Archiv der Kategorie: Identitäre

Die Zerstörung der Linken

Wäre ich ein neoliberaler Thinktank, ich würde es genauso machen.

Es? Die Zerstörung der Linken.

Mit einer identitär-idiotären Ideologie, in der die schwarze, lesbische Multimillionärin mehr Aufmerksamkeit erfährt als der weiße, hetero-cis Obdachlose. Die Linke von heute orientiert sich nicht mehr an sozioökonomischen Gegebenheiten wie es ihrer Tradition entspricht. Ich z.B. wähle die Linke deshalb nicht mehr. Würden sie die Wagenknecht als Kanzlerkandidatin aufstellen, dann ja. Angeblich liegen bei den Linken die Nerven blank, kapieren aber nicht, dass für ihr schlechtes Abschneiden jene Fäulnis verantwortlich ist, die auch Wagenknecht aus der Partei ekelt.

Aber wenn ich davon spreche, dann bin ich natürlich ein Verschwörungstheoretiker. Aber, surprise: Immer wieder haben sich Menschen verschworen, wie z.B. die Nazis, die dann auch die Macht übernahmen. Und da Verschwörungen definitionsgemäß im Dunklen, im Geheimen agieren, ist es dort schwierig, Licht in die Angelegenheit zu bringen, wie es hier einfach ist, denjenigen, der es versucht, als armen Irren hinzustellen.

Was jetzt die neoliberalen Thinktanks angeht: Die drehen nicht den ganzen Tag Däumchen. Die werden mit Millionengeldern gefördert und dafür erwartet man Ergebnisse. Und den Menschen, den linken, einzureden, Hautfarbe und sexuelle Orientierung wären wichtiger als die Frage, über wieviel Kapital man verfügt… das ist einfach… brillant.

Billy Coen: Linke gegen Linke

Billy Coen:

Was mich immer wieder am meisten verblüfft: hier im Forum schreiben nun nicht gerade wenige politisch eher bis klar links stehende User regelmäßig mit. Sie haben unterschiedlichen persönlichen Hintergrund und gehören auch unterschiedlichsten linken Strömungen oder / und Denkschulen an. Dennoch haben sie sowohl miteinander als auch mit dem Rest der hiesigen User eines gemein: sie lehnen postmoderne Identitätspolitik ab, äußern sich regelmäßig höchst kritisch über Themen wie Islam oder BLM und lassen kein gutes Haar an dem derzeitigen „linken“ politischen Lager in unserer Parteienlandschaft.

Dennoch kommen immer wieder derartig pauschale Rundumschläge gegen „Linke“. Wie kriegt man die hier zu erlebende Realität von Linken mit einem derart holzschnittartigen Bild unter eine Decke? Oder wird dann auf einmal mal eben der echte Schotte anders herum verwendet als gerne in die andere Richtung vorgeworfen: sind auf einmal die hier postenden Linken keine echten Linken?

Crumar über das neue Verständnis von Rassismus und Unterdrückung

Ein Kommentar, zu wertvoll, um ihn in der Versenkung verschwinden zu lassen:

(…)

„Unterdrückung“ ist inzwischen das hyperbole Standardwort geworden – man ist nicht einfach benachteiligt oder diskriminiert, sondern „oppressed“ und das muss nicht nachgewiesen werden, sondern wird einfach aus der „Theorie“ abgeleitet.

Dieses Konzept hat nichts mehr mit dem ursprünglichen „Class, Race, Gender“ zu tun, in dem sich in einer kapitalistischen Gesellschaft Mehrfach-Benachteiligungen nach Klasse, Geschlecht und Hautfarbe ergeben (können).
Sondern die Klasse, auch die sozioökonomische Position des Individuums spielt gar keine Rolle mehr, alles wird wird aus einer eindimensionalen Perspektive der „Rasse“ gesehen.

Und zwar einer sehr speziellen.
Unterstellt wird, a. alle „Weißen“ hätte eine über die Sozialisation erzeugte Gruppenidentität, die es ihnen b. ermöglicht, gemeinsam ein System weißer Vorherrschaft (White Supremacy) aufrecht zu erhalten, um c. aus diesem ihre weißen Privilegien (White Privilege) zu beziehen.

