Archiv der Kategorie: Empathy-Gap

„…darunter Frauen und Kinder“ – nur Gendern?

Dagegen spricht, dass diese Formel „…darunter Frauen und Kinder“ viel älter ist als das übliche Gendern mit all seinen Unarten.

Dagegen spricht, dass hier auch Kinder genannt werden, was im üblichen Gendern nicht passiert, und dass Kinder ums Leben kommen, ist ja tatsächlich besonders tragisch.

Dagegen spricht, dass die Intention, dass Frauen mehr wert und unschuldiger als Männer wären, dass man ihnen besondere Empathie entgegenbringt, dass es also besonders tragisch wäre, wenn ihnen ein Übel widerfährt, weit verbreitet ist.

Gegen was spricht das? Eine Feministin erklärte mal, die Formel, wonach sich unter den Opfern eines Unglücks „… auch Frauen und Kindern“ befänden, diene nicht dazu, die besondere Tragik des Unglücks zu betonen, sondern vielmehr Frauen und Kinder sichtbar zu machen, dass es sich also um eine Form des Gendern handle.

Kommentator Renton meint:

Faule Ausrede. „Tote“ und „Opfer“ sind in jeder Hinsicht geschlechtsneutral (=generisch), „Totinnen“ oder „Opferinnen“ gibt es nicht in unserer Sprache. Würde sie gendern, im Sinne von sprachlich gleich sichtbar machen, wollen, müsste sie von „100 Toten, darunter 99 Männer und eine Frau“ sprechen. … Die will einfach nur ihre Geschlechterempathielücke rationalisieren, also ihren Sexismus.

Aber man kann getrost davon ausgehen: Das besondere Hervorheben weiblicher Opfer soll die Tragik eines Unglücks betonen, unter der – unbewussten – Annahme, dass ein Frau zu den besseren, wertvolleren, unschuldigen Menschen gehört, wohingegen der Mann unsichtbar gemacht wird, er wird nicht eigens genannt, er verschwindet im sächlichen „Opfer“, er ist es nicht wert, dass man einen weiteren Gedanken an ihn verschwendet.

Empathiedefizit und Trennungsväter

Heute, am 11. Juli jährt sich der Massenmord an Jungen und Männern in Srebrinica, das heißt der Tag, an dem Jungen und Männer sterben mussten, weil sie Jungen und Männer waren. Ein Andrizid also, wobei aber dieser Begriff, anders als Femizid, nie fällt.

Von den vielen Baustellen, auf denen Männer Hilfe brauchen, aber nicht erhalten, ist eine der ärgsten die Situation der Trennungsväter. Viele Väter verlieren in der Trennung den Kontakt zu ihren Kindern, was für sie die Hölle bedeutet. Dies ist eine Folge des Empathiedefizits: Ihr Leiden wird nicht wahrgenommen; ist egal; ist Grund für sadistische Freude; wird im Diskurs nicht thematisiert; existiert nicht.

So saß der Väterfreund Matthias Matussek mal in einer Talkshow einer jungen Frau gegenüber, der erst erklärt werden musste, dass Väter darunter leiden, wenn sie gegen ihren Willen von ihren Kindern getrennt werden. Das war für sie eine Neuheit, das kannte sie nicht, davon wusste sie nichts.

Die Frage die sich hier stellt: Ist das einfach Gedankenlosigkeit oder steckt eine monströse Ideologie dahinter? So schreiben Feministen ganz ungeniert davon, dass Männer ihre Kinder nicht liebten, sondern nur deshalb Väter werden würden, um etwas Macht über Frau und Kinder ausüben zu können. Die Frau ist der bessere Mensch, und das heißt: Sie hat Recht und handelt niemals moralisch verwerflich. Heißt: Wenn sie die Entscheidung trifft, dass er seine Kinder nie wieder sieht, dass sie ohne ihn aufwachsen wobei er dieses Lebensmodell der Frau erarbeiten darf, dann ist das gut und richtig so; und die Geschichten, die sie über ihn erzählt – Trennungsmütter beschreiben den einstig Geliebten als Monster -, stimmen, denn alle wissen, Männer sind das gewalttätige Geschlecht. Es sind Geschichten, die gerne geglaubt werden, auch weil man den Vater gar nicht erst anhört. Damit wird ein Ziel erreicht, der Endsieg: Die Entväterung. Und da viele Menschen niemals lernen, dass man Männer lieben kann und liebenswert sind, weil sie nie einen Vater liebten, setzt sich die Spirale des Empathiedefizits fort. Die Gesellschaft aber, die die Männlichkeit überwunden hat, wie es die sPD verheißungsvoll beschwört, wird nicht menschlicher sein, selbst für Frauen nicht, denn die eine Hälfte der Gesellschaft wie Unmenschen zu behandeln… das geht nicht gut aus.

