sein, weil sie an der Macht sind! Muss man wissen.

Weiterlesen: Obdachlosigkeit.

Privilegiert.

Einen sehr, sehr lesenswerten Beitrag hat Gunnar Kunz verfasst: Justitia ist einäugig

Obdachlosigkeit und der Empathy-Gap

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Sie nennen es „Platte“ machen. Auf dem Asphalt zu schlafen ist hart, nicht nur in physischer Hinsicht. Man geht dabei drauf, der Stein zerreibt einen. „Weiße Folter“ nennt man Folter, die ohne sichtbare Spuren auskommt. Wer meint, weiße Folter sei harmloser, da man keinen großen Schmerzen ausgesetzt wird, irrt. Sie ist geeignet, eine Persönlichkeit komplett auszulöschen. Eine ihrer Methoden ist die gezielte Verwahrlosung. Insofern kann man den nach Urin stinkenden, vollkommenen heruntergekommenen Plastiktütenpenner als Folteropfer sehen. Das Ärzteblatt berichtet:

Viele Obdachlose hätten keinen Zugang zur Regelversorgung und kämen mit oft schwe­ren Krankheiten und Verletzungen in Rettungsstellen, um anschließend gleich wieder auf der Straße zu landen. Betroffene litten unter offenen Beinen, Knochenbrüchen, Läusen, Hautkrankheiten oder Bronchitis, aber auch unter psychischen Erkrankungen und Angststörungen. Hinzu kämen Drogen und Alkohol.

Manche Obdachlose seien hoch verschuldet und auf der Suche nach Hilfe mit der Büro­kratie überlastet. Auch in Obdachlosenheimen sei die Situation oft sehr schwierig. Die Ärztin versicherte nach langjähriger Erfahrung, kein Mensch sei freiwillig auf der Straße.

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Mit Frauen an der Macht wird alles besser.

Demgegenüber ist es ein beliebter Mythos, dass sich Obdachlose freiwillig dieser Tortur aussetzen würden. So erklärte mir mal ein Wohlstandssohn, man müsse nur den Weg zur richtigen Behörde finden und man hätte ein Dach über dem Kopf. Damit redet man sich die Verhältnisse schön in der neoliberalen Gesellschaft, in welcher der Arme „selbst schuld“ ist oder es so will. Aber: Tatsächlich besteht ein Rechtsanspruch auf eine Unterkunft, womit das Problem ja gelöst ist: Kommt eine Gemeinde ihrer Pflicht nicht nach, schickt der Obdachlose sein Team aus Spitzenanwälten vor.

Ich war früher Linksfeminist, was hieß, dass ich als Linker solidarisch mit Obdachlosen war. Es hieß nicht, dass mich ihr Geschlecht aufmerken ließ. Ich konnte voll und ganz dem feministischen Weltbild vom privilegierten Mann und der Propagandalüge, Armut sei weiblich, anhängen, ohne eine Widerspruch darin zu sehen, dass fast alle Obdachlosen – also die Ärmsten der Armen – Männer waren, oder dass ich so gut wie nie eine weibliche sah, denn: Frauen ziehen sich halt aus der Öffentlichkeit zurück, da es dort für sie zu gefährlich ist. Nur: Wenn sie einen Rückzugsort haben, dann haben sie einen Rückzugsort – den Männer nicht haben. Wenn ich auf mein früheres Ich zurückblicke, kann ich mich nur wundern, wie blind ich gegenüber den tatsächlichen Verhältnissen war.

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Wohnungslose sind zu 75% männlich und inzwischen hat (möglicherweise) ihre Zahl die Millionengrenze überschritten; eine Folge des neoliberalen Sozialabbaus. Wenn dieses Geschlechterverhältnis getauscht wäre, wie es eigentlich sein müsste, wenn Frauen strukturell benachteiligt wären, würde man darüber reden, es thematisieren. So wie man regelmäßig die Lohnlüge verbreitet oder über den Mangel an Führungsfrauen berichtet, so regelmäßig würde man über Obdachlose sprechen – und es würde Hilfe mobilisiert werden. Männer überlässt man wie so oft sich selbst, mit Konsequenzen. In Randmeldungen notiert man öfters, dass Wohnungslose verstorben sind: Obdachloser in Kälte verstorben, Tote unter Obdachlosen mehr als verdoppelt, drei Obdachlose verstorben, Obdachlose und Flüchtlinge sterben in Kältewelle, tote Obdachlose in Hamburg.

DRgYBCZW4AAoOwdGegen obdachlose Männer wirkt wie sonst überall auch der Empathy-Gap. So berichtet die Welt:

In Wien lag ein sterbender Obdachloser stundenlang im Aufzug einer U-Bahn-Station, ohne dass ihm geholfen wurde. Videos zeigen mehrere Passanten, die achtlos über den Mann hinwegstiegen.

Es ist aber nicht nur so, dass man sie ignoriert. Als wäre das Leben nicht schon hart genug zu ihnen, werden sie auch noch von Nazis angefeindet und Opfer gewalttätiger Übergriffe. Zu einem Fall, bei dem versucht wurde, einen Obdachlosen anzuzünden, zitiert die FAZ: Ich mache meinen Job seit 24 Jahren und seitdem gehören Übergriffe auf Obdachlose leider zu meinem Alltag. Oder sie werden verhöhnt, so weiß bspw. eine Spezialdemokratin, dass männliche Obdachlose im Gegensatz zu weiblichen ihre Not feiern würden. Woanders erklärt man, dass es Frauen besonders schwer haben, denn:

– Ihre Gesundheit wird zu einem großen Teil durch Vorsorgeuntersuchungen geschützt, und wenn man diese verpasst, könnte das lebensbedrohlich sein.
– Obdachlose Frauen haben oft emotionale und seelische Probleme.
– Obdachlose Frauen sind vom Leben ganz schön fertig gemacht worden.
– Obdachlose Frauen haben keine Adresse.
– Obdachlose Frauen haben kein Telefon.
– Obdachlose Frauen sitzen oft in derselben Notunterkunft, ohne miteinander befreundet oder durch das Gefühl verbunden zu sein „Wir stecken alle zusammen in diesem Schlamassel.“
– Obdachlosen Frauen geht es ganz schön mies.