Demzufolge sind zwangsläufig alle (!!!) „Weißen“ Rassisten, vorzugsweise die gebildeten Progressiven, welche leugnen rassistisch zu sein.
Wer sich bspw. Martin Luther King zu Herzen genommen hat, ist ein besonders gefährlicher Rassist, denn er leugnet seinen Rassismus und seine Verstrickung in die weiße Vorherrschaft.
Es kann umgekehrt keinen Rassismus gegen „Weiße“ geben, weil nur „Weiße“ die Macht in diesem System haben.

Aus dieser Ideologie lässt sich zwanglos ableiten, dass es Armut von „Weißen“ gar nicht geben kann, denn trotz ihrer sozioökonomischen Stellung in der Gesellschaft sind sie als „Weiße“ privilegiert. Die reine Unterstellung reicht bereits, ein Beweis muss gar nicht mehr erbracht werden.
Andererseits reicht die gefühlte Unterdrückung bereits aus, um tatsächlich unterdrückt zu sein (Feminismus sei Dank!).

Wie praktisch, dass diese „Weißen“ die Mehrheit der Armen in den USA stellen. Falls man sich fragt, warum eine solch „revolutionäre“ Bewegung so großzügig von Milliardären und deren Stiftungen (Ford, Soros) unterstützt wird – nun ja, eine nützliche „Theorie“.

Es ist dadurch möglich, selektiv Gruppen die Unterstützung und das Mitleid in ihrer realen Situation von Armut und Verzweiflung zu entziehen. Wer sich mit der falschen Hautfarbe und dem falschen Geschlecht in einer solchen Situation befindet, den kann man ruhig noch treten.

Es ergibt sich ebenfalls ein sehr spezieller Blick auf den Globus und die Geschichte, in dem alle Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnisse ausgeblendet werden, die dieser einzigartigen Sichtweise nicht entsprechen.

Die Sklaverei in arabischen Staaten kann es gar nicht gegeben haben und geben, das Osmanische Reich und die Barbareskenstaaten, die Sklaven handelnden afrikanischen Herrscher und Stämme werden ignoriert.
Auch die sprachliche Herkunft > „slave“ = Slawe.
Hat der Unterdrücker die falsche Hautfarbe, die falsche Religion, das falsche Geschlecht, dann wird man keinen Protest vernehmen können.

Was sich aus einem weiteren Aspekt der „Theorie“ ergibt, wonach es sich bei universellen Prinzipien um solche handelt, die von „Weißen“ erfunden worden sind und selbstredend nur „Weißen“ nutzen.
D.h. in diesem Raster ist die durch und durch ideologische Wahrnehmung der Realität kein bug, es ist das feature.

Es ergibt sich aus einer Institutionalisierung dieser „Theorie“ zwangsläufig ein riesiger Bedarf an Geschichtsfälschung und Leugnung der empirischen Realität und natürlich wirkt sie spaltend in der Bevölkerung. Deshalb wird sie seitens des „progressiven Neoliberalismus“ so hofiert.

Was das aus Individuen macht, wie sie zugerichtet, dressiert werden und sich selber zurichten, dafür ist das Video ein Beispiel aus dem Lehrbuch.
Tauscht einfach spaßeshalber „Weiße“ durch „Juden“ aus und stellt euch eine Befragung durch den „Stürmer“ im Jahr 1933 vor: „Wo sänd de Joden aigentlich öberlägen?“ Und dä Arrrier gäben eine Antwort!

Crumar: Über alte Linke, Linksidentitäre und Anti-Rassismus

Ein Kommentar, zu wertvoll, um ihn in der Versenkung verschwinden zu lassen:

Das Problem ist, was die alte Linke – darunter Marxisten – als „Anti-Rassismus“ verstanden hat, hat mit dem, was Linksidentitäre darunter verstehen nichts mehr zu tun.

Die alte Linke ging von dem Universalismus aus, dass alle Menschen gleich sind (im Sinne von Rechten, Freiheit, Menschenwürde) und Stereotype, Klischees und Vorurteile gegenüber anderen Gruppen zwar existieren, aber überwunden werden können.

Die Linksidentitären gehen davon aus, dass dieser Universalismus eine Erfindung der Weißen ist, die sich selber damit als Maßstab setzen und diese Werte dazu dienen, ihre weiße Vorherrschaft (white supremacy), die ihnen weiße Privilegien (white privilege) sichert, zu legitimieren. Kurz: Es ist ein Machtreduktionismus par excellence. Was aber bspw. an „Menschenwürde“ spezifisch weiß sein soll, erschließt sich nur den „woken“.