[Nachtrag]

Ich empfehle diesen wertvollen Beitrag von Gunnar Kunz:

Empathielückenleugner

6.500 tote Männer zur WM in Katar

Der Tagesschau ist es einen kleinen Bericht wert, dass 6.500 Wanderarbeiter unter den grausamen Arbeitsbedingungen in Katar gestorben sind. Kein einziges Mal fällt das Wort „Männer“. Es sind eben nur Angehörige des nachrangigen Geschlechts und somit ist es auch kein Skandal. Undenkbar, dass man bei 6.500 zu Tode geschundenen Frauen einfach so zur Tagesordnung übergehen könnte. Undenkbar, dass man ihr Geschlecht unsichtbar gemacht hätte. Es hätte international Proteste und Schweigeminuten gegeben, die Spiele würden boykottiert werden.

Erinnern Sie sich noch an die nationale Debatte, weil eine Frau ein unerwünschtes, schlechtes Kompliment erhielt? Sowas ist wichtig! Und demnächst wieder: Frauen besonders betroffen, weil sie Wasser holen müssen, während die fiesen Kerle in den vollklimatisierten Büros sitzen… oder so.

Weiterlesen: Die Tagesschau über einen Andrizid

Let Me In (2010)

Let Me In ist ein Film, der ohne den Empathygap gegen Männer nicht funktionieren würde.

Es geht um einen Vampir, wobei dies-er Vampir aber die Erscheinung einer Teenagerin hat, und für diese müssen dann andere sterben, damit sie weiterleben kann. Der Film spielt intelligent mit dem Dilemma, das sich für den Zuschauer auftut: Ist es in Ordnung, dass Blutlieferanten ihr Leben lassen müssen, damit die Kleine weiterleben kann? So wird gezeigt, wie brutal und hart es für den Helfer der Vampirin ist, auf Menschenjagd zu gehen, um ihr den Lebensnektar zu beschaffen. Dabei geht der Film aber nicht weit genug, was schade ist: So wird keine Frau zum Abzapfen getötet, womit man den Zwiespalt in dem Spiel „Wer darf leben, wer muss sterben, und was kümmert es mich?“ auf die Spitze getrieben und den Zuschauer noch drastischer in die moralische Zwickmühle genommen hätte. Eine Chance, die der Film versäumt hat.

So sterben eben „nur“ Männer, damit die Teenagerin überleben kann. Wie sagte schon John Hartigan? „Ein alter Mann stirbt, ein junges Mädchen lebt. Fairer Tausch.“ Der ganze Film würde nicht funktionieren, gäbe es keinen Empathygap gegen Männer. Er würde nicht funktionieren, wenn andere junge Mädchen sterben müssten, um den Blutdurst zu befriedigen, und er würde auch nicht funktionieren, wenn die Vampirin ein ausgewachsener Mann wäre. So einem würde man es nicht verzeihen, wenn er töten würde: Das Urteil, dass vielmehr er selbst sterben müsste wäre sonnenklar, wie es eigentlich auch bei der kindlichen Vampirin sein müsste, aber hier regt sich Mitleid, Mitgefühl – Empathie eben, da es keinen Empathiegap gegen kleine Mädchen gibt.

Aufgrund äußerlicher Merkmale – jung, weiblich – kann man darüber hinwegsehen, dass die Protagonistin im Grunde einfach nur ein Mörderin ist. Hier junge Frau, dort weißer Mann, letzterer ist leicht zu opfern.

Guter Film, kann man sich ansehen – ich habe nur wenig gespoilert.

Warum ist dieser Femizid nicht im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert?

Eine Frau fragt:

„Am 3. August 2014 fallen IS-Kämpfer im Siedlungsgebiet der Ezîden im Irak ein. Sie töten die Männer, vergewaltigen die Frauen systematisch. Warum ist dieser Genozid, der ein Femizid war, nicht fest im öffentlichen Bewusstsein verankert?“

Der Kommentator Matze antwortet (ohne dafür bezahlt zu werden):

Wahrscheinlich weil diese Genozid, wenn, dann ein Androzid war und der kümmert das öffentliche Bewusstsein nicht.

yx: Und die Autorin auch nicht.

Wenn das Empathiedefizit den Pinsel schwingt in der schönen neuen Welt

Heute ist Tag des Empathiedefizits, das heißt es jährt sich der Tag des Massakers von Srebrenica, bei dem 8000 Jungen und Männer ermordet wurden – das größte Massaker auf europäischen Boden seit Ende des zweiten Weltkriegs, was den Leitmedien aber kaum eine Erörterung wert ist. Ich fragte mal eine Alltagsfeministin, ob ihr „Srebrenica“ etwas sagte. Ja, das tat es. Da wurde gemordet. Und vergewaltigt, also Frauen jetzt, womit die Morde an den Männern wieder relativiert waren. Es ist faszinierend zu sehen, wie gut geölt die feministische Propagandamaschine läuft – das Opferabo lassen sie sich nicht nehmen, unter keinen Umständen.