Sie werden ignoriert und angegriffen, oder man will unbequeme Studienergebnisse über ihre Situation geheimhalten. Die Gewalt gegen Obdachlose geht also auch von den Institutionen aus, zum Beispiel:

Zwei obdachlose Brüder, beide Verkäufer der Straßenzeitung, treffen in Dortmund auf einen weiteren Obdachlosen. Damit war auch nach Ansicht des Ordnungsamts der Stadt Dortmund die Zahl der erlaubten Personen (damals zwei) überschritten. Dass die Brüder gemeinsam in einem Zelt – also einem Haushalt – wohnen, spielte dabei keine Rolle. Der Verstoß laut Coronaschutzverordnung: „Verbotswidrige Teilnahme an einer Zusammenkunft oder Ansammlung im öffentlichen Raum von mehr als zwei Personen“. Die Kosten: Jeweils 200 Euro Geldbuße, 25 Euro Gebühr plus 3,50 Euro Auslagen. Also für jeden 228,50 Euro.

In ihrer Not setzt man ihnen nochmal zu. Hier, wie auch für Suizidgefährdete oder Trennungsväter, wirkt sich die Mitgefühlskälte gegenüber Männern besonders grausam aus – eine Kälte, die den Holocaust und andere Verbrechen erst möglich machte.

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Siehe auch Das Alternativlos-Aquarium: Tag der Geschlechter-Empathielücke: Ganz unten

Asemann: Am 11. Juli ist Gender Empathy Gap Day

Apokolokynthose: Happy Gender Empathy Gap Day (pünktlich)

8 emordete Männer und 2 ermordete Frauen sind was? Ganz genau: Frauenhass!

Man stelle sich folgendes vor: Ein Schwarzer zieht los und erschießt 8 Schwarze und 2 Weiße. Dies nimmt eine Kreatur der AfD zum Anlass, etwas vom strukturell verankerten Hass auf Weiße zu schwadronieren. Nun gut, von der AfD würde man sowas erwarten.

Einer Redakteurin des „Qualitätsmediums“ Süddeutsche ist es jetzt nicht zu peinlich, die noch nicht ganz kalten Leichen von Hanau zu vergewaltigen, um sie für Propaganda über den angeblichen gesellschaftlichen Frauenhass zu missbrauchen. Dabei zeigt sie aber nur eins: Nämlich, dass ihr wie auch dem Mainstream Leiden und Sterben von Männern vollkommen am Arsch vorbeigehen.

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Diese Frau liefert den perfekten Beweis dafür, dass Farrell mit seiner Theorie des „entsorgbaren Mannes“ goldrichtig lag. Tote Männer interessieren in der Gleichung einfach nicht, ihr Wert geht gegen Null, womit allein ermordete Frauen übrigbleiben, deren Tod dann angeblich auf Strukturen zurückgeht – nur diese Mordopfer sind es wert, dass man über sie spricht. Es interessiert die Not und Tod von Männern nicht, sei es, dass sie obdachlos unter der Brücke schlafen oder sich das Leben nehmen. Dass „unter den Opfern“ eines Unglücks „auch Frauen und Kinder“ waren, wird öfters mal gesagt, es fehlt eigentlich nur noch, dass jemand mal davon spricht, dass unter den Opfern „zum Glück“ nur Männer waren. Schon auf der Titanic hatten Frauen dank strukturellen Frauenhasses höhere Überlebenschancen als selbst Kinder und auch der Holocaust war nur aufgrund des Empathy-Gaps überhaupt möglich.

Themenwechsel: Die Süddeutsche ist bekanntlich ein „Qualitätsmedium“, welchem der Austausch mit ihren Lesern wichtig ist, weshalb man auf ihren Seiten ihre Artikel kontrovers diskutieren kann. Auf „jetzt.de“ wurde deshalb ganz zu Recht ein Kommentar von mir zensiert, da er antisemitisch, sexistisch, rassistisch war und zudem den Osterhasen beleidigte (betroffener Artikel):

Zensierter Kommentar:

Ich kenne das Buch über dem Hund, der mit Hühnern verwandt ist. Und da Sie somit offenbar daran interessiert sind, Manipulationen und Täuschungen aufzudecken, empfehle ich ihnen den empfohlenen Artikel gleich noch ein zweites Mal.

Ihr Argument ist „ad-personam“, d.h. es geht nicht auf Inhalte ein, sondern beurteilt eine Information allein nach der Herkunft, also ob sie z.B. von Hitler stammt oder von Jesus.

Ich würde ja noch was zu ihren „Qualitätsmedien“ schreiben, bin aber sich, dass ich dann zensiert werde; Zensur ist übrigens witzigerweise eine notwendige Bedingung, damit Feminismus überhaupt gedeihen kann. Nur soviel: Sowohl die Sueddeutsche als auch die Wikipedia sind feministisch dominiert, genauso wie „jetzt.de“ (schauen Sie sich einfach mal die Startseite an), wenn ich ihr ad-personmam mit einem eigenen kontern darf.