Ich bin zwei Meter groß, dank Muskelmasse breit wie hoch, trage Bomberjacke und Springerstiefel. Unter meinem rechten Auge sind vier Tränen tätowiert als Hinweis darauf, dass ich bereits vier Menschen getötet habe und ein weiteres Tattoo quer über meine Stirn verkündet: „Kill all feminists!”.
Mit diesem Äußeren stelle ich klar, dass ich Frauen gut beschützen kann; „protector of the loved ones“ ist ein Kriterium für die weibliche Partnerwahl, und so also spreche ich Frauen an. Sie fühlen sich sicher und geborgen in meiner Gegenwart.
Natürlich kommen für mich nur Frauen in Frage, die männerfreundlich sind. Also stelle ich klar, dass ich Nichtfeminist bin (Antifeminist und Maskulist klingen mir zu dogmatisch) und frage, ob sie Feministin ist. Und: Sie sagen es nicht.
Ok, warum nicht? Haben sie Angst? Befürchten sie, dass ich auf sie losgehe, wenn sie mir ihre Geisteshaltung offenbaren? Das klingt erstmal stichhaltig. Aber warum geben sie mir dann ihre richtige Nummer, anstatt einer Fakenummer? Warum rufen sie an und teilen intime Momente mit mir? Warum rücken sie mit ihrer Gesinnung nicht raus, wenn keine Gefahr mehr besteht, dass ich sie misshandeln könnte?
Das ist ein Problem, denn: Es tut mir weh.
Hoffmann schreibt:
Männer verlieben sich schneller als Frauen. In einer Studie, in der 700 Paare befragt wurden, zeigte sich, dass 20 % der Männer sich schon vor dem vierten Rendezvous verliebt hatten. Hingegen hatten nur 15 % der Frauen Amors Pfeil gespürt. Bei der zwanzigsten Verabredung waren sich 45 % der Frauen immer noch nicht über ihre Gefühle im Klaren, verglichen mit lediglich 30 % bei den Männern. (283, 260; 70, 439). Diese US-amerikanischen Ergebnisse werden durch sehr ähnliche Zahlen des Münchner Max- Planck-Instituts bestätigt. (316, 185). Dort stellte man fest, dass der Mann seine Entscheidung genau genommen bereits in den ersten Sekunden des Kennenlernens fällt: Wenn ihm seine Intuition sagt »Das ist die Richtige!«, wird er unumkehrbar seine gesamte emotionale Energie auf diese Frau bündeln. Sie hingegen weiß, dass sie Zeit hat, und die lässt sie sich auch: Während ihr Verehrer schon unaufhaltsam verstrickt ist, wägt sie noch skeptisch prüfend eine Begegnung nach der anderen ab, wobei der Großteil ihrer Entscheidungen vom Kopf gesteuert wird.
Für mich bedeutet das, dass ich Herzschmerz erleide, wenn sie mir dann – zum Beispiel zum Abschied – reinreibt, dass sie Feministin ist, und ihr das Schicksal der Jungen und Männer am Arsch vorbeigeht. Wenn mir das mit irgendeiner Internetperson erlebe, die ich nie wiedersehen werde, egal, aber wenn das mit einer Frau passiert, zu der ich bereits eine erste zarte Bindung aufgebaut habe: Das tut weh. Es ist eine echte echte Belastung.
Und es ist ärgerlich, da es meinen tollen Plan über den Haufen wirft, gleich zu Beginn einer potentiellen Partnerin auf den Zahn zu fühlen, wessen Geistes Kind sie ist. Warum rücken sie nicht damit raus? Sie müssen doch wissen, dass das schiefgeht.
Also muss man darauf achten, was sie nicht sagt. Oder wie sie es sagt. Mit welcher Betonung sie die Wörter „Männer“ und „Frauen“ ausspricht und in welchen Kontext sie sie stellt, so lässt sich ein Ressentiment gegen Männer raushören, mit etwas Glück.