Ein Kommentar, zu wertvoll, um ihn in der Versenkung verschwinden zu lassen:
„Video hat mich der Vergleich der „leichenstrecke“ zw Locke und Marx umgehauen. Das ist so falsch auf so vielen Ebenen, da weiß man gar nicht wo anfangen.“
Die Darstellung in dem Video ist in der Grundtendenz richtig, allerdings sind die Leichenberge, die der Liberalismus/Kapitalismus produziert hat, wahrscheinlich größer als die Leichenberge, die der sogenannte real existierende Sozialismus (in Wahrheit Staatskapitalismus) produziert hat. Dieser Aspekt kommt in dem Video nicht so deutlich zum Ausdruck und dies könnte in der Tat kritisiert werden.
Bezüglich der Verbrechensgeschichte des Liberalismus/Kapitalismus hatte ich ja schon mehrfach auf Standardwerke zu diesem Thema hingewiesen:
1. Domenico Losurdo – Freiheit als Privileg. Eine Gegengeschichte des Liberalismus
Hier eine kurze Rezension zu dem Buch beim Humanistischen Pressedienst:
http://hpd.de/node/13383
2. Robert Kurz – Schwarzbuch Kapitalismus. Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft
Dieses Buch kann vollständig im Netz gelesen werden:
http://www.exit-online.org/pdf/schwarzbuch.pdf
3. Noam Chomsky – Wirtschaft und Gewalt. Vom Kolonialismus zur neuen Weltordnung
https://www.bol.de/shop/home/artikeldetails/ID42827145.html
4. Mike Davis – Die Geburt der Dritten Welt
https://www.buecher.de/shop/kolonialgeschichte/die-geburt-der-dritten-welt/davis-mike/products_products/detail/prod_id/10858900/
Die statistischen Tricks, mit denen heute versucht wird, den Eindruck zu erwecken, dass der globale Kapitalismus die Armut in der Welt deutlich verringern würde, beschreibt übrigens der Wirtschaftswissenschaftler und Anthropologe Jason Hickel in einem Kapitel seines Buches „Die Tyrannei des Wachstums. Wie globale Ungleichheit die Welt spaltet und was dagegen zu tun ist“:
https://www.bol.de/shop/home/artikeldetails/ID87951498.html
„Da Du aber möglicherweise auch so vernagelt bist, das nicht auf anhieb zu sehen 8immerhin hast du gedacht, das Video sei so insgesamt als ernst zu nehmende Kritik an Petersons marxismuskritik zu werten),“
Wenn ich das Video von „Zero Books“ nicht begründet für eine gute Kritik an Petersons Marxismuskritik halten würde, hätte ich es wohl nicht verlinkt.
„zumindest ein dezenter Hinweis (dabei belasse ich es aber jetzt wirklich):
Was dem Marxismus besonders vorzuwerfen ist, sind nicht allein die Leichenberge im Zuge der jeweiligen „Revolution“ selbst. die sind zwar schrecklich, aber eben inhärent bei solchen Revolutionen. Und die Französische war da sicher eine der grausigsten.“
In dem Video von „Zero Books“ geht es ja auch nicht nur um die Leichenberge im Zuge von Revolutionen, an denen Marxisten beteiligt waren, sondern um die Leichenberge, die insgesamt, laut dem „Schwarzbuch des Kommunismus“
https://www.amazon.de/Das-Schwarzbuch-Kommunismus-Unterdr%C3%BCckung-Verbrechen/dp/3492040535/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1540743696&sr=1-1&keywords=schwarzbuch+kommunismus
– das ich übrigens lesenswert finde – durch autoritäre marxistisch-leninistische Gruppen/Regimes produziert wurden.
Und ebenso geht es in dem Video natürlich nicht nur um die Leichenberge im Zuge von Revolutionen, an denen Frühliberale/Liberale beteiligt waren, sondern um die Leichenberge, die insgesamt durch Liberalismus/Kapitalismus produziert wurden. Literatur dazu habe ich oben ja angegeben.