Heute möchte ich dieses schöne Bild der Schizophrenie betrachten:

Ist das nicht schön? So liebreizend und verheißungsvoll die Regenbogenfarben, die die Zukunft symbolisieren, die die Progressiven – also Weiterentwickelten (nicht so wie der gemeine Pöbel) – für uns schaffen. Jeder ist willkommen, egal woher er kommt, welche Hautfarbe er hat oder welcher sexuellen Orientierung er angehört. Sie alle begegnen sich mit Liebe und Respekt und Akzeptanz. Es herrscht Harmonie und Eintracht, niemand wird ausgegrenzt…

… es sei denn natürlich, Du bist ein alter weißer Mann und zudem obdachlos. Dann sagt dir diese Harmonielehre, dass Du nicht willkommen bist. Du bist auf der Suche nach einem Schlafplatz, der etwas bequemer ist als der Asphalt? Wohin gehst Du? Hier jedenfalls kannst Du nicht bleiben; lass uns mit deinen niederen Sorgen in Ruhe während wir in höheren Sphären weilen.

Ehrlich: Wie muss man eigentlich drauf sein, um sowas zu fabrizieren? Es ist die eiskalte Demonstration, dass Not und Leid nicht vom geringsten Interesse sind, solange sie sich nur auf Männer beschränken. Wäre es andersrum, wäre Obdachlosigkeit weiblich, wäre es regelmäßiges Thema bei Freitag und Zeit wie z.B. auch die Lohnlüge und Gewalt (also gegen Frauen jetzt) und niemanden würde so ein Fauxpas unterlaufen; dann wäre man sensibilisiert gegenüber einer marginalisierten Minderheit, für die man Schutzräume fordern und auch erhalten würde, anstatt ihr ins Gesicht zu spucken. So aber wirkt das Empathidefizit. Die schöne neue Welt meint nicht alle, sie meint nicht diejenigen, gegen die man Hasskampagnen fährt, sei es, dass man ihre Täterschaft betont, sei es, dass man als renommierter Verlag Hassschriften veröffentlicht. Wer gehasst wird, dem wird nicht geholfen. Aber hey, psst: Männer können gar nicht Opfer von Sexismus sein, weil sie an der Macht sind! Muss man wissen.

Weiterlesen: Obdachlosigkeit.

Privilegiert.

Einen sehr, sehr lesenswerten Beitrag hat Gunnar Kunz verfasst: Justitia ist einäugig

Nochmal: Überholte Männlichkeitsideale

Vor kurzem habe ich darüber geschrieben, dass nach feministischer Auffassung überholte (und schädliche) Männlichkeitsideale dafür verantwortlich sind, dass sich Männer häufiger umbringen und andere Notlagen erleiden: Sie fragen nicht nach Hilfe, sind also „selbst schuld“ aber auf keinen Fall benachteiligt. Das lässt sich widerlegen mit dem Hinweis auf die Mainstreamberichterstattung, die konsequent weibliche Not betont und männliche Opfer unsichtbar macht. Dies ist eine Folge mangelnder Empathie gegenüber Männer: Männer in Not rühren nicht zu Tränen. Dieser Mangel führt auch zu weniger Zuwendung und Hilfe für Männer. Es gibt eine breite Forschung etwa zu Gewaltbetroffenheit von Frauen, Männer werden gar nicht erst gefragt. Für Frauen gibt es unzählige Hilfsmaßnahmen, für Männer kaum welche – unwillkommene Komplimente führen zu nationalen Debatten, während kein Journalist auch nur einen müden Finger krümmt, um mal die Frage zu stellen, warum sich Jungen elfmal häufiger umbringen als Mädchen und was man dagegen tun könnte.

Es liegt also folgendes vor: Einer Hälfte der Bevölkerung wird beigebracht, sich bei großen und kleinen Problemen Hilfe zu suchen, genauso, wie über Leid zu klagen. Der anderen Hälfte wird beigebracht, alleine klarzukommen, hart zu sein, nicht zu weinen und es Indianern nachzumachen, die vermeintlich keinen Schmerz kennen; nicht sich helfen zu lassen, sondern zu helfen; Ressourcen nicht zu verbrauchen, sondern zu schaffen – für andere nützlich zu sein. Und wenn er dem nicht mehr nachkommen kann, landet der Sklave auf der Müllkippe, der Obdachlosigkeit. Preisfrage: Welche Gruppe ist die benachteiligte?

Eine Feministin würde hier natürlich einwenden, dass das „Patriarchat“ eben auch schlecht für Männer ist. Der Fehler in diesem Argument ist aber, dass eine solche Gesellschaft kein „Patriarchat“ ist, da in der Theorie ein „Patriarchat“ eine Gesellschaft ist, die zum Vorteil von Männern ausgerichtet ist – was offenkundig nicht der Fall ist, bei all den Nachteilen, die Männer erleiden.

Weiter kann man einer Feministin dann auch entgegenhalten, dass sich Männer mit ihren „überholten Männlichkeitsidealen“ im Konkurrenzkampf besser durchsetzen können als Frauen. Die geringe Präsenz von Frauen in den Chefetagen ist also keine Folge von Diskriminierung, sondern dem Umstand geschuldet, dass Männer von ihrer Erziehung her härter und zäher sind (und Frauen zudem das Privileg genießen, als Mutter zuhause bleiben zu können und somit in der Karriere zurückbleiben. Dies ist aber keine geschlechtsspezifischer Nachteil, da auch Männer, die sich eine berufliche Auszeit nehmen, Einbußen erleben).