In diese „weißen Privilegien“ wird man hineingeboren – wie praktisch für diese „Theorie“, dass man sich damit einen Blick auf die konkrete Sozialstruktur eines Landes ersparen kann. Unglaubliche Arbeitszeitverkürzung. /sarcasm
Aus dieser unwissenschaftlichen Sicht ist es „logisch“, dass ALLE Weißen privilegiert sind und ja, auch der weiße obdachlose Mann ist zweifach privilegiert gegenüber einer schwarzen Multi-Millionärin.

Hier wird immer wieder kritisiert, es handle sich um einen primitiven „Kollektivismus“ – das ist nur die halbe Wahrheit. Es sind vor allem „Kollektive“, die überhaupt nicht existieren. Es sind reine Kopfgeburten einer Pseudo-Theorie auf biologistischer Basis.

Dieser Rassismus ist „den Weißen“ also angeboren, sie haben ihn gefälligst zu gestehen (als „racial bias“) und wiedergutzumachen, indem sie ihre Macht und Privilegien abgeben. Er ließe sich nur durch jahrelanges antirassistisches Training im Zaum halten und ist prinzipiell unüberwindbar.

Wie ausgesprochen hilfreich für den Broterwerb als ein solcher Trainer, dass man a. als Weißer nur rassistisch sein kann (gerade wer leugnet er sei Rassist ist einer), b. jede Form von Ungleichheit darauf hindeutet, dahinter steckt Rassismus und c. auch jeder zwischenmenschliche Konflikt, wie auch jede Interaktion zwischen den „Rassen“ zwangsläufig eine rassistische Komponente hat.

Und jetzt stelle dir vor, wie eine Gesellschaft aussieht, die nur ausreichend genug „trainiert“ worden ist, nämlich mit Folgen, die absehbar sind: Gegenseitiges Misstrauen, permanente Vorwürfe und Unterstellungen von einer Seite, Rückzug in die jeweiligen „Kollektive“, Segregation. Also prinzipiell das genaue Gegenteil von dem, was die alte Linke – mit Martin Luther King – gewollt hat, nämlich einen Menschen nach seinem Charakter, nicht nach seiner Hautfarbe zu beurteilen.

Die Theorie hinter dem Begriff „Anti-Rassismus“ hat sich komplett geändert, das liegt nicht am „Das ist kein echter™ xxx“, sondern die Linksidentitären wollen den Begriff kapern, um ihr völlig absurde, kontraproduktive „Theorie“ durchzusetzen.

An der extrem auffällt, Fragen sozialer Ungleichheit werde nicht mehr allgemein behandelt (s. weißer obdachloser Mann), sondern nur noch im Kontext der Hautfarbe. Womit es vortrefflich gelingt, weiße Armut – und damit die absolute Mehrheit der Armen in den USA – einfach verschwinden zu lassen. Die sind schließlich privilegiert. Durch die Überführung einer sozialen Frage in einer der „Rasse“, ist man die soziale Frage elegant losgeworden.

Rate mal, wie es mir geht, mit diesem Pack in einem Atemzug als „Linker“ genannt zu werden. Es handelt sich bei den Linksidentitären um die beste Linke, die man für Geld kaufen kann.

Billy Coen: Verdrängung der Klassenfrage durch Intersektionalismus, oder wie Privilegierte mit gutem linken Gewissen privilegiert werden

Billy Coen:

Ich kann mir vorstellen, dass sich in den Kreisen der nicht wenigen linken Akademiker bzgl. der eigenen Position und Rolle in der Gesellschaft ein Unwohlsein eingenistet hatte. Auf der einen Seite fand man Marx toll, sah aber auch, dass man selbst zu denen gehörte, die über Einfluss und nicht selten Wohlstand verfügten. Eine „linke“ Ideologie, die dann darauf abhebt, dass viel wichtiger als die Zugehörigkeit zu gesellschaftlichen Klassen / Schichten in Wahrheit die Zugehörigkeit zu irgendwelchen mehr oder weniger willkürlichen Gruppen ist, aus denen sich angeblich individuelle Privilegien oder auch Diskriminierungserfahrungen ergeben, kann da als persönlich sehr entlastend wirken. Entweder kann man sich so auf einmal sogar selbst als ganz doll unterdrückt darstellen (Ich habe zwar zig Millionen auf dem Konto und für mich arbeiten 20 000 Menschen, aber ich bin eine schwarze, lesbische, muslimische Rollstuhlfahrerin; bitte unterstützt mich in meinem harten Los!) oder sich wesentlich einfacher, weil oft nur rein virtuell stattfindend, als tugendhafter Unterstützer inszenieren, ohne sich dabei selbst existentieller Bedrohung ausgeliefert sehen zu müssen.

Ein Einfallstor, zumindest in Europa, dürfte dabei tatsächlich die irrige Ansicht gewesen sein, Feminismus sei links, so dass sich mit dieser Ideologie erstmals im linken Lager eine eindeutig auf biologistischem Essentialismus aufbauende Weltsicht ausbreiten konnte (Männer unterdrücken Frauen). Schon damals wurde dabei standhaft der offensichtliche Widerspruch dieses Gemeinplatzes zur traditionell linken Klassenfrage ignoriert, gewiss nicht ohne teils erhebliches Bewältigen kognitiver Dissonanzen. Die Frage, wie ein männlicher Tagelöhner denn bitte die Gattin eines Bankchefs unterdrücken solle, war so naheliegend und derart entwaffnend, dass sie einfach nicht mehr gestellt werden durfte, sobald es um die „Geschlechterfrage“ ging.

Durch die nunmehr nahezu vollständig stattgefundene Importierung weiterführender intersektionalistischer Biologismen aus den USA, stehen Identitätslinke endgültig nicht mehr vor der Aufgabe, diesen Widerspruch verleugnen zu müssen. In ihrem Weltbild wurde die traditionell linke Klassenfrage unter derart viel Bullshit begraben, dass sie quasi nonexistent geworden ist. Identitätslinke müssen keine kognitiven Dissonanzen mehr auflösen, um die offenen Widersprüche ihres biologistischen Essentialismus‘ zur Klassenfrage zu bewältigen, sie sehen diese Widersprüche einfach nicht mehr, weil das Konzept von Klasse in ihren Überlegungen gar nicht mehr auftaucht.

Es ist also wohl eher keine „böse Absicht“, sondern eher eine Entwicklung aus Bequemlichkeit heraus. Der Intersektionalismus ist ein klares Kind elitärer Kreise. Auch in diesen Kreisen ist es schick, sich selbst als links zu bezeichnen, weil links irgendwie allgemein als „gut“ gelabelt wird. Der Intersektionalismus als „linke“ Ideologie bringt nun aber direkt mit sich, dass sich Leute, die nach traditionell linker Sichtweise klar zu den „Privilegierten“ zählen, sich nicht mehr als solche fühlen und hinterfragen müssen. Der Intersektionalismus hält für viele Dinge bereit, dank derer sie sich an sich selbst etwas suchen können, um sich trotz allem Wohlstands und gesellschaftlichem Einflusses als irgendwie doch eigentliches Opfer darstellen zu können. So kann man sich auch als reiche Bankierstochter links fühlen, ohne sich aufgrund der eigenen Überzeugungen hinterfragen zu müssen.

Und selbst jene, für die der intersektionale Opferkatalog kein Kriterium bereithält, können Abbitte leisten, ohne wirklich schmerzhaft ans Eingemachte gehen zu müssen. Zumindest bis jetzt reicht es für jene aus, sich einfach ab und zu via Twitter ob ihrer weißen Männlichkeit verbal zu geißeln, um sich auch weiterhin als einer von den Guten fühlen zu können.

Früher haben Intellektuelle die linke Arbeiterbewegung philosophisch mit Ideen unterstützt, heute haben sie sie auf dem politischen Parkett weitgehend hingerichtet und ersetzt durch eine „linke“ Ideologie, mit der sie sich in erster Linie selbst aufgrund ihres eigenen gesellschaftlichen Status‘ reinwaschen können, sich nicht ob ihrer eigenen Privilegien „schämen“ müssen.

Lucas Schoppe über Biologismus und identitäre Linke

Lucas Schoppe:

Ich weiß nicht, ob es wirklich eine gute Idee ist, dem Biologismus der identitären Linken – die sich auf die Kategorien Rasse und Geschlecht kapriziert – mit einem anderen Biologismus zu begegnen. Dass Frauen stärker auf Gefühle, Männer stärker auf Sachebenenen bezogen wären, ist klischeehaft und erklärt zudem die linke Identitätspolitik, die sich auch in den „Grievance Studies“ ausprägt, nicht gut.

Denn deren Kennzeichen ist es ja keineswegs, dass dort Gefühle wichtig wären, sondern dass sauber zwischen Menschen unterscheiden wird, die Unterstützung verdienen, und denen, die es nicht tun. Die Gefühle der Menschen, die zur zweiten Gruppe gehören, werden dann entweder als toxisch dämonisiert oder als „white/male tears“ etc. lächerlich gemacht. Jeder klassische Sozialdemokrat war vielfach empathischer, als linke Identitätspolitiker es sind.

Gefühle sind bei denen lediglich eine Auszeichnung derjenigen Gruppen, die als wichtig wahrgenommen werden. Der Sinn einer Fixierung auf Gefühle ist es dann nicht aber etwa, diesen Menschen gerecht zu werden (denn dazu müssten Gefühle ggfs. ja auch mal kontextualisiert werden) – sondern ihnen die Last zu nehmen, ihre Position allgemein nachvollziehbar, mit Bezug auf eine gemeinsame Welt und in einem gemeinsamen Diskurs begründen zu müssen. Was für Gefühle sie haben, ist dann völlig unwichtig – wichtig ist lediglich, dass die Berufung auf Gefühle von Begründungspflichten und Plausibilitätserwartungen befreit. „Ich erlebe das so – willst DU mir das absprechen?“

Gut erkennbar ist die identitätspolitische Zweiteilung der Menschen am Beispiel der WUT, die bei den einen als Kennzeichen ihrer Niedrigkeit dasteht und ihre Position völlig entwertet („Angry white men“ etc.), bei den anderen als kräftiger und vitaler Ausdruck von Gerechtigskeitsbedürfnissen durchgeht.

Das ist u.a. deswegen interessant, weil die Zuschreibung der Wut zuerst SCHWARZE Männer und auch Frauen getroffen hat. Es ist eine im Kern immer schon rassistische Zuschreibung von oben herab, in der Emotionen als Ausweis von Primitivität hingestellt werden.

Kennzeichen der linken Identitätspolitik ist also keineswegs die Berufung auf Gefühle, sondern die Absage an universelle Konzepte. Dass ausgerechnet eine „linke“ Politik sich so entwickeln konnte, lässt sich leicht erklären. Mit dem Erfolg linker (in Deutschland: sozialdemokratischer) Politik wurden linke Parteien für Menschen interessant, die Positionen in den Institutionen anstrebten. Die SPD hat sich z.B. im Vergleich zur SPD der sechziger Jahre zu einer durchweg bürgerlichen Partei entwickelt, in der klassische Arbeiter kaum noch Chancen haben.

Das heißt: Hier sind jetzt Akteure entscheidend, die nicht mehr an gleichen Rechten für alle interessiert sind, sondern die ihre eigene, durchaus privilegierte Position behaupten und politisch orchestrieren möchten. Dafür ist es sinnvoll, Menschen in Opfer und Täter, Marginalisierte und Privilegierte etc. einzuteilen. Das knüpft erstens oberflächlich an klassische linke Konzepte an und dient zweitens der Begründung institutioneller Machtausweitungen – denn es gibt ja immer Gruppen von Menschen, die gegen andere Gruppen von Menschen Schutz und Beistand brauchen.

Die biologistische Orientierung (Rasse/Hautfarbe, Geschlecht) macht die Zuordnung jeweils sehr leicht und dient zudem dazu, ÖKONOMISCHE Unterschiede und Abhängigkeiten zu kaschieren. Daher ist es auch Kennzeichen der identitäten Linken, ökonomische Argumente immer nur oberflächlich anzuführen und von „Strukturen“ so zu reden, dass regelrecht gezielt Diffusion hergestellt wird. Um Gefühle geht es dabei nicht: Die Berufung auf Gefühle dient lediglich dazu, vielen allgemein relevanten Fragen ausweichen zu können.

Daher finde ich es auch völlig falsch, diese Politik auf Marx zurückzuführen. Ich würde an Marx zwar einiges aussetzen, aber DIESE Politik ist so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was er vertreten hat.