In meinem Bücherregal stehen sowohl Standardwerke zur Verbrechensgeschichte des sogenannten real existierenden Sozialismus (in Wahrheit Staatskapitalismus) als auch Standardwerke zur Verbrechensgeschichte des Liberalismus/Kapitalismus und übrigens ebenso Standardwerke zur Kriminalgeschichte des Christentums wie zur Krimininalgeschichte des Islams.
In meiner politischen Weltsicht stehen allerdings weder Marxismus, noch Liberalismus, sondern der libertäre Sozialismus in der Tradition des Sozial-Anarchismus im Zentrum. Aus den direktdemokratischen und föderalistischen Organisationsstrukturen, die unter dem Einfluss anarchistischer Ideen zeitweise in bestimmten Regionen (z.B. Spanien und der Ukraine) von Teilen der Bevölkerung verwirklicht wurden, sind nie Diktaturen hervorgegangen.
Die freiheitlich-sozialistischen Organisationsformen sind vielmehr durch Gewalt von außen zerstört worden, z.T. durch diejenigen, die Jordan Peterson fälschlich als „Kommunisten“ bezeichnet, z.T. auch durch Faschisten. Autoritäre Marxisten-Leninisten mögen „echten Kommunismus“ oder „echten Sozialismus“ nämlich genausowenig wie Jordan Peterson und sie haben überall, wo libertär-sozialistische Organisationsstrukturen zeitweise verwirklicht wurden, stets alles getan, um diese schnellstmöglich zu beseitigen.
Allerdings – und das ist wichtig – gilt dies nur für die marxistisch-leninistischen Strömungen, also die autoritär-marxistischen Strömungen. Es hat aber auch immer demokratische marxistische Strömungen gegeben und es gab und gibt auch stets relativ Anarchismus-nahe, also basisdemokratisch-orientierte marxistische Strömungen, die wir Anarchisten meist mit dem Oberbegriff „libertäre Marxisten“ zusammenfassen. Mit libertären Marxisten haben Anarchisten und Syndikalisten historisch stets kooperiert. Libertäre Marxisten haben, historisch betrachtet, sogar oft mit der Waffe in der Hand basisdemokratische, freiheitlich-sozialistische Organisationsformen gegen die gewaltsamen Angriffe von autoritären Marxisten-Leninisten verteidigt, (genauso wie Anarchisten und Syndikalisten diese notfalls mit Gewalt gegen gewaltsame Angriffe verteidigt haben).
Man sollte daher stets versuchen klar zwischen undemokratischen und demokratischen marxistischen Strömungen zu differenzieren, denn diese unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Theorie und Praxis erheblich.
„Der eigentliche Vorwurf richtet sich gegen die danach errichtete Gesellschaft und die Leichenberge, die sich jeweils regelmäßig als Begleiterscheinungen der Kommunistischen Regime halt so einstellen – innerhalb der eigenen, eigentlich doch kommunistisch zu „beglückende“ Bevölkerung. Und genau das ist schon ein sehr erheblicher Unterschied zu aufgeklärten oder kapitalistischen Gesellschaften.“
Die oben genannten Bücher zur Verbrechensgeschichte des Liberalismus/Kapitalismus beinhalten natürlich ebenfalls Informationen zu den Opfern, die legitimiert durch bestimmte Varianten liberaler/kapitalistischer Ideologie, z.B. durch schlechte Arbeitsbedingungen, Sklaverei, Ausbeutung, Diktatur, Hunger, Kolonialismus, imperialistische Kriege usw. Leid erfahren mussten und ums Leben gekommen sind.
„(Die Leichenberge aus den Kriegen nehme ich dabei ausdrücklich aus – ich finde es nicht ohne weiteres legitim, die jeweils der „kapitalistischen“ oder kommunistischen Seite zuzuschlagen. Der Krieg folgt da seinen eigenen Regeln, und alle Seiten haben da dreck am stecken. )“
Imperialistisch motivierte Kriege sollten m.E. in die Berechnungen einbezogen werden.